Speyer Turbulenzen bei Turnverein

Bringt Geld in die Vereinskasse: das Gelände, das die TSG an die Stadt verkauft hat.
Bringt Geld in die Vereinskasse: das Gelände, das die TSG an die Stadt verkauft hat.

Turbulente Mitgliederversammlung bei der TSG 1846 Neustadt am Mittwoch: Misstrauen aus den eigenen Reihen veranlasste den Vorstand mit Michael Göring an der Spitze, nach 15 Jahren geschlossen zurückzutreten. Die Wahl einer neuen Vereinsspitze schien zunächst nicht möglich. Dann erklärte sich Anika Herbrik, Abteilungsleiterin Rope Skipping, bereit, den Vorsitz zu übernehmen.

Göring wurde unterstellt, den Erlös aus dem Verkauf einer Grünfläche auf dem TSG-Grundstück in der Volksbadstraße nicht unverzüglich zur Sanierung des Sporthallendachs verwendet zu haben. Der Vorsitzende des vereinsinternen Bauausschusses, Rolf Kleinsmann, kritisierte, dass dadurch zugesagte Fördergelder des Sportbundes in Höhe von 14.500 Euro gefährdet seien, denn die Sanierung des Hallendaches müsse bis November 2018 abgeschlossen sein. Göring erwiderte, dass er erst Gel-der verplanen könne, wenn sie auch auf dem Konto stünden. Er sei „schockiert“ und „frustriert“ gewesen, dass zu der außerordentlichen Mitgliederversammlung 2017, die den Beschluss zum Verkauf der Grünfläche an die Stadt herbeiführen sollte, lediglich neun Mitglieder erschienen waren. Auf Nachfrage Kleinsmanns, wann genau der Verkaufserlös der Grünfläche auf dem Konto eingegangen sei, antwortete Göring: „Im Januar.“ Wegen voller Auftragsbücher bei den Betrieben seien jedoch keine Angebote abgegeben worden. Rückblick: Schon seit geraumer Zeit mussten dringende Sanierungsarbeiten wegen fehlender Finanzmittel aufgeschoben werden. Zudem habe der Jahresabschluss 2017 ein Minus von 14.000 Euro ergeben. Der Barbestand zum 31. Dezember 2017 belief sich auf 934,28 Euro, wobei noch Beitragsrückstände in Höhe von knapp 4000 Euro ausstanden. Für 2018 ist mit Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 77.000 Euro zu rechnen. Davon seien 20.000 Euro für den Betrieb der Halle vorgesehen und 50.000 Euro für den Sportbetrieb. Aus dem Erlös des Grünflächenverkaufs sollte dann die Sanierung des Hallendachs, die auf 80.000 Euro beziffert war, gestemmt werden. Zuvor hatte Göring in seinem Bericht eine Reform der Beitragsordnung angemahnt. Aus einem Breitensportverein seien viele Spitzensportler hervorgegangen. Der Sportverein stehe damit heute auf zwei Säulen: dem Spitzen- und dem Breitensport. Dies müsse sich künftig in der Beitragshöhe niederschlagen, so Göring. Laut Mitgliederstatistik des Sportbundes Pfalz ist die TSG 1846 gemessen an ihrer Mitgliederzahl (1044) der drittgrößte Sportverein in Neustadt. „Allerdings“, räumte Göring ein, „werden Personen, die gleichzeitig in zwei Sparten Mitglied sind, zum Beispiel Rope Skipping und Leichtathletik, doppelt gezählt.“ Dies müsse dringend bereinigt werden. Die Wahl des neuen Vorstands geriet in eine Sackgasse, nachdem alle vorgeschlagenen Mitglieder eine Kandidatur abgelehnt hatten. Im Versammlungsraum herrschte Ratlosigkeit. Göring sagte zwar, dass sein Entschluss unwiderruflich sei, vor allem, nachdem ihm 24 von 49 Stimmberechtigten die Entlastung verwehrt hatten. Dennoch bot er einen Kompromiss an, damit das Bild der TSG nach außen keinen Schaden nehme: Er wolle das Amt zeitlich begrenzt weiterführen, bis Anika Herbrik, die grundsätzlich, aber noch nicht derzeit für eine Kandidatur zur Verfügung stehe, dazu bereit sei. Dieses Angebot bewegte sie denn doch, schon jetzt als Vorsitzende zu kandidieren. Sie wurde wie der gesamte Vorstand einstimmig gewählt. „Ich habe heute mit dem Amt abgeschlossen“, versicherte Göring und versprach seiner Nachfolgerin, bei der Einarbeitung zur Seite zu stehen.

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