Speyer „Wir dürfen nicht auf unser Team wetten“

91-95904397.jpg

Die Fußball-B-Juniorinnen des FC Speyer 09 belegen in der Regionalliga Südwest Platz eins und stehen vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Nico Henrich und Martin Erbacher haben Jugendkoordinator Sport Sebastian Ebeling befragt. Er gab Auskunft über fünfstellige Summen, die Zukunft von Trainerin Carina Schmitt und anstehende Transfers.

Wie hoch ist der Etat für eine mögliche Bundesligasaison?

Im niedrigen fünfstelligen Bereich, die 50.000, die es bei Mainz waren, sind es bei uns nicht. Die Finanzierung ist gewiss. Wir gehen kein finanzielles Risiko ein. Wer finanziert das Ganze? Es gibt einen Zuschuss vom Deutschen Fußball-Bund, der etwa den Fahrtkosten entspricht. Anpfiff ins Leben kommt für die Trainerkosten auf. Der Verein stellt die Plätze, zahlt die Schiedsrichterkosten und Trikots. Die übrige Ausstattung bezahlen die Eltern. Wenn die Lizenz da und sportlich alles klar ist, gucken wir nach Sponsoren. Kommen weitere Kosten auf die Eltern zu? Für Übernachtungen, in Gütersloh müssen wir übernachten. Wir überlassen es der Mannschaft, ob sie auch vor anderen Spielen übernachten will. Dann entstehen auch Mehrkosten für einen Bus, und wir müssen mit Eltern und Verein eine gemeinsame Lösung suchen. Das bedeutet aber auch, dass Spielerinnen schon freitags aus der Schule herausmüssen und wir vielleicht sonntags Hausaufgabenbetreuung anbieten. Was gilt es organisatorisch zu bewerkstelligen? Wir haben eine Satzung eingereicht und müssen sie dahingehend ergänzen, dass wir uns den Richtlinien des DFB fügen. Alle Vermarktungsrechte, was Fernsehen oder Banner betrifft, liegen beim DFB. Ich habe eine Vollmacht für die Vertretung gebraucht. Wir müssen Fragen zum Organisationsteam, zur Homepage und der Platzbetreuung beantworten, nachweisen, dass das Gefüge stimmt. Es ist vorgeschrieben, mindestens eine Mannschaft unter der Altersklasse U17 zu haben. Wir müssen eine sportmedizinische Untersuchung vorlegen, dürfen nicht auf unsere Mannschaft wetten und müssten ein Konzept für Spielerinnen vorlegen, die ihr Zuhause für uns verlassen. Solche Spielerinnen werden wir aber nicht holen. Weiß der Verein vom möglichen Aufstieg? Der Vorstand ist informiert. Ob jeder Spieler und jeder aus der Kindergartengruppe weiß, dass wir Bundesliga spielen könnten, weiß ich nicht. Reicht die Qualität der Mannschaft? Ja, aber natürlich werden wir auch Spielerinnen dazubekommen. Das Ziel ist aber ganz klar, uns in der Bundesliga halten zu können. Schauen Sie bei Transfers wie zuletzt eher zur TSG Hoffenheim oder zur direkten Konkurrenz wie JFV Ganerb? Der erste Anlauf geht nach Hoffenheim. Ganerb hat natürlich auch interessante Spielerinnen. Es hilft aber nichts, alle Vereine abzugrasen. Am Ende können bei uns auch nur elf spielen. Deshalb glaube ich nicht, dass wir dort aktiv Spielerinnen ansprechen. Das Verhältnis zwischen unseren beiden Vereinen sollte sowieso viel besser sein. Der Austausch müsste mehr stattfinden. Das gebe ich offen zu. Da Schott Mainz in der Bundesliga abmeldet, schauen wir natürlich auch, was im Mainzer Raum passiert. Leidet die erste Damenmannschaft unter dem Aufstieg? In der Bundesliga stehen die stärksten Mädchen wöchentlich unter Beobachtung. Klar, wir werden mehr in den Fokus rücken, sehen das aber nicht als Gefahr. Wenn eine Spielerin wechselt und irgendwann die Champions League gewinnt und früher beim FC Speyer gespielt hat, ist das doch super. Topspieler verliere ich gerne, wenn sie die Chance bekommen, sich weiterzuentwickeln. Klar ist auch, dass Hoffenheim in der Hierarchie ganz oben steht. Dann kommt irgendwann der FC Speyer. Alle müssen das akzeptieren. Wir sind keine Konkurrenz. Gab es schon Spielerinnen, die gesagt haben, die Bundesliga ist mir zu viel Zeitaufwand. Nein, alle ziehen mit. Nach acht Jahren FC Speyer wäre nun das erste Team in der Bundesliga angekommen. Ist das erst der Anfang? Das ist natürlich schön. Es ist aber definitiv nicht unser Ziel, die Mannschaften hochzubekommen. Bei den Mädchen ist es auch noch mal ein bisschen leichter als bei den Jungs. Trotzdem würden wir uns wie bei der weiblichen U17 nicht verwehren. Wie sieht es qualitativ mit dem nachfolgenden Jahrgang aus, der U15? Das ist schwierig. Bei vier bis fünf sehe ich das Potenzial für die Bundesliga. Man kann aber nicht von einem vollwertigen Unterbau sprechen. Es gibt auch Spielerinnen, die wollen einfach nur kicken. Bleibt die aktuelle Trainerin Carina Schmitt im Amt, und bekommt sie Unterstützung? Zweimal ja, Laura Krieger wird Co-Trainerin. Sascha Rausch betreut die Torhüter. Es gibt auch weiterhin einen Physiotherapeuten. Braucht Schmitt eine bestimmte Lizenz? Aktuell hat sie die B-Lizenz. Nach dem zweiten Jahr muss sie die Jugend-Elite-Lizenz aufzeigen. Haben Sie vor der Saison an den Aufstieg gedacht? Ja, nach dem zweiten Spieltag habe ich dann schon gesagt, im Winter werden wir uns über die Bundesliga unterhalten müssen. Durch meine Zeit bei den Mädchen in Hoffenheim konnte ich es sportlich wahrscheinlich besser einschätzen als andere und war näher dran, zumal unsere Regionalliga auch schwächer ist, als die in Baden-Württemberg. |nihe/mer

91-95904398.jpg
x