Speyer Warum ein Baum zwei verschiedene Früchte trägt

Doppelt gewachsen schmeckt besser: Zitronen-Mandarinen-Baum.
Doppelt gewachsen schmeckt besser: Zitronen-Mandarinen-Baum.

Artur Ranzenberger ist seit Jahrzehnten nicht nur als Jäger und in der Umweltbildung ehrenamtlich engagiert. Der Speyerer gärtnert außerdem leidenschaftlich gerne. Was er nun aber mit einem seiner Zitronenbäumchen erlebt, das ist auch für den Träger der Landesehrennadel neu.

„Seit ungefähr fünf Jahren habe ich zwei Zitronenbäume“, sagt Ranzenberger. „Und nun hängen an einem von beiden neben Zitronen auch noch Mandarinen“, teilt er mit. „Im zeitigen Frühjahr standen die beiden Bäumchen und ein Mandarinenbaum noch in meinem überdachten Hof. Als sie zu blühen begannen, habe ich die Blüten mit einem Pinsel bestäubt“, erinnert sich der 69-Jährige. Wenige Wochen darauf trug dann einer der Zitronenbäume nicht nur länglich-ovale, sondern auch runde Früchte.

Aussehen, Geruch und Geschmack lassen Ranzenberger nicht zweifeln: „Es sind Mandarinen!“ Mit der Schale der ersten reifen Frucht hat er ein selbstgekochtes Gelee aus Tomate, Feige und Chili aromatisiert. Köstlich! Wie es zu dem Nebeneinander von Zitronen und Mandarinen an einem Baum kommen konnte, ist für ihn ein Rätsel. Vielleicht hat es mit der eigenhändigen Pinselbestäubung zu tun, überlegt er.

Keller: „Verfahren wie bei Äpfeln wahrscheinlich“

Die Biologen Jürgen Walter (Harthausen) und Peter Keller (Landau) halten das jedoch für praktisch ausgeschlossen. „Es ist zwar denkbar, dass eine Zitronenblüte, die mit Mandarinenpollen bestäubt wurde, eine Frucht bildet. Doch wird es dann stets die der Mutterpflanze, also eine Zitrone sein. Ein Kern einer solchen Frucht könnte allerdings als Hybrid eine Pflanze hervorbringen, die dann andere Früchte als die der Elternpflanzen trägt“, erklärt Walter.

Als wahrscheinliche Ursache von Ranzenbergers Wunderbaum nimmt Keller an, dass das Zitronenbäumchen auf einen Mandarinenbaum aufgepfropft wurde. „Das ist ein verbreitetes Verfahren, etwa bei Äpfeln. Manchmal treibt die Grundlage dann jedoch selbst aus“, teilt er mit. Der Speyerer weiß nicht, ob das die Ursache für die Zwei-Früchtigkeit seiner Pflanze ist. „Einen Zitronenbaum hatte ich selbst gekauft, den anderen bekam ich geschenkt“, erinnert er sich. Ob diese veredelt wurden, wie das Aufpfropfen auch heißt, sei ihm nicht bekannt. Zur möglichen Klärung lädt er die Biologen auf einen Besuch zu sich ein. Ins Land, in dem neben den Zitronen auch die Mandarinen blühen.

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