Speyer Vier junge Frauen führen in ihren Muttersprachen durch den Dom

Domführerinnen (von links): Cato Bruinewoud, Sophie Atzpodien, Iratxe Fernandez Perez und Anastasiia Pashaly.
Domführerinnen (von links): Cato Bruinewoud, Sophie Atzpodien, Iratxe Fernandez Perez und Anastasiia Pashaly.

Kostenlose Führungen durch den Speyerer Dom bieten ab Samstag vier besondere junge Frauen an. Sie kommen aus den Niederlanden, aus Spanien, Deutschland und der Ukraine und werden in ihrer jeweiligen Muttersprache durch die Kathedrale führen. Jetzt lernen sie den Dom aber erst mal selbst kennen.

Einen Tag lang war Cato Bruinewoud im vergangenen Jahr in Speyer. Doch der hat ausgereicht, um sie für die Stadt und vor allem für den Dom zu begeistern. „Es war richtig schön“, erinnert sich die 19-Jährige aus dem niederländischen Utrecht zurück an die Rückreise aus einem Urlaub, bei der Speyer eigentlich nur ein Zwischenstopp war. Gemeinsam mit drei anderen jungen Frauen sitzt sie an diesem Donnerstag nur wenige Meter von der Kathedrale entfernt. Ab Samstag werden die vier Frauen kostenlose Touren durch den Dom anbieten, jeweils in ihrer Muttersprache. Teilnehmen kann jeder, der Lust darauf hat. Doch bis dahin lernen sie den Dom erst einmal selbst kennen.

Die vier jungen Frauen nehmen am sogenannten ARC-Projekt teil, das am Dom in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt ausfallen musste und nun erstmals wieder stattfinden kann. ARC – das steht für die französischen Wörter „Accueil“ (Empfang), „Rencontre“ (Begegnung), und „Communaute“ (Gemeinschaft) – ist eine ökumenische Organisation, die in den Sommermonaten Führungen an europäischen Kathedralen organisiert. Auch der Speyerer Dom ist seit Jahren dabei. „Ich habe es vermisst“, sagt Bastian Hoffmann, Leiter des Dom-Besuchermanagements, über die vergangenen beiden Jahre ohne kulturellen Austausch.

„Gottes Plan“

Seine Kollegin Friederike Walter vom Dom-Kulturmanagement erklärt den Hintergrund: „Es geht nicht nur darum, einen schönen Ort zu besuchen, sondern darum, etwas gemeinsam zu erleben.“ Das Projekt sei gewinnbringend für alle: die jungen Tourguides, die etwas Neues kennenlernen, die Touristen, die Führungen in ihrer Sprache bekommen, und das Dom-Team, das von den jungen Leuten neue und frische Impulse bekommen kann.

Die bringen Cato Bruinewoud, Iratxe Fernandez Perez (19, Madrid), Sophie Atzpodien (22, München) und Anastasiia Pashaly (21, Kiew) sicher mit. Seit Dienstag sind sie in der Stadt, eine Tour mit dem Audioguide durch den Dom haben sie schon hinter sich, eine Stadtführung soll noch folgen. Hoffmann hat zudem noch ein paar Überraschungen rund um die Kathedrale für die Gäste geplant. Ab Samstag, 6. August, werden sie täglich außer dienstags dann bis einschließlich 21. August selbst kostenlos Besucher durch den Dom begleiten – auf Niederländisch, Deutsch, Spanisch und Ukrainisch. In der Vorhalle des Doms nehmen sie spontane Besucher in Empfang.

Von Deutschlehrerin angesprochen

„Ich glaube, es war Gottes Plan, dass ich nach Speyer komme“, erzählt Fernandez Perez. Im Februar habe sie begonnen, Deutsch zu lernen. Dass sie über das ARC-Projekt schließlich an einer deutschen Kathedrale gelandet sei, könne man sicher als Zeichen deuten. Bei ihren Bewerbungen konnten die jungen Frauen lediglich Präferenzen angeben. Bei Bruinewoud liegt das ARC-Projekt quasi in der Familie, wie sie berichtet. Schon ihre Mutter habe vor mehr als 30 Jahren in Trier und im englischen Canterbury solche Touren angeboten. „Ich freue mich besonders darauf, die Geschichte der Steine zu erzählen“, sagt Atzpodien, die in München Mathematik und Philosophie studiert.

Pashaly ist die einzige der vier Frauen, die sich nicht aktiv für das Projekt beworben hatte. Als im Februar der Krieg in der Ukraine ausbrach, floh sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder über Polen und Berlin und landete schließlich in Speyer. Von ihrer Deutschlehrerin an der Speyerer Volkshochschule wurde sie angesprochen und hat sich dazu bereit erklärt, ebenfalls beim Projekt mitzumachen, erzählt sie. „Ich hatte davon noch nicht gehört, aber fand die Idee super.“ Sie hofft, dass sie anderen Geflüchteten den Dom zeigen kann.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x