Speyer Start für die Mission Direktmandat
„Mit dem kann man reden, auf den ist Verlass, das klappt auch menschlich.“ Das wird die SPD-Landtagsfraktion freuen. Die Rede ist von Walter Feiniler. Das Urteil über ihn stammt von der Speyerer CDU. Sie ist Koalitionspartner der SPD in der Domstadt seit der Kommunalwahl im Mai. Feiniler hat die langjährige Mehrheitspartei in Speyer nach 20 Jahren Abstinenz von der Macht zumindest wieder so weit gebracht. Morgen zieht „der Walter“ ins Landesparlament ein.
Der 46-Jährige übernimmt verabredungsgemäß das Mandat von Friederike Ebli (Hanhofen). Damit ist seit Jahren mal wieder ein Sozialdemokrat direkt aus Speyer im Landesparlament vertreten. Feiniler, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und seit 1985 in der SPD, ist als Nachrücker am Ort seiner politischen Träume angekommen. Allerdings fehlt ihm dort sein Vorbild, der frühere Ministerpräsident Kurt Beck. „Ich wollte schon immer in den Landtag“, sagt der Neu-Parlamentarier. „Ich hätte gerne mit Kurt Beck zusammengearbeitet.“ So wie der Südpfälzer wolle auch er Landespolitik machen. „Der war bei den Menschen, hat was bewegt und dabei nie verleugnet, wo er herkommt“, formuliert Feiniler seine anhaltende Bewunderung. Die Anerkennung für Nachfolgerin Malu Dreyer fällt nicht minder groß aus. „Sie ist das Aushängeschild der rheinland-pfälzischen Sozialdemokratie.“ Mit ihren „notwendigen Befreiungsschlag“ Kabinettsumbau habe sie gezeigt, dass sie hart sein könne. Das Ergebnis sei richtig. „Es war notwendig, dass etwas passiert“, steht Feiniler hinter ihrer Entscheidung. Der Speyerer kennt Dreyer und schätzt sie. Nicht zuletzt dem von ihr veranlassten personellen Umbau hat er es zu verdanken, dass er in eine „Fraktion im Umbruch“ kommt. Neben Ebli scheiden mehrere „Altgediente“ aus. Die Ortsbürgermeisterin von Hanhofen sitzt seit 1996 im Landtag. „Ich freue mich sehr, habe hohen Respekt, das ist doch eine ganz andere Politik-Ebene“, sagt Feiniler. Ein „Große-Töne-Spucker“ ist er wirklich nicht. Er ist ein solider Arbeiter, unter anderem als Awo- und Naturfreunde-Vorsitzender einschlägig engagiert, in Stadt und Partei vernetzt. Der stets modisch gekleidete Politiker mit dem immer leicht gebräunten Teint weiß durchaus, was er will, wägt seine Möglichkeiten – und die seiner Partei. In der SPD-Landtagsfraktion, in der er sich bei den ersten Treffen „wohlwollend aufgenommen“ sieht, wolle und könne er nicht sofort in fünf Ausschüsse. „Zwei reichen mir. Ich will mich da zurechtfinden lernen.“ Soziales – aus Überzeugung und in der Tradition seiner Vorgängerin, Tourismus als Vertreter einer Fremdenverkehrsstadt (und weil er „Urlaub machen weg von Speyer“ als Hobby bezeichnet) sowie Inneres – wegen der Konversion in Speyer – seien Felder, auf denen er sich besonders einbringen möchte. Dabei will er an der Basis weiter präsent sein und nicht nur die Stadt, sondern auch das Umland im Blick behalten. In den vergangenen Wochen hat er an der Seite von Friederike Ebli Politik aus Landessicht kennengelernt. Auch da sei er als „der Neue und Nachfolger“ überall offen und interessiert aufgenommen worden. Das SPD-Büro an der Gutenbergstraße soll Anlaufstelle für Bürger bleiben. Er selbst werde regelmäßig Sprechstunden abhalten, viel bei den Menschen unterwegs sein. Wichtige Aufgabe ist die Landtagswahl 2016. „Das Mandat direkt holen – das ist uns nur einmal 2006 gelungen.“ So lautet sein Auftrag. Entscheidend abhängen wird das von seiner Arbeit in Mainz. Andernfalls muss er auf den Listenplatz hoffen. Skeptische Genossen gibt es bereits. „Das ist für mich ein neuer Lebensabschnitt“, weiß Feiniler. Erfolg nicht garantiert. Im jüngsten Facebook-Scharmützel über seine Mandatsannahme beschreibt ein Eintrag die Gefechtslage klar: „Liebe Friederike, du hast Deinen Job gut gemacht. Und Du wurdest dafür auch vom Wähler legitimiert. Walter Feiniler muss seine Qualifikation erst noch beweisen.“ Der ist Realist: „Ich trete in große Fußstapfen.“