Speyer Wochenchronik:

Erster Vorsatz im neuen Jahr: Raus aus dem alten Trott, mit neuen Zielen auf zu neuen Ufern. Bei (allzu) vielen Neujahrsempfängen gibt’s dieser Tage dafür Bestärkung – im persönlichen Austausch, aber auch von den Festrednern und den Einladungstexten. Die Deutsche Rentenversicherung zitierte dafür Henry Ford: „Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.“ Oberbürgermeister Hansjörg Eger ermutigte gestern für seinen Empfang mit US-Dichter Walt Whitman: „Der Veränderung die Tür zu verschließen, hieße das Leben selber aussperren.“ In seiner Rede legte er noch nach: „Stillstand ist Rückschritt.“ Na also, packen wir’s an – oder Let’s go, vamos und alla hopp, am besten vite, vite. Erster Geschäftserfolg im neuen Jahr: Die Festtage, der baden-württembergische Nationalfeiertag Dreikönigsfest und das Ferienende sind diesmal so geschickt gefallen, dass es in den Speyerer Kassen richtig klingelte. Viele hatten am Montag, 5. Januar, noch frei und Zeit für die Speyerer Innenstadt, ihre Geschäfte und ihren Neujahrsmarkt. Die Sternsinger aus dem ganzen Bistum, die sich wieder auf der Hauptstraße sammelten, hinzugenommen, war das sozusagen der erste Umsatz-Joker-Tag. Am 6. Januar waren dann alle doch noch mal über den alten Trott froh, denn Zulauf und Einnahmen waren groß wie eh und je an diesem Termin. So konnten viele Geschäftsleute auch den ersten Schocker des neuen Jahres verkraften – im Horrorfilm käme jetzt dramatisches Geigen-Gekratze: der Mindestlohn. Erste Hiobsbotschaft im neuen Jahr: Nun, manche werden jetzt wieder an den Mindestlohn erinnern, anderen wird eher der Schweiß auf die Stirn treten, weil der „Domhof“ kein Bier mehr braut. Vorerst. Die Geräte werden erneuert, die Räume umgebaut. Ende des Monats geht es weiter wie gewohnt. Bis dahin sollten 18.000 Liter in den Fässern ausreichen, kalkulieren die Verantwortlichen. Der Neujahrsempfang gestern hat die Reserven jedenfalls nicht wesentlich aufgezehrt: Mit 200 Litern für erwartete 1000 Leute in der Stadthalle komme man heutzutage aus, so die Braumeister. So wird die schlechte zur guten Botschaft: Erstens droht kein Biernotstand, und zweitens konsumieren die Speyerer heute bewusster als früher. Erstes Verbrechen im neuen Jahr: Eine Stunde nach Einläuten von 2015 ist eine Telefonzelle am Hess-Park in ihre Bestandteile zerlegt. Einfach weggesprengt, und keiner hat’s gesehen. Eine Woche später können die Ermittler vermelden: Es gebe zwei Verdächtige, die mit „Polen-Böllern“ zugeschlagen hätten. Diese Hammer-Sprengsätze sind vor allem nahe der Grenze zum Nachbarland regelrecht gefürchtet und auch für viele schlimme Unfälle verantwortlich. Jetzt also in Speyer. Die Polizei verrät nicht, wie sie den einheimischen Verdächtigen auf die Spur gekommen ist. Es hat nach RHEINPFALZ-Informationen jedoch wohl Hinweise von Insidern gegeben. Heiße Kiste, dieser erste Fahndungserfolg. Mit kühlem Kopf haben Polizisten hingegen am bitterkalten Montag einen Schwan gerettet. Er blockierte erst die Rheinbrücke, dann nach einer Polizeieskorte den Luxhof-Parkhof, konnte aber am Ende auf eine sichere Wiese getragen werden. Es läuft also gut für die Ordnungshüter – das Jahr 2015, der Freund der Helfer. Erste Mitteilung einer Speyerer Kultureinrichtung im neuen Jahr: Mit mehreren Aufführungen werde nochmals richtig durchgestartet. Im Dezember. 2014. Verschickt am 8. Januar 2015. Kann ja mal passieren. Die Redaktion weiß, dass sie da alles andere als fehlerfrei ist. Immerhin entdeckt sie aber auch manchen Mangel in Manuskripten. Aus dem „Baby-Bauchtreff“ (ein Bauchtreff von oder für Babys?) wurde diese Woche ein „Babybauch-Treff“ gemacht. Da werden Erinnerungen wach: Der von Speyer-Freund Helmut Kohl so geschätzte Saumagen war einst (ebenfalls noch korrigiert) als Alt-Kanzlersteak bezeichnet worden. Und wenn in einem Text der „Dompfarrer“ auftaucht, will das Korrekturprogramm stets den „Dorfpfarrer“ daraus machen. Ist natürlich völlig unangemessen, aber angesichts der Speyerer Übersichtlichkeit vielleicht doch nicht so ganz … Erstes Himmelfahrtskommando: Die Grünen-Sprecherin und der SWG-Chef wollen sich bei der Wahl zum städtischen Beigeordneten gegen die SPD-Vorsitzende durchsetzen, die bei der Wahl im Februar koalitionsvertragsgemäß eine breite Mehrheit im Stadtrat haben sollte. Diese Woche wurde dann bekannt, dass es noch zwei weitere externe Bewerber gibt. Bei einem normalen Bewerbungsverfahren hätten die hoffentlich eine faire Chance, bei der anstehenden politischen Besetzung fehlt die wohl völlig. Es bleibt also offen, was diese noch Unbekannten zur Bewerbung motiviert hat. Vielleicht waren es ja gute Vorsätze für Veränderungen im neuen Jahr. Frei nach dem Motto: Die Zeit ist reif, es fragt sich nur wofür.

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