Speyer Speyerer Stadtleben: Tierische Überraschungen und menschliche „Kunst“

„Schwerd“: Abiturienten wollen Berggorillas retten
In Afrikas ältestem Nationalpark, dem Virunga, leben nur noch knapp 1000 Berggorillas. Ihr Lebensraum ist bedroht – von Wilderei, aber auch von unseren Handys. „Dort werden illegal Rohstoffe abgebaut, aus denen wiederum das Erz Coltan gewonnen wird, das in unseren Handys steckt“, erklärt Alexandra Burdan, die am Speyerer Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium die 13. Klasse besucht. Gemeinsam mit ihren Mitschülern aus dem Biologie-Leistungskurs hat die 17-Jährige deshalb – auf Initiative ihrer Biologie-Lehrerin hin– eine Handy-Sammelaktion ins Leben gerufen, die es schon zweimal am „Schwerd“ gegeben hat. „Wir haben im Sekretariat Boxen aufgestellt, in denen die Handys noch bis 17. Februar abgegeben werden können“, erklärt die Schülerin.
Anschließend würden sie zum Heidelberger Zoo gebracht, dessen Mitarbeiter die Schule auf die bedrohliche Situation der Berggorillas aufmerksam gemacht hätten. „Dann werden die Handys in eine Recycling-Firma gebracht und die Rohstoffe werden wiederverwendet“, sagt Burdan. Pro Handy bekomme das „Schwerd“ dann zwischen fünf und 20 Euro, die laut Burdan an die Berggorilla- und Regenwald-Direkthilfe gespendet werden sollen. „Bei der jüngsten Aktion sind rund 1000 Euro zusammengekommen“, sagt Burdan, die sich darüber freut, dass den Berggorillas gleich in zweierlei Hinsicht geholfen wird: „Zum einen wird das Coltan recycelt und wiederverwendet, es muss also weniger abgebaut werden.“ Zum anderen unterstütze die Schule mit dem Geld diejenigen, die vor Ort die Gorillas schützten und Aufklärungsarbeit betrieben.
Ausflug zum Pferdehof Hanten
Für Pferde sind viele Kinder zu begeistern. Deshalb besuchte Natascha Breuer am Samstagvormittag bei herrlichem Winterwetter mit ihren Schützlingen den Pferdehof Hanten in der Langen Gewann 56 in Speyer-Nord. Breuer ist Tagesmutter. Sie wurde vom Kinderschutzbund Speyer für diese Aufgabe vorbereitet und ist seit drei Jahren dort beschäftigt. Die sieben von ihr betreuten Kinder wurden zum Pferdehof gebracht. Das jüngste der Kinder ist drei Monate, das älteste sechs Jahre alt. Begrüßt wurden die Kinder von Barbara und Helmut Hanten, die Pferde züchten und halten. Auch Kutschfahrten werden durch das Ehepaar arrangiert. Für Louis, Luis, Lea, Tristan, Elias, Simeon und Levin ging es dann rund auf dem Pferdehof. Zuerst schauten sie sich die Pferde in den Stallungen an.
Vor den Kindern stand eine Schubkarre voller Heu, mit dem sie die Pferde fütterten. Überraschenderweise war ein Clown unter den Pferden, die dunkelbraune 22-jährige Stute Osira. Sie versuchte immer wieder, den Kindern ihre Mützen vom Kopf zu ziehen. Dies erfreute die Kinder sehr und brachte sie zum Lachen. Wie Barbara Hanten erklärte, sei Osira sehr kinderlieb. Im Anschluss an diese Fütterung durften die Pferde auf die Weide und galoppierten dort übermütig herum. Dies gefiel auch den Kindern.
Dann ging es weiter zum Hühnerstall. Doch auch hier eine Überraschung: Heraus kam zuerst eine Gans gewackelt, die von den Kindern gefüttert wurde. Danach liefen Hühner und Laufenten heraus, die auch ihr Futter bekamen. Jedem Kind schenkte Hanten ein Ei. Darunter waren auch zwei Enteneier. Den Kindern fiel sofort auf, dass diese Eier größer und länglicher waren. Mit diesem positiven Erlebnis gingen die Kinder nach Hause. Sie werden diesen Ausflug sicher noch lange im Gedächtnis behalten.
„Kunst“ am Verteilerkasten
„Moderne Sklaverei“ – das hat jemand, warum auch immer, auf einen Verteilerkasten im St.-Klara-Kloster-Weg gepinselt. Drumherum lagen zuletzt alte Kleidungsstücke drapiert, alles in allem stellt es kein schönes Bild dar. Ein Aufdruck auf dem Verteilerkasten ist „Post“. Heute dürfte er wohl von der Telekom als deren Nachfolger genutzt werden. Das Problem des lieblosen Umgangs mit den unverzichtbaren Kästen im öffentlichen Raum ist aber auch den Stadtwerken Speyer (SWS) bekannt, die immerhin mit rund 550 davon im Stadtgebiet die Stromversorgung sicherstellen. Die schiere Masse zeigt, dass nicht jeder Vandalismus-Vorfall sofort behoben werden kann. Aber der gute Wille ist da, wie SWS-Sprecherin Sonja Daum auf Anfrage versichert: „Wenn kritische Symbole oder rassistische Zeichen und Schimpfworte aufgebracht sind, reagieren wir direkt.“ In anderen Fällen könne es länger dauern.
Dem Trend aus anderen Orten, wo die beige-grauen Kästen bemalt oder wie in Neustadt mit schick bedruckten Folien eingehüllt werden, folgt Speyer noch nicht. Bei der Bemalung nennt Daum als Hemmnisse den Zeitaufwand, die Sorge um die Technik in den Schränken, die Verwitterung oder auch „unterschiedliches künstlerisches Empfinden“ von Anwohnern und Künstlern. Die Hüllen wie in Neustadt könnten sich die SWS zwar grundsätzlich vorstellen – etwa für Kunst- oder Werbeaktionen –, aber auch hier gebe es kritische Stimmen wegen des verwendeten Kunststoffs. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung stehe ebenfalls noch aus. Bisweilen gilt in Speyer noch das Motto: Der beste Verteilerkasten ist der, der nicht auffällt.
Umfrage der Grünen kommt an
„Wir möchten 120 Interviews führen“, sagt Stadtrat Owe Lorenz. „Aktuell stehen wir bei 70 oder 80.“ Seit gut einer Woche befragen die Grünen in der Speyerer Gilgenstraße Passanten zur Verkehrssituation. Bis Ende der Woche soll die Umfrage laufen. „Wie wir Zeit haben“, sagt Lorenz, fragen sich die zehn Ehrenamtlichen für jeweils ein bis zwei Stunden durch die Bevölkerung. Die zeige sich offen für die Fragen. „Das hat mich überrascht“, berichtet Lorenz. „Normalerweise möchten viele nicht angesprochen werden, gerade jetzt mit Corona.“ Die Menschen seien bereit, Auskünfte zu geben, „auch über alle Generationen hinweg“, sagt der Stadtrat.
Aus Sicht des früheren Kreisschatzmeisters würden die Passanten zu einer Einbahnstraßen-Lösung in der Gilgenstraße tendieren. Die Grünen befürworten einen Vorschlag von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD), die sich für ein Durchfahrverbot für Autos ausgesprochen hat. Ausgewertet werde die Umfrage in der kommenden Woche, so Lorenz.


