Speyer Volkstrauertag: „Jedes neue Kriegsgrab ist eines zu viel“

Thomas Kern
Thomas Kern

Beim Volkstrauertag am Sonntag spielt das Nikolaus-von-Weis-Gymnasium eine besondere Rolle. Lehrer Thomas Kern erklärt im Interview mit Narin Ugrasaner in der Reihe „Die stillen Helden“, warum er und seine Schüler sich dabei engagieren.

Herr Kern, welche Aufgaben übernehmen Sie in Ihrem Engagement im Rahmen des Volkstrauertages?
Wir organisieren jährlich im November die Spendensammlung an der Schule und verfassen hierfür einen Brief an Eltern und Lehrkräfte. Darin erklären wir den Zweck der Spenden, nämlich die Pflege von Kriegsgräbern durch internationale Teams und stellen Bezüge der Friedensarbeit zu aktuellen Ereignissen her. Im Schulgebäude bauen wir eine Ausstellung des Volksbundes auf. Wir bemühen uns, jedes Jahr wechselnde Themen darzustellen. Diesmal geht es um die Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Ausstellung innerhalb der Schule stärkt das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für die entsprechenden Themen. Am Volkstrauertag gestalten traditionell Jugendliche unserer Schule eine Lesung bei der städtischen Feierstunde auf dem Friedhof.

Was ist das Schwierigste daran?
Auch in schweren Zeiten um Geldspenden zu bitten. Die Menschen spenden häufig, regelmäßig und aus dem Versöhnungsgedanken heraus. Das freut uns natürlich. Manche Familien spenden über viele Jahre.

Was war ein besonders prägendes Erlebnis?
Besonders prägend war ein Seminar in Berlin einschließlich der Teilnahme an der Feierstunde im Bundestag zum Volkstrauertag 2019. Insbesondere der Austausch mit anderen Fachkräften, die ähnlich arbeiten, sowie die Feierstunde und die Begegnung mit einem Zeitzeugen, dem Bundespräsidenten und einem Gast aus Polen live zu erleben. Das war sehr berührend.

Warum machen Sie es gerne?
Weil ich einen Beitrag leisten kann, jungen Menschen den Frieden als hohes Gut zu vermitteln und die Widersinnigkeit von Krieg aufzuzeigen.

Wissen die Menschen Ihren Einsatz zu schätzen?
Ja, die Spendenergebnisse machen mir Mut, ebenso die Rückmeldungen aus der Schulgemeinschaft wie auch vom Volksbund selbst. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein dafür, welchen Beitrag wir leisten können, um künftig Kriegsgräber zu vermeiden.

Was macht Ihren Einsatz besonders?
Meine Aufgabe wäre vordergründig nicht notwendig, hat aber Eingang in das Profil des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums gefunden. Prinzipiell ist der Hauptgedanke, Menschen zu Frieden zu bewegen und aufzuzeigen, wie schrecklich Krieg ist. Die Pflege der Kriegsgräber durch internationale Teams ist auch eine Maßnahme für internationale Verständigung.

Welchen Tipp geben Sie Anfängern?
Handle nach der Devise: Jedes neue Kriegsgrab ist eines zu viel!

Zur Person

Thomas Kern (60), ist Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik am Nikolaus-von-Weis-Gymnasium. Er engagiert sich seit 2011 beim Volkstrauertag als Kontaktlehrer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Im Ehrenamt ist er Vorsitzender des Presbyteriums der Protestantischen Auferstehungskirche sowie Schriftführer der Interessengemeinschaft Behinderter und ihrer Freunde Speyer (IBF) und im Stadtteilverein Speyer-Süd.

x