Speyer Wunder der Natur in 16 Schränken

Erich Bettag vor einer der Vitrinen: Schmetterlinge machen einen großen Teil seiner Sammlung aus.
Erich Bettag vor einer der Vitrinen: Schmetterlinge machen einen großen Teil seiner Sammlung aus.

Will man das Leben und die Lebensleistung von Erich Bettag beschreiben, bleiben Lücken. Entdecker, Forscher, Sammler, Naturschützer, Holzbildhauer, Suchender sind unzureichende Begriffe der Annäherung. Exponate aus seiner einmaligen, prall gefüllten Schatztruhe der Erdzeitalter sind seit Mittwochabend als Dauerausstellung im „Musealen Naturzentrum“ der Realschule plus in Dudenhofen zu sehen.

Die Eröffnung nach einem Jahr Vorbereitung konnte Bettag mit vielen Freunden, Wegbegleitern und Gästen feiern. Wer das Glück hatte, im Pulk einen vorderen Platz zu haben, konnte der Führung durch die Flure des zweiten Schul-Obergeschosses und Bettags Erläuterungen zu seinen dort in 16 Glasschränken aufgereihten Fossilien, Insekten und bearbeiteten Holz-Anomalien folgen. Zusammen mit Laura Fauß dokumentierte er zudem die Sammlung in einem vom Verein für Heimatgeschichte und -kultur aufgelegten, käuflich zu erwerbenden Katalog. Bald 70 Jahre ist Bettag unterwegs, hat er in aller Welt Funde über die Erdzeiten vom Kambrium vor 545 Millionen Jahren bis zum Erscheinen des Menschen vor etwa 2,6 Millionen Jahren zusammengetragen. Der 82-Jährige: „Interessant sind die Kolonien der ersten kleinen Lebewesen aus dem Flachmeer in Nordeuropa und Wales und der herrlichen Dreilapperkrebse aus den verschiedenen Erdzeitaltern, die Schlangenarten oder der Aal aus dem Eozän. Wer hat schon mal das Vorderbein eines Mammuts und seinen Unterkiefer gesehen.“ Auch der Geschichte des Menschen war Bettag auf der Spur, erkundete seine ersten Werkzeuge, altsteinzeitliche Faustkeile aus Kalkgestein nördlich des Luberon-Gebirges in Südfrankreich oder jungsteinzeitliche, aus hartem, glasigem Feuerstein gefertigte Werkzeuge in Charleroi, Belgien. Mineralienfunde, vornehmlich aus pfälzischen Bergwerken, ergänzen den Teil der Ausstellung. Alles „so nebenbei“ gesammelt. „Besonders wichtig“ – Bettag unterstreicht es mit kräftigerer Stimme – sind ihm die Insekten. Das als Schüler im naturwissenschaftlichen Gymnasium Speyer Gehörte und Gelernte begleitete Bettag die nächsten 65 Jahre und hallte nach. Er las, reiste, entdeckte, bestimmte, tauschte sich aus. Seine außergewöhnliche Sammlung an Insekten mit vielen Schmetterlingen sowie Käfer-, Bienen- und Wespenarten gab er 2008 dem naturwissenschaftlichen Museum Mainz in Obhut. Einige Exoten behielt er, die Ortsgemeinde Dudenhofen kaufte die Sammlung. Jetzt werden sie – neben essbaren Pilzarten und Morcheln – zum Glück für die Besucher in der Dudenhofener Schau präsentiert. Zurückblickend sagte Bettag: „Bleibend steht am Ende, dass ich das große Glück hatte, für die Wissenschaft bislang unbekannte Insektenarten gefunden zu haben, die mit meinem Namen verbunden sind, oder meinen Namen tragen.“ Der Künstler Erich Bettag sieht an Bäumen sogenannte Baumkrebse, Auswucherungen, erkennt in den Anomalien Gesichter, Figuren, Darstellungen oder Symbole und bewahrt sie. Das ihn berührendste, prägendste „Kunstwerk“ fand Bettag in der marokkanischen Sahara: „Die schönste Landschaft, die ich erleben durfte. Was da die Natur aus Wind, Sand, Felsen gestaltet hat, ist einfach wunderbar.“ Dudenhofens Ortsbürgermeister Peter Eberhard (CDU) erinnerte in seiner Begrüßung an Bettags Einsatz für das Biotop Sanddünen und die Entdeckung acht neuer Insektenarten durch ihn – drei sind nach ihm benannt. Er würdigte den Entomologen, Naturversteher, Naturschützer, Verfasser von 80 wissenschaftlichen Arbeiten, Schnitzer, Pilzsammler, Referenten, Aufklärer und auch das Vereinsmitglied Erich Bettag. In Grußworten würdigten Landrat und Hausherr Clemens Körner (CDU), Verbandsbürgermeister Manfred Scharfenberger (CDU) und Realschulleiter Christian Wallner Bettags Verdienste. Kontakt Wer sich das Naturzentrum anschauen möchte, kann sich beim Sekretariat der Ortsgemeinde, Telefon 06232 656151, melden.

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