Speyer Wolfgang Hissnauer tot: Begeisternder Dom-Erklärer

2009: Bischof Karl-Heinz Wiesemann ehrt Wolfgang Hissnauer mit dem päpstlichen Sylvester-Orden.
2009: Bischof Karl-Heinz Wiesemann ehrt Wolfgang Hissnauer mit dem päpstlichen Sylvester-Orden.

„Menschen, die den Dom lieben, zusammenführen“ – das war die Berufung von Wolfgang Hissnauer. Er hat den Dombauverein Speyer groß gemacht und 15 Jahre lang mit großem persönlichem Einsatz geleitet. Jetzt ist der promovierte Psychologe 77-jährig verstorben.

Die Betroffenheit war groß, als sich am Dienstag der Tod Wolfgang Hissnauers in Speyer herumsprach. Domdekan und Domkustos Christoph Kohl würdigte ihn als „überaus ideenreich und engagiert“. Auch als Lektor im Dom bis 2019 habe er den Psychologen kennen und schätzen gelernt. Auch Gottfried Jung als Hissnauers Nachfolger an der Spitze des Dombauvereins meldete sich zu Wort – mit Lob für den „außerordentlich sympathischen, feinen Menschen“.

Hissnauer hatte den Verein seit dem Gründungsjahr 1995 für zunächst zehn Jahre geführt. Dann verzichtete er mit Blick auf seine berufliche Belastung auf das Amt, bevor er sich nach seiner Pensionierung 2011 erneut dafür entschied, den Vorsitz zu übernehmen, und zwar bis 2016. „In diesen insgesamt 15 Jahren war der Aufbau und der Erfolg des Vereins fest mit seinem Namen verbunden. Er war Dreh- und Angelpunkt des Vereins“, sagte Jung. Er habe ihn zu einer für diese Region bewundernswerten Größe von weit über 2500 Mitgliedern geführt. Ein leidenschaftlicher Dom-Erklärer für Besucher aus aller Welt war der Verstorbene obendrein.

Immer wieder neue Ideen

Hissnauer habe sich nie auf Erfolgen ausgeruht, sondern stets mit neuen Ideen aufgewartet. „Die Grundstruktur unserer Arbeit geht auch heute noch maßgeblich auf Dr. Hissnauer zurück“, betonte Jung unter anderem mit Verweis auf die „Dombausteine“, wie Domweine oder -sekte, mit deren Verkauf Spendengelder für die Kathedrale erlöst werden. Eine sechsstellige Summe steuert der Verein alljährlich zum Erhalt des romanischen Gotteshauses bei. Den Einsatz Hissnauers für den Dom zeigen letztlich auch die Verwerfungen, die 2016 zu seinem Rücktritt führten: Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Domkustos Peter Schappert schaukelten sich hoch. Es ging nicht mehr gemeinsam weiter, aber es kam noch zu einem klärenden Gespräch auch mit einer Entschuldigung Schapperts.

Für seine Verdienste um den Kaiser- und Mariendom wurde Hissnauer 2009 der päpstliche Sylvester-Orden verliehen. Beruflich war der umfassend gebildete und im öffentlichen Auftritt versierte Speyerer nach seinem Studium der Psychologie, Philosophie und Sonderpädagogik lange an verantwortlichen Stellen für das Land tätig. Von 1980 bis 1999 leitete er den Schulpsychologischen Dienst bei der damaligen Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz. Danach war er zuerst stellvertretender Leiter und dann zehn Jahre lang Direktor des Instituts für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung (IFB).

Mann mit Familiensinn

In Speyer ist Hissnauer, Vater zweier Söhne und Großvater, auch als Familienmensch bekannt. Mit Familiensinn im übertragenen Sinn hat er den Dombauverein geführt. So gelang es ihm, diesen zum lebendigen Ausdruck eines breit aufgestellten bürgerschaftlichen Einsatzes für Speyers erstes Weltkulturerbe zu machen.

In „seinem“ Dom: Lektor Wolfgang Hissnauer.
In »seinem« Dom: Lektor Wolfgang Hissnauer.
Der Dom-Erklärer: Wolfgang Hissnauer bei einer Preisübergabe an Kinder.
Der Dom-Erklärer: Wolfgang Hissnauer bei einer Preisübergabe an Kinder.
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