Speyer Zeichen für Offenheit in jeder Beziehung

Picknick auf den Domwiesen: Jugendstadtrat und Inspeyered hatten zu Gesprächen eingeladen.
Picknick auf den Domwiesen: Jugendstadtrat und Inspeyered hatten zu Gesprächen eingeladen.

Fast 1000 Tische waren am Samstag auf deutschen Wegen, Marktplätzen, in Parks, Gärten oder am Strand gedeckt. Anlass: der vor fünf Jahren in Berlin ins Leben gerufenen „Tag der offenen Gesellschaft“. Einer stand in Speyer. Auf den Domwiesen haben Jugendstadtrat und der Verein Inspeyered unabhängig voneinander für Toleranz, Gastfreundschaft, Vielfalt und Freiheit getafelt.

Das Buffet ist auf der Mauer der Steinbühne zu Füßen des Doms aufgebaut. An den T-Shirts „#dafür“ sind Inspeyered-Mitglieder zu erkennen, an mitgebrachten bunten Decken und Schüsseln voller ess- und trinkbarer Köstlichkeiten zahlreiche Familien, junge und ältere Speyerer, die der Einladung zum gemeinsamen Picknick gefolgt sind. Die meisten sind per Fahrrad gekommen, einige sogar aus den Umlandgemeinden. „Wir wollen heute Zeichen fürs Dafür setzen“, erklärt Inspeyered-Vorstandssprecherin Sophie Etzkorn. Das heißt: „Für Offenheit in jeder Beziehung.“ Als einziges „Dagegen“ lässt sie das Anti-Schnaken-Spray gelten, das die Veranstalter zur Verfügung stellen und von dem die Besucher schon am frühen Nachmittag reichlich Gebrauch machen. „Was ist vegan?“, fragt eine junge Mutter vor dem Buffet. So gut wie alles, stellt sich heraus. Heidrun Lehrs Picknick-Beitrag ist „auf jeden Fall vegetarisch“, betont die Speyererin. Sie ist erstmals dabei. „Eigentlich wollte ich mich nur informieren. Jetzt ist es ein schöner Nachmittag geworden.“ Jan Egly betrachtet die Postkartenaufschrift „Hast Du Rücken oder Haltung?“. Auch er war noch nie beim Tag der offenen Gesellschaft. „Das ist eine gute Möglichkeit zu zeigen, dass wir alle gleich sind und jeder willkommen ist“, beschreibt er seine Haltung. Wer keinen Teller dabei hat, erhält einen aus Eglys Vorrat. Inklusive Besteck. Schnaken besetzen Kuchen, Salate, Haut und Gras. Eigentlich ist das Picknick bis 20 Uhr gedacht. „Ich glaube, das Ende kommt plötzlich“, meint Etzkorn angesichts der Insekten-Invasion. Ein Stück weiter kämpft ein rundes Dutzend Jugendlicher auch ziemlich erfolglos gegen die sechsbeinigen Angreifer. Unter dem Schwerpunktthema sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität hat der Jugendstadtrat zum LGBT-Picknick eingeladen. Die Abkürzung steht für lesbische, schwule, transsexuelle und andere Lebensformen. Mark Blattner, pfälzischer Regionalkoordinator vom Netzwerk Queernet-RLP holt den Elefanten Elmar aus seinem Medienkoffer. „Ein bunter unter lauter grauen. Wie wir“, sagt ein Junge. Sexuelle Vielfalt öffentlich zu machen sei ihre Idee gewesen, sagt Jugendstadträtin Theodora Talpeann. Sie gehöre selbst der Gemeinschaft an und habe im Jugendstadtrat versprochen, sich um LGBT in Speyer zu kümmern, betont sie. „Wir wollen zeigen dass hier keine Geschlechtervariation alleine ist.“ Zwei Jungen informieren sich im Medienkoffer. Henryke schneidet eine Melone in kleine Stücke, alle teilen sich Erdbeeren. „Die Speyerer sind offener für Geschlechtervielfalt als Südpfälzer“, berichtet Blattner von entsprechenden Erfahrungen. Theodora stimmt ihm zu. Rund um den aufgestellten Pavillon wehen Regenbogen-Fahnen. „Wir wollen ein öffentliches Zeichen setzen gegen Homo- und Transphobie“, erklärt die Jugendstadträtin. Immer mehr Jugendliche bringen Kuchen, Brezel, Obst, Süßigkeiten und Getränke. Einer setzt die Musikanlage in Gang. „Richtig gemütlich“, sagt ein Mädchen. „Nur Schatten fehlt.“

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