Speyer Weg vom Alltäglichen

Eine Alternative zum Fußballabend am Donnerstag hat das La-Roche-Quartett in der Speyerer Synagoge Beith Shalom mit Kammermusik von Pavel Haas und Edward Elgar geboten. Trotz der sportlichen Konkurrenz im Fernsehen war das Konzert recht gut besucht.

Das Ensemble in der Besetzung Daniel Spektor, Juliane Sauerbeck (beide Violine), Birgit Glas (Viola) und Ingibjörg Schwarze (Cello) spielte zunächst das Streichquartett Nr. 1 in cis-moll von Pavel Haas. Entstanden war das expressive Stück 1920 – noch in glücklichen Zeiten für den Komponisten. Die vier Sätze gingen ineinander über. Nach melancholischem Beginn wurde es schnell lebhaft und stürmisch, mit ansteigender dramatischer Spannung, die heiter aufgelöst wurde. Zum Ende führte ein ganz langsames, ruhiges Pizzicato aller Streicher nacheinander. Bei Edward Elgars Klavierquintett ergänzte Karl-Heinz Simon am Klavier das Streicherensemble. 1919 entstanden, hat dieses Stück einen ganz anderen, spätromantischen Charakter. Nach langsamen Beginn wird es schnell sehr rhythmisch und kraftvoll. Die häufige Verwendung des Dreiviertel-Taktes verleiht der Musik etwas sehr Tänzerisches – bis hin zu einem regelrechten, schwungvollen Wiener Walzer im letzten Satz. Ein Adagio dazwischen wirkte wie selig träumend und gab Simon Gelegenheit zu kleinen Miniaturen, während das Klavier ansonsten wie eine Art basso continuo eingesetzt war. Das La-Roche-Quartett bot auf diese Weise die Möglichkeit, den Komponisten Elgar einmal anders als mit Britisch-Patriotischem wie „Pomp and Circumstance“ zu erleben. Darüber hinaus war das Konzert eine Gelegenheit, den tschechischen Juden Pavel Haas wieder zu entdecken. Der 1899 in Brünn geborene Schüler Leos Janaceks hatte etwa ab Beginn der 20er Jahre eine erfolgreiche Karriere als Komponist besonders für Bühne, Film und Rundfunk angefangen. Dem hatte sich schließlich ein Lehrauftrag für Komposition an der Hochschule Brünn beigesellt. Bald nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei 1939 war Haas’ Musik wegen seiner jüdischen Abstammung verboten und ihm war jede Erwerbstätigkeit untersagt worden. Im Dezember 1941 hatten die Nationalsozialisten Haas ins Konzentrationslager Theresienstadt eingewiesen. Dort hatte er zunächst aus Propagandagründen noch weiter komponieren und aufführen dürfen. 1944 war Haas in den Gaskammern von Auschwitz gestorben.

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