Speyer Ukrainer dankbar für Solidarität mit Lichterkette
Nach Polizeiangaben waren am Sonntagabend zwischen 19 und 19.30 Uhr rund 700 Demonstranten in der Innenstadt, die Veranstalter schätzten etwa 1000 Teilnehmer. Auch wenn die zweite Speyerer Lichterkette damit deutlich weniger besucht war als die erste zwei Wochen zuvor, war das abendliche Bild der mit Kerzen, Laternen oder Windlichtern erleuchteten Maximilianstraße eindrucksvoll.
Familien mit Kindern, Gruppen und Einzelpersonen versammelten sich – begleitet vom Geläut mehrerer Kirchen – am Georgsbrunnen und verteilten sich dann zwischen Dom und Wormser Straße. „Ich möchte meinen Kindern den Wert der Demokratie vermitteln und ihnen hier zeigen, dass jeder die Möglichkeit hat, Zeichen zu setzen“, erklärte der Wieslocher Jan Cossmann auf RHEINPFALZ-Nachfrage seinen Besuch in Speyer mit der gesamten Familie inklusive Ehefrau, zwei Kindern und Eltern.
Fotos und Videos verschickt
Als der Rockchor Speyer „Imagine“ anstimmte, wurden Text-Zettel verteilt, Handys gezückt, Fotos und Videos verschickt. Demonstranten lagen sich in den Armen und sangen trotz Masken vernehmbar die Zeilen, die sich seit 1971 gegen Kriege erheben.
Olha und Viktor Abramov war ihre Ergriffenheit anzusehen. Die ukrainische Flagge umgehängt, standen sie zwischen deutschen Nachbarn und Freunden aus der Ukraine. Seit mehr als zwei Jahren lebt das junge ukrainische Ehepaar in Speyer, vor einer Woche hat es Geflüchtete aufgenommen. Gemeinsam beteiligten sie sich an der Lichterkette. „Unsere Freunde und ihre zwei Kinder sind bei uns“, berichtete Viktor Abramov vom Zusammenrücken zu Hause. „Es ist schön zu sehen, dass so viele Speyerer an unserer Seite stehen“, sagte Ehefrau Olha.
Diese Zeichen der Solidarität aus Deutschland seien wichtig für die vom Krieg gebeutelten Ukrainer, war sie überzeugt. Auch sie und ihr Mann fühlten sich hilflos, betonte Olha Abramov. „Wir alle können von hier aus nicht mehr tun, als uns solidarisch mit den Opfern dieses Angriffskriegs zu zeigen“, meinte Abramov.
Aus Römerberg nach Speyer geradelt
Er fühle sich aufgerufen, die Demokratie zu verteidigen, erklärte Winfried Schweigert seine Teilnahme an der Lichterkette, die geschlossen die Maximilianstraße säumte. Dafür war er an diesem Abend mit dem Fahrrad von Römerberg nach Speyer gefahren. Sein großer Respekt gelte den Ukrainern, die verzweifelt versuchten, ihr Land zu retten, betonte er.
Sabrina Albers, Organisatorin der Mahnwache vom Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, zeigte sich mit Resonanz und Ablauf zufrieden. „Wir wollten jedem Demokraten eine Plattform bieten, Zusammengehörigkeit zu demonstrieren“, erklärte sie.
Eine unbekannte Frau habe ihr das Handy mit dem ukrainischen Wort für „danke“ hingehalten, erzählte Albers von einem „Gänsehautmoment“ nach der Veranstaltung. Auch DGB-Stadtverbandsvorsitzender Axel Elfert berichtete von eindrucksvollen Szenen entlang der zweiten Lichterkette. „Das war ein wichtiges Zeichen gegen den Wahnsinn“, sagte er.