Speyer Stefans Woche: Fußball, Whisky und Geschenke

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Fussball-WM: Sprüche statt Inhalte

Einmal müssen Sie an dieser Stelle von mir noch etwas über die Fußball-WM in Katar lesen. Dann höre ich damit auf, versprochen. Vermutlich haben Sie mitbekommen, dass Béla Réthy das letzte Mal für das ZDF ein Fußballspiel bei einer Weltmeisterschaft kommentiert hat. An den Kommentatoren und vermeintlichen Experten im Fernsehen scheiden sich bei solchen Großereignissen mindestens genauso die Geister, wie an den Diskussionen um Mannschaft und Trainer. So wie der Bundestrainer nicht immer ein glückliches Händchen bei der Aufstellung hat, haben die Fernsehmacher nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl den TV-Analysten. Bei dieser WM hat das der Nachrichtensender Welt bewiesen, der zum Springer-Konzern gehört. Dort durfte der ehemalige Nationalspieler Jimmy Hartwig über das Ausscheiden der deutschen Mannschaft sinnieren.

Leider hat Hartwig im Vorfeld nicht lang genug darüber sinniert, was er erzählen möchte. Die Gruppengegner der Deutschen hat er „die Ferreros aus Spanien“ und „die Reisabteilung“ genannt. In einem anderen Fall benutzt er die Wörter „Ching, chang, chung“ und wirft den Japanern Heuchelei vor. „Wenn die so ehrenhaft wären, hätten sie gesagt, dass der Ball im Aus war.“ Die Ausschnitte kursierten auf Twitter und wurden vor allem von in Deutschland lebenden Japanern als rassistisch kritisiert. Sogar eine Petition mit mehr als 16.000 Unterschriften wurde im Internet gestartet.

Hartwig, der selbst Migrationshintergrund hat, und sich öffentlich gegen Rassismus einsetzt, hätte es besser wissen müssen. Für den Durchschnittszuschauer mag das vielleicht kein großer Aufreger sein. Viele Japaner aber waren erzürnt. So auch die Speyererin Tomoko Moser von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Vorderpfalz. Sie verurteilt in einer Nachricht an die Redaktion Hartwigs Verhalten: „Es geht nur darum, die asiatische Sprache und die Bevölkerung ins Lächerliche zu ziehen.“

Moser glaubt, wenn solche Äußerungen über ein afrikanisches Team gemacht worden wären, die Empörung größer ausgefallen wäre. Aus ihrer Sicht ist Rassismus gegenüber Asiaten in Deutschland noch immer salonfähig: „Asiaten werden weiterhin auf den Straßen und im Fernsehen bloßgestellt.“ Was soll ich sagen: Ich stimme zu. Hartwig hätte sich entschuldigen sollen, genau wie der TV-Sender Welt. Wenn Sie denken, dass das übertrieben ist, dann irren Sie. Allein das alte Kinderlied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ empfinden viele Asiaten als zutiefst rassistisch. In der ursprünglichen Version waren es übrigens „Japanesen“. Die Passage wurde im Zweiten Weltkrieg geändert, als Nazi-Deutschland ein Bündnis mit Japan eingegangen war. Das muss man erst mal sacken lassen.

Bauverein: Whisky statt Woi

Während meiner Ausbildung zum Redakteur bei der RHEINPFALZ hat es mich mal zu einem Whisky-Tasting nach Pleisweiler-Oberhofen verschlagen. Was soll ich sagen, ich konnte mich hinterher noch an alles erinnern, sodass tatsächlich ein Text zustande kam. „Das Wasser des Lebens“ ist nicht nur ein Märchen der Gebrüder Grimm, sondern auch die Bezeichnung der Schotten für diese sehr spezielle Spirituose. Spirituell dürfte es an diesem Samstag auch beim Bauverein der Johanneskirche zugehen. Dieser hat zu einem Whisky-Tasting geladen, bei dem schottische Erzeugnisse verköstigt werden sollen. Wasser des Lebens statt Woi. Die Gebühr von 40 Euro müssen Teilnehmende allerdings bereits vorab bezahlen. Auch das wird seine Gründe haben.

Post-Trauma: Wunder statt Frust

Die Weihnachtsgrüße der Deutschen Post an die Redaktion wurden in diesem Jahr mit einem Schreiben und einer dazugehörigen Zeichnung begleitet. In dem Comic bringt der Nikolaus die DHL-Pakete mit einem Floß zum Empfänger. Auch wenn Speyer ein Paketzentrum in der Nähe des Rheins hat, ist dies doch eine sehr langsame Art der Zustellung, wenn man bedenkt, wie stressig das reale Weihnachtsgeschäft für den Weihnachtsmann und seine DHLfen ist. Aber wer an Weihnachten nicht doch zumindest an ein kleines Wunder glauben kann, der denkt vermutlich auch, dass es Santa Claus gar nicht gibt!Und die Wunder sind ja schon da: Der Briefmarkenautomat der Postbankfiliale in der Wormser Straße funktioniert wieder. Außerdem ist das Paket einer Leserin nach wochenlangem Bangen doch noch angekommen, wie sie mir in dieser Woche mitgeteilt hat. Das Geschenkpapier war weg und das Paket notdürftig zugeklebt. Es gibt offenbar auch Diebe mit einem Gewissen.

Stefan Heimerl

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