Speyer Werben um Unentschlossene

Bernd Ließfeld hat wenig Zeit für Hobbys. Hier dreht er eine Runde auf seinem alten Gutbrod-Einachsschlepper.
Bernd Ließfeld hat wenig Zeit für Hobbys. Hier dreht er eine Runde auf seinem alten Gutbrod-Einachsschlepper.

„Die Freien Wähler stellen in Rheinland-Pfalz 31 Prozent aller Mandate und sind damit stärker als die SPD.“ Bernd Ließfeld (66) aus Landau sieht gute Chancen, dass die Freien Wähler bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde knacken. Er selbst steht auf dem nicht gerade aussichtsreichen Platz sieben der Landesliste – eine Herausforderung, die er „sportlich annehmen“ will.

Die Freien Wähler treten mit dem Slogan „Die anständige Alternative“ an. Dass die anderen demnach unanständig sind, will Ließfeld in dieser Absolutheit nicht unterschreiben, aber „unanständig ist die Diätenerhöhung der Landtagsabgeordneten“ – gegen die Freie Wähler und ÖDP in Rheinland-Pfalz eine Volksinitiative „Schluss mit der Selbstbedienung im Landtag“ gestartet haben. Ihn stört, dass die meisten Mitbewerber im Politikbetrieb über die Parteischiene groß geworden sind und nie etwas anderes gemacht haben. „Über die Hälfte der Wähler sind noch unentschieden. Das ist für mich ein Ergebnis der Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien“, sagt er. Ließfeld, der das OHG in Landau besucht und sein Abi am Speyer-Kolleg gemacht hat, will sich vor allem um die Themen Bildung, Umwelt, Sicherheit und Soziales kümmern. Bei der Bildung, eigentlich Ländersache, fordert er mehr Abstimmung und Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen und vor allem mehr Personal, denn in einer Schulstunde könne sich der Lehrer kaum mehr als eine Minute lang mit jedem Schüler befassen. Beim Sozialen treibt ihn die Altersarmut um – ein Spitzenverdiener wie Martin Schulz (SPD) hat nach seiner Einschätzung trotz anderslautender Selbstdarstellung jeden Bezug zum sogenannten kleinen Mann verloren. Und das Thema Bürokratieabbau will er angehen, „auch wenn das kein dickes Brett, sondern eine Panzerplatte ist“. Ließfeld war als junger Mann vier Jahre bei der Bundeswehr, eigentlich mit dem Ziel, in der Flugsicherung zu arbeiten. Als die dafür erforderlichen Verpflichtungszeiten immer länger wurden, nahm er seinen Abschied, um in Mainz Kommunikationsdesign zu studieren. „Nach 14 Tagen hast Du eine Krawatte an“, habe ihm sein Professor am Ende gesagt und Recht behalten: Ließfeld bekam eine Stelle beim ZDF, wo eine eigene Abteilung an dem heute unvorstellbaren Projekt gearbeitet habe, die Mainzelmännchen durch ein neues Maskottchen abzulösen. Doch Ließfeld war verheiratet, und es zog ihn zurück nach Landau, wo er sich mit einer eigenen Werbeagentur selbstständig gemacht hat. Zu den Freien Wählern stieß er über Freunde und sein Engagement als Elternsprecher an der Konrad-Adenauer-Realschule, wo er heute noch Vorsitzender des Fördervereins ist. Beim Thema Umwelt setzt Ließfeld im Abgasskandal auf die Fähigkeit deutscher Ingenieure, die Nachrüstungslösungen entwickeln könnten. Für ein Problem hält er jedoch die enge Verflechtung von Politik und Industrie – Stichwort „Die anständige Alternative“. Bei einer Wechselprämie für Altautos ist Ließfeld skeptisch, zumindest wenn diese dann exportiert würden. Ließfeld sieht eine echte Chance für die Freien Wähler auf Bundesebene und verspricht: „Wir werden mit den Füßen am Boden bleiben“. Kontakt E-Mail an: berndliessfeld@fwrlp.de

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