Speyer Vom Abschied und Unterwegssein

„Von Pilgern und Engeln“: Unter diesem Motto hat der Kammerchor „Carmina Ludens“ aus der niederländischen Stadt Nimwegen am Donnerstagabend ein Konzert in der gut besuchten Speyerer Kirche St. Joseph gegeben. Die 17 Sänger unter der Leitung von Monique Verhoeven gestalteten den Abend poetisch und spirituell.

Zu hören waren Lieder von Pilgerfahrten, vom Abschiednehmen und Unterwegssein, mit Engeln als himmlischen Wegbegleitern und vom Ende des irdischen Wegs als Ziel aller Sehnsucht. Der Chor sang sie nicht einfach nur, sondern ließ sie mit spielerischen Elementen den Zuhörern „unter die Haut“ gehen. Dazu zählten zartfarbige Schals, die je nach Programmteil wechselten, und Bewegung im Raum, so dass eine sehr dichte Atmosphäre entstand. Das Repertoire reichte von den mittelalterlichen Cantigas de Santa Maria aus Nordspanien über Renaissance-Madrigale, Volkslieder und Chorsätze von Johannes Brahms sowie Paul Hindemith bis zu Taizé-Gesängen. Zu Beginn des Konzerts zogen die Sänger mit einem Arrangement von drei gleichzeitig gesungenen Pilgerliedern – einem mittelalterlichen, einem muslimischen und dem Lourdes-Pilgerlied – in die Kirche ein. Ein erster Programmteil war Gesängen der spirituellen Sehnsucht nach dem himmlischen Jerusalem gewidmet. Sie drückte sich in einem modern arrangierten skandinavischen Volkslied, einer zeitgenössischen Psalm-Komposition des Amsterdamer Synagogen-Kantors Hans Bloemendal oder einem vielstimmigen Renaissance-Madrigal von Jakob Gallus aus. Zwei modern gefasste Volkslieder aus England und Ungarn besangen Schmerz und Hoffnung beim Abschied. So viel hörbares Herzeleid brachen die Niederländer mit dem Lied vom Huhn und dem Karpfen nach dem Gedicht von Heinrich Seidel – und viel lautmalerischen Hühner-Gegacker. Das Ziel der irdischen Pilgerfahrt ist der Tod – kein Schrecken, sondern sanfter Übergang in eine „neue Zukunft“ im himmlischen Jerusalem und, in einem vorgetragenen Gedicht von Jean Paul, geleitet vom „Sanftesten der Engel“. Mit Schals in Farben des Morgenrots feierte der Chor diesen Übergang mit einem Tanzlied von Mikis Theodorakis. Das Schlussstück des Konzerts war ein zarten Tod-Wiegenlied des modernen englischen Komponisten John Tavener mit Texten aus der orthodoxen Begräbnisliturgie.

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