Speyer Wortgewandter Wissenschaftler

Mehr als 70 naturwissenschaftliche Veröffentlichungen und rund 150 Kolumnen mit Tierbeobachtungen in der RHEINPFALZ – allein Erich Bettags Werk als Autor ist außergewöhnlich. Was den Dudenhofener zum Naturforscher ersten Ranges macht, ist seine Sammlung von vielen Tausend Schmetterlingen, Käfern, Bienen und Wespen sowie die Entdeckung mehrerer Insektenarten. Heute wird Bettag 80 Jahre alt.

Seine Forschungen führten den Jubilar nicht nur in die Natur in Deutschland. Er machte sich auch in Schweden, Frankreich, Spanien, Griechenland und Marokko auf die Pirsch nach seltenen Insekten, wobei er sieben neue Arten entdeckte. Und das alles in seiner Freizeit, im Urlaub und, seit 1994, im sogenannten Ruhestand. Eine Uni-Karriere als Wissenschaftler blieb Bettag verwehrt, weil er das Naturwissenschaftliche Gymnasium in Speyer in der vierten Klasse verließ. Ohne Schulabschluss begann er 1954 eine Ausbildung zum Chemielaboranten bei der BASF, die er erfolgreich beendete. „Die besten Absolventen bekamen Preise, ich ging leer aus. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört, zu lernen“, sagt Bettag. Bald nachdem er 1962 von der BASF zur Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Lufa) in Speyer gewechselt war, erkannte der damalige Direktor, Otto Siegel, seine besondere Beobachtungsgabe. „Er ließ mich an der Universität Hamburg zum Mikroskopier-Analytiker ausbilden. Nach kurzer Zeit konnte ich zirka 5000 Zellarten unterscheiden“, blickt Bettag zurück. Bei der Lufa war der Dudenhofener für die Analyse von Futtermitteln zuständig. „Wenn etwa ein Tier gestorben war, suchte ich im Futter nach der möglichen Ursache“, erklärt er. Einige wissenschaftliche Abhandlungen betreffen seinen „Brotberuf“, die meisten schrieb der Tierfreund aber über die Ergebnisse seiner Forschungen als Entomologe (Insektenkundler). In Wäldern und auf Wiesen gingen Bettag die Exemplare mehrerer Tausend Schmetterlings-, Käfer- sowie Bienen- und Wespenarten ins Netz. Aus ihnen baute er eine Sammlung auf, die er zum Großteil dem Naturhistorischen Museum im Mainz überließ. Einige Lieblingsstücke – darunter auch Fossilien – behielt Bettag: Sie sollen in einem Museum in Dudenhofen ausgestellt werden. Wie Landrat Clemens Körner auf Anfrage mitteilt, wird derzeit geprüft, ob eine solche Einrichtung in einer Schule Platz finden könnte. Für seine Offenheit gegenüber den Medien erhielt Bettag 1984 die „Goldene Zeile“ vom Pfälzischen Journalistenverband. Seine Heimatgemeinde ehrte ihn mit dem Wappenteller in Zinn und dem Zinnbecher – nicht zuletzt für seine Verdienste um die Dudenhofener Sanddünen sowie die Haderwiese, die auf seine Initiative hin 1981 zum Naturschutzgebiet wurde. 1986 wurde Bettag der Umweltpreis des Landkreises Ludwigshafen zugesprochen, im selben Jahr erhielt er den Verdienstorden des Landes. 1983 wurde eine in Griechenland von Manfred Niehuis entdeckte Prachtkäferart nach ihm benannt: Anthaxia bettagi Niehuis. (tbg)

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