Speyer Sucht in Familien: Sehr viele Speyerer Kinder betroffen

Wahrnehmung für das Thema schärfen: Die Aktionswoche will Aufmerksamkeit für Kinder aus Suchtfamilien schaffen.
Wahrnehmung für das Thema schärfen: Die Aktionswoche will Aufmerksamkeit für Kinder aus Suchtfamilien schaffen.

„Papas Seele hat Schnupfen“ lautet der Titel eines Kinderbuches, das sich mit der Suchtkrankheit eines Familienvaters auseinandersetzt. Diesem und weiteren Büchern kommt zwischen dem 12. und 18. Februar eine besondere Bedeutung zu. In der Zeit soll offensiv Präventionsarbeit betrieben werden.

Die Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien ist von Nacoa Deutschland 2011 ins Leben gerufen worden. 2023 schließt sich das Netzwerk Kindeswohl in Zusammenarbeit mit der Stadt Speyer, der Suchtberatungsstelle Nidro, der Caritas, der Stadtbibliothek und dem Haus der Familie K.E.K.S. an.

„Vergessenen Kindern eine Stimme geben“ lautet der Leitspruch, der über allem steht. Für Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) ist das ein wichtiger Ansatz. Aus ihrer eigenen Zeit im Lehrberuf weiß sie: „Diese Kinder fallen oft ein bisschen hinten runter.“ Wichtig ist es daher, so Kabs, ein Stärkungsangebot für die ganze Familie zu machen. Das eng gewebte Netz der mitwirkenden Partner in Sachen Prävention und Hilfe in Speyer sei dafür eine wichtige Säule.

Schmitzer: Wahrnehmung für Sucht schärfen

Am 14. Februar soll auf die Aktionswoche mit einem speziellen Mitmachangebot in der Stadtbibliothek (14.30 bis 18 Uhr) aufmerksam gemacht werden. Informationen für die ganze Familie sowie eine große Auswahl an Büchern und anderen Medien soll es geben. Zusätzlich wird bei K.E.K.S. in Speyer-West ein Infostand auf die Aktionswoche hinweisen. Der bleibt dort sogar etwas länger, bis zum 25. Februar.

„Es ist wichtig, zielgerichtet zu arbeiten“, machte Andrea Schmitzer, Koordinatorin des Netzwerks Kindeswohl, im Vorfeld der Aktionswoche klar. In dem Zusammenhang nannte sie die Tageskliniken in Speyer als unterstützende Einrichtungen. Kurzfristig wollen die Protagonisten sich daran machen, mehr Hausärzte für ihre Anliegen zu gewinnen. „Wir möchten die Wahrnehmung für das Thema Sucht schärfen, auch bei Außenstehenden“, sagte Schmitzer.

Dietz-Frübis: Mit Eltern ins Gespräch kommen

Ulrike Dietz-Frübis von der Erziehungs- und Lebensberatung der Caritas wies auf das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz hin, das dem Nachwuchs unter anderem einen eigenen Beratungsanspruch zusichert. Der Bedarf nach Gespräch ist da, wie die Gruppe Schatzinsel zeigt. Kinder zwischen sechs und neun Jahren, die in ihren Familien Suchtprobleme oder psychische Erkrankungen erleben, treffen sich dort regelmäßig. Aktuell sind alle Plätze belegt, wie Dietz-Frübis anmerkte.

Eine Bastelecke zum Thema Gefühl wird in der Schatzinsel, die in den Räumen von K.E.K.S. untergebracht ist, in der Aktionswoche geben. „So wollen wir auch mit den Eltern ins Gespräch kommen“, zeigte Dietz-Frübis auf. Das tut die Suchtberatungsstelle Nidro unter anderem bei den offenen Sprechstunden. „Diese sind sehr hilfreich, um in Kontakt zu Betroffenen zu kommen“, erfährt Viviane Hipp regelmäßig. Sie leitet die Fachstelle Frau und Sucht und zitierte Zahlen aus einer bundesweiten Statistik.

Schmitzer: 2000 Kinder in Speyer betroffen

2,6 Millionen Kinder unter 18 Jahren sind demnach mit Alkoholsucht zu Hause konfrontiert. Hinzu kommen bis zu 60.000, bei denen Drogen im Spiel sind. „Ein Drittel der Kinder entwickelt selbst eine Sucht und passt sich damit dem Verhalten der Eltern an“, erklärte Hipp. In Speyer seien zurzeit nach statistischer Auswertung etwa 2000 Kinder betroffen, fügte Schmitzer an.

Froh sind alle Beteiligten um die gute Kooperation der Beratungsstellen in der Stadt. „Speyer“, hob Dietz-Frübis hervor, „ist gut aufgestellt.“ Nachhaltig sei die Arbeit ebenfalls. Das hätten Gespräche mit ehemaligen Kindern und heutigen Erwachsenen aus der Schatzinsel ergeben.

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