Speyer Vor 975 Jahren gestorben: Guido von Pomposa

Eine Reliquie des Heiligen Guido von Pomposa im Dom zu Speyer: Seit Ende 2000 werden diese in der Katharinenkapelle verehrt, dor
Eine Reliquie des Heiligen Guido von Pomposa im Dom zu Speyer: Seit Ende 2000 werden diese in der Katharinenkapelle verehrt, dort, wo auch die Reliquien anderer Heiliger aufbewahrt werden.

Am 31. März vor 975 Jahren starb Guido von Pomposa. Der Heilige, ein bedeutender Geistlicher des Hochmittelalters, ist in Speyer bis heute präsent. So erinnert etwa der St.-Guido-Stiftsplatz an ihn. Seine Reliquien werden im Dom und der Klosterkirche St. Magdalena verehrt. Geboren wurde er in der Nähe einer Stadt, mit der Speyer heute verbunden ist.

Der heilige Guido von Pomposa ist einer der Speyerer Diözesanpatrone und der zweite Stadtpatron von Speyer. Bis heute erinnert der St.-Guido-Stiftsplatz am Rand der Innenstadt an den Heiligen. Am Fuß des Weidenbergs informiert eine Tafel an den bedeutenden Kloster- und Kirchenmann des hohen Mittelalters.

Am 31. März 1046, also heute vor 975 Jahren, starb Guido von Pomposa. Zu Lebzeiten bereits als ein Heiliger verehrt, gehört er heute im Vergleich zu Martin oder Nikolaus eher zu den weniger bekannten Glaubenszeugen.

Im Bistum und der Stadt Speyer allerdings hält man das Andenken an den Benediktinerabt aus Italien hoch, denn sein Leben und Wirken ist in besonderer Form mit Speyer verknüpft.

Auch werden seine Reliquien im Speyerer Dom und der nahen Klosterkirche St. Magdalena aufbewahrt.

Guido (oder auch Wido) war der Sohn der bei Ravenna (Speyers italienische Partnerstadt) lebenden wohlhabenden Familie Strambiati. Um 970 wurde er in Casamar bei Ravenna geboren. Er wurde von seinem Vater zu einer Heirat gedrängt, ging jedoch nach Rom und wurde dort Kleriker.

Abtei zu hoher Blüte geführt

Nach einer Zeit, in der er zurückgezogen als Einsiedler lebte, wurde er Benediktinermönch im Kloster Pomposa in Codigoro bei Ferrara. Ab 1008 trat er dort das Amt des Abts an und übte es 40 Jahre lang aus. Vom Geist des heiligen Romuald geprägt, wirkte er ganz im Sinne der Erneuerung des monastischen und kirchlichen Lebens seiner Zeit und führte die Abtei Pomposa zu hoher Blüte.

Bedeutende Personen dieser Zeit standen in persönlicher Beziehung zu Guido und seinem Kloster. So Petrus Damiani, eine der größten Reformgestalten des 11. Jahrhunderts, Guido von Arezzo, der in der Stille von Pomposa eine wegweisende Notenschrift entwickelte, oder Bonifaz, der Vater der Markgräfin Mathilde von Tuszien.

Zwei dieser Figuren standen später in direktem Bezug zum salischen Kaiser Heinrich IV.: Petrus Damiani brachte den Herrscher von seinem Plan ab, sich von seiner Ehefrau Bertha scheiden zu lassen. Diese stand Heinrich dann auch treu zur Seite und begleitete ihn 1077 nach Canossa, wo er vor der Burg Mathilde von Tusziens den dort weilenden Papst Gregor VII. um Wiederaufnahme in die Kirche bitten musste.

Ratgeber von Königen und Kaisern

Die Beziehung von Guido nach Speyer reicht jedoch noch weiter zurück. Heinrich III., Vater Heinrich IV., soll den Rat des Heiligen geschätzt haben und eine Heilung in schwerer Krankheit der Fürbitte Guidos zugeschrieben haben. Auch eine Verwandtschaft zwischen den Saliern und dem Mönch ist möglich und wurde als Grund für die enge Verbindung angenommen. 1046 rief Heinrich III. Guido zur Reformsynode von Pavia. Der Abt erkrankte jedoch auf der Reise und starb in der Nähe von Parma.

Seine Glaubensbrüder wollten ihn daraufhin ins Kloster zurückbringen, doch Bewohner der Stadt Parma überführten den Leichnam gewaltsam in ihre Kathedrale. Zum Schiedsrichter gerufen, ließ Kaiser Heinrich III. Guidos Leichnam zunächst in die Kirche St. Zeno nach Verona bringen. 1047 schließlich nahm er diesen auf seiner Rückreise von der Kaiserkrönung in Rom mit nach Speyer.

Ein späterer Papst bei der Beerdigung

Bestattet wurde der Heilige Guido von Pomposa in dem dort von Heinrichs Vater Kaiser Konrad II. gegründeten Johannesstift auf dem Weidenberg in Speyer, das später in St.-Guido-Stift umbenannt wurde. Bei der Feier war auch der römische Archidiakon und nachmalige Papst Gregor VII. anwesend, der den abgesetzten Papst Gregor VI. in die Verbannung begleitet hatte, womit sich an dieser Stelle ein weiteres Mal der Kreis schließt.

Heinrich III. verfolgte mit der Überführung der Gebeine Guidos mit Sicherheit das Ziel, die väterliche Stiftung auszeichnen, so wie er auch dem Dom die Häupter des Heiligen Papstes Stephan und des Heiligen Anastasius geschenkt hatte. Reliquien verliehen Kirchen im Mittelalter in besonderer Art und Weise Glanz und Ansehen, zumal sie Wallfahrten und Gaben der Gläubigen nach sich zogen. Sowohl der Todestag (31. März) als auch der Translationstag (4. Mai) wurden liturgisch im Bistum Speyer begangen.

Teilweise Rückkehr nach Pomposa

Die Reliquien überstanden den Brand von Speyer 1689. Nach der Zerstörung der Kirche des St.-Guido-Stiftes in den französischen Revolutionskriegen brachte man die Gebeine in die Klosterkirche St. Magdalena. Im Jahr 1930 kehrte ein Teil der Reliquien auf den Weidenberg zurück, als Bischof Ludwig Sebastian sie zur 900-Jahr-Feier des Stiftes den Spiritanern für die Kapelle übergab. Dieses Konvikt wurde 1991 aufgegeben und die Reliquien wurden in die Kapelle des Bischofshauses überführt. Die verbliebenen Spiritaner-Mönche übersiedelten in die benachbarte Friedenskirche St. Bernhard.

Auf dem Gelände des Stifts wurde ab 2008 die Synagoge „Beith-Shalom“ errichtet. Seit Ende 2000 werden die Reliquien des Heiligen Guido in der Katharinenkapelle des Speyerer Domes verehrt. 2000 und 2010 wurden kleine Reliquien von den Bischöfen Anton Schlembach und Karl-Heinz Wiesemann als Geste der Freundschaft nach Pomposa gebracht.

Heiliger Abt: Guido von Pomposa.
Heiliger Abt: Guido von Pomposa.
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