Speyer Symphonie der Domglocken
Zu dem Glockenkonzert fand sich eine sehr große Schar von Zuhörern vor der Kathedrale ein und folgte mit viel Interesse dem Klang der Glocken und den Bildern aus dem Glockenstuhl folgte.Die größte Kirchenglocke in Deutschland hat – man muss es sagen – nicht der Speyerer Dom, sondern der in Köln mit dem „Dicken Pitter“ (Petersglocke). Auf Platz zwei steht dann immerhin eine Glocke in einer Kirche in der Pfalz, die Kaiserglocke in der Stiftskirche in Neustadt. Der „Dicke Pitter“ ist dabei gerade mal 100 Jahre alt (das Jubiläum war in diesem Sommer), die Neustadter Glocke noch keine 75 Jahre. Im Speyerer Dom aber hängen vier Glocken, die just vor 200 Jahren an Allerheiligen erstmals erklangen und die von Peter Lindemann gegossen wurden. Es ist eines der wenigen erhaltenen Großgeläute des 19. Jahrhunderts. Zu diesen vier Glocken von 1823 kommen im Glockenstuhl des Doms fünf Glocken von Friedrich Wilhelm Schilling, die 1963 entstanden.
Deren 60. Geburtstag und der 200. Geburtstag der Lindemann-Glocken war für die Dommusik nun Anlass für ein besonderes Projekt: eine Symphonie der Domglocken, zu dem am Nachmittag von Allerheiligen auf den Domplatz eingeladen war. Eine Stunde dauerte das viersätzige Glockenkonzert, bei der die Glocken erst einzeln und dann in verschiedenen Verbindungen ertönten. Der vierte Satz brachte dann das Plenum aller neun Glocken, das gemäß der differenziert aufgefächerten Läuterordnung sonst nur an den höchsten kirchlichen Feiertagen erklingt.
Der „dicke Max“
Das Konzert begann mit der größten Glocke, den wir hier mal den „dicken Max“ nennen wollen, mit „Maximilianus Josephus (Kaiserglocke)“, gefolgt von „Friderica Wilhelmina Carolina“, „Ludovicus Carolus“ und „Matthæus de Chandelle“. Dann klangen die Jubilarinnen von 1823 zusammen. Die Runde der Jubilarinnen von 1963 begann mit der Kleinsten, „Otto“, also dem „kleinen Otto“, dann „Priminius“, „Anna“, „Joseph“ und „Maria“, ehe auch diese in Kombination zu hören waren.
Verschiedene exemplarische Läute-Motive waren als dritter Satz das Dur-Quintett (zu hören vor der Früh- und Abendmesse am Christkönigssonntag), das Moll-Sextett (zu hören in der Früh- und Abendmesse an Allerheiligen), Salve Regina (zu hören vor allen Marienfesten und Mai- und Rosenkranzandachten), Westminster
(zu hören vor Trauungen), Te Deum (zu hören vor dem Gottesdienst zum Stifterfest am 4. Juni) später dazu das „Ideal“ – Motiv (zu hören vor den Konzerten der Reihe „Cantate Domino“) und das Geläute für die Sonntage im Jahreskreis.
Virtuelle Fortsetzung
Das Glockenkonzert wurde gestreamt und ist weiter über Youtube zu sehen und zu hören. Auf der Seite www.dommusik-speyer.de gibt es mehr Infos und die Möglichkeit, selbst virtuell die Glocken in unterschiedlichen Verbindungen läuten zu lassen.
Apropos Symphonie der Domglocken: In vielen Musikstücken, gerade auch Symphonien wird der Glockenklang imitiert oder sind (kleinere) Glocken gefragt. In der ersten Symphonie von Gustav Mahler wird im dritten Bruder Jakob geweckt, damit er endlich die Glocken hört. Und in der Zweiten, die 2021 im Dom erklang, setzen Glocken zum Schluss wichtige Akzente. Und in der dritten Symphonie dieses Komponisten imitieren im apotheotischen Finale die Pauken die Schläge von Glocken. Das Werk wäre nicht nur deshalb für eine Aufführung im Dom prädestiniert.