Speyer „Wir wollen Europameister werden“

Speyer hat viele Weltklassesportler. Dazu zählt Alissa Wein (25). Die American-Football-Nationalspielerin ist ein lustiges Wesen, für jeden Spaß zu haben und hat Martin Erbacher viel über ihre Leidenschaft zu berichten – vor der Europameisterschaft Anfang August in Granada (Spanien).

Als Sie uns vor zwei Jahren besucht haben, hießen Sie noch Schmeckenbecher. Was ist passiert?

Ich habe im Oktober 2014 geheiratet. Ist American Football ein gefährlicher Sport? Es ist nicht gefährlicher als andere Sportarten. Wir haben ja immer einen Helm auf. Es geht auf die Gelenke. Handballer kriegen auch einiges ab. Ich hatte noch keine schwerwiegende Verletzung, mal einen Bänderriss im Knie. Dann gab es eine Pause, aber keine Operation. Früher habe ich beim Hockeyclub Speyer gespielt, und in der Grundschule war ich beim Judosportverein. Da gab’s auch mal blaue Flecken. Was kostet Ihre Ausrüstung? Etwa 500 Euro, nach oben gibt es natürlich keine Grenzen. Der Helm kostet 200, die Pads im Panzer 150. Dann kommen noch Mundstück und Handschuhe dazu. Der Verein stellt das Trikot. Das Nationaltrikot mit dem Bundesadler ist leider nur geliehen. Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Die anderen sagen, dass ich viel Bums habe. Ich bin eine physische Spielerin. Es fehlt aber noch die Erfahrung. Wie sind Sie zum American Football gekommen? Ich bin mal mit einer Freundin zu den Heiligenstein Crusaders gegangen. Die wollten eine Frauenmannschaft aufbauen, was dann nicht geklappt hat. Dann hat mich der Trainer der Mainz Golden Eagles angerufen. Wie ging’s weiter? Wir haben zweimal die Meisterschaft in der Zweiten Liga gewonnen und auch schon in der Ersten gespielt. Wenn wir am Sonntag gegen die Stuttgart Scorpions Sisters gewinnen sind wir im Halbfinale. Dann geht es gegen den Zweiten der Nordgruppe, Köln Falconets oder die Bochum Miners. Der Erste steigt auf jeden Fall auf. Wie stehen die Chancen? Ziemlich gut, wir haben viele neue und gute Spielerinnen. Wir sind als Team zusammengewachsen. Jede kann sich auf die andere verlassen. In der Bundesliga schätze ich unsere Chancen gar nicht so schlecht ein. Es kommt aber auch immer auf die Gruppeneinteilung an. Wir werden sicher nicht Letzter. Auch elf Spielerinnen zusammenzubekommen, ist kein Problem mehr. Beschreiben Sie doch mal ihre Position. Als Linebacker in der Nationalmannschaft konzentriere ich mich auf die gegnerischen Läufer, aber auch auf die Passverteidigung. Im Verein bin ich auch Fullback, verteidige als eher massive Spielerin den wendigen Halfback. Linebacker spiele ich am liebsten. Wie oft trainieren Sie? Zweimal wöchentlich zwei Stunden in Mainz. Ich fahre zusammen mit einer Spielerin aus Mannheim und einer aus Baden-Baden hin. Zeitaufwendig ist es schon. Aber es ist mein Hobby. Wie haben Sie sich auf die EM vorbereitet? Im Frühjahr gab es ein Tryout in Berlin, danach ein Trainingslager über Pfingsten mit sechs Einheiten an drei Tagen plus Theorie auch in Berlin und ein Tagescamp in Crailsheim. Was ist Ihr Ziel in Granada? Wir wollen Europameister werden. Die Aussichten sind gut. In der Vorrunde spielen wir zuerst gegen Großbritannien. Das ist ein neues Team. Wir haben Videomaterial aus der Qualifikation gegen Russland. Dann geht es gegen Schweden, gegen das wir vor zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft gewonnen haben. Der Gruppensieger erreicht das Endspiel.

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