Speyer Ungeahnte Wahrheiten
Ein Psychothriller in zwei Akten von Leslie Darbon mit dem Titel „Time To Kill“ hatte am Freitagabend im „Philipp eins“ Premiere. Sechs Dozenten der Fachhochschule für Finanzen und Landesfinanzschule in Edenkoben bilden das Ensemble des Theaters „Total besteuert“. Wegen Umbauarbeiten in der FH probte man das Stück bereits in den Räumen der ältesten Gaststätte Speyers, deshalb fand auch die Premiere hier statt.
Maggie (Iris Zimmer) erwartete zuhause ungeduldig die Abreise ihres Gatten, der ihr jedoch noch vorher ans Herz legte, die heutige Bridge-Runde nicht wieder für außergewöhnliche Aktivitäten zu missbrauchen. So hatten sie einmal einen Schweinskopf in die Rathausinnenhalle an die Wand genagelt, und ein anderes Mal seien sie als Zeugen Jehovas durch die Stadt gezogen. Kaum war die Luft rein, erschien Maggies Liebhaber Alan Sexton (Georg Sebastian), der gleich „zur Sache kommen“ wollte. Geschickt wich sie ihm aus und bewegte ihn dazu, sich Sträflingskleidung anzuziehen, Handschellen anlegen zu lassen und sich auf einen eisernen Stuhl zu setzen, an den sie ihn fesselte. In freudiger Erwartung eines besonderen Liebesspiels musste er jedoch erkennen, dass er in eine Falle geraten war: Die Bridge-Damen standen plötzlich als Scharfrichterinnen vor ihm und warfen ihm die Schuld am Selbstmord ihrer Freundin Rosemarie vor. Im Laufe der Gerichtsverhandlung, in denen die Damen sowohl als Anklägerin, Vorsitzende, Protokollantin und Gerichtsdienerin sowie – nach Ablegen von Perücke und Robe – als Zeuginnen fungierten, stellte sich heraus, dass Playboy Alan den Haustürschlüssel von allen vier Ehefrauen hatte, die seine Liebesdienste gern in Anspruch nahmen. Nach und nach kommen ungeahnte Wahrheiten ans Licht, denn alle Ehemänner hatten ein Verhältnis mit Rosemarie. Die Eifersucht der Freundinnen aufeinander wegen Alan und auf Rosemarie war letztlich der Grund, weshalb die schüchterne sensible Helen (Susanne Herbrand) auf den telefonischen Hilferuf Rosemaries nicht reagierte, sondern durch unterlassene Hilfeleistung deren Tod billigend in Kauf nahm. Die Protagonisten – darunter auch Jan Philip Poppelbaum als Don, Silke Sager als Jane und Daniela Erdmann als Liz – spielten ihre Rollen mit großer Perfektion und Überzeugungskraft. Die Dramaturgie war spannend aufgebaut. Mit sarkastischer Ironie und humoristischen Passagen wurde dieses gesellschaftskritische Stück professionell dargeboten – eine Glanzleistung unter der Regie von Christian Herbrand!