Speyer Unternehmer entwickelt Computer von Machern für Macher

Mit dem Prototyp des neuen Computers: Vesatec-Chef Mario Hofmann.
Mit dem Prototyp des neuen Computers: Vesatec-Chef Mario Hofmann.

Die Firma Vesatec aus Speyer-Nord ist richtig digital unterwegs. Als Automatisierungsunternehmen hilft sie zum Beispiel Kunden mit 3D-Scans von Gebäuden. Um die Grundlagen dafür zu schaffen, hat sie jetzt selbst Hilfe erhalten. Entstanden ist ein Computer, dem eine große Zukunft vorhergesagt wird.

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern war es, das die Firma aus der Langen Gewann in Speyer bei ihrem Projekt begleitet hat. Ziel war die Entwicklung eines flexiblen und universell einsetzbaren Industrie-Computers. Technisch bezeichnet ist das ein Edge-Computer, der die Berechnungen dezentral dort vornimmt, wo die Daten erhoben werden. Die Nutzer sind damit nicht so stark von großen Rechenzentren abhängig.

„Von der abstrakten Projektskizze bis zur Erstellung eines ersten Prototypen“ hätten Speyer und Kaiserslautern zusammengearbeitet, teilt das Kompetenzzentrum mit. Der Prozess war auf sechs Monate angelegt. Das Zentrum unterstützt kostenlos kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Rheinland-Pfalz bei Digitalisierungsprojekten und wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.

Gebäude werden gescannt

Bei den 3D-Scans als Hauptbetätigungsfeld von Vesatec werden Gebäude kartiert und virtuell zugänglich gemacht. Unternehmensgründer Mario Hofmann ist darüber hinaus in Bereichen wie der Vertriebs- und Automatisierungstechnik unterwegs. Beruflich stammt er ursprünglich aus der Elektrotechnik und ist nach eigener Aussage Ideengeber des Minicomputers Revolution Pi, der Industrieversion des Einplatinencomputers Raspberry Pi. Auch der nun entstandene Edge-Computer verfolge dieses Konzept. „Wir erfassen die Daten, aggregieren sie im Edge Computer und leiten sie in die Cloud“, erklärt er.

Für den Speyerer ist der Edge Computer der nächste Schritt seines Unternehmens, das er 2014 zusammen mit seiner Frau in der Domstadt gegründet hat und das 2019 zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) umfirmiert wurde. Den Kontakt zum Kompetenzzentrum fädelte er vor einem Jahr in Mannheim mit dessen damaligem Leiter Florian Mohr ein.

Die Idee für das Projekt sei dabei aus einem Scan-Auftrag des Unternehmens entstanden: „Wir haben die Lernwerkstatt Industrie 4.0 in Wiesloch gescannt“, erinnert sich Hofmann. Der Rektor der Schule habe sich daraufhin eine Umgebung gewünscht, in der Schüler programmieren und lernen können. „Mir schwebt so etwas schon lange vor: Ein Computer, der gleichzeitig produktiv und auch ein Entwicklungssystem ist“, erklärt der Speyerer Unternehmer.

Wissen wird offengelegt

Hofmann ist die Einbindung der Zielgruppe in Entwicklungen wichtig. „Das ist ein absoluter Trend. Die Welt möchte, dass die Dinge offengelegt werden. Darauf zielt auch unsere gesamte Aktivität ab“, sagt Hofmann. Vesatec setze auf Offenheit und die Expertise der Community. Möglichst viel am Produkt, das nun aus dem Prototyp entstehen soll, werde Open Source sein und damit den Machern zur Verfügung stehen. Nur wenige Komponenten bleiben von VESATEC geschützt. „Das macht unser Produkt einzigartig: Wir haben sowohl Komponenten, die monetarisiert werden müssen, als auch die Open Source-Bestandteile“, erklärt der Ideengeber.

Am Ende der Technologieentwicklung stehe ein preiswerter und flexibler Mini-Computer. „Mehrwert für den Kunden ist, dass er selbst über die Leistungsfähigkeit bestimmen kann“, so Hofmann. Auch beim Kompetenzzentrum wird die Zusammenarbeit gelobt: „Die Projektbegleitung mit Vesatec zeigt, dass auch KUMs in Pandemiezeiten systematisch Innovation betreiben können“, wird Projektleiter Thorwin Böhm zitiert.

x