Speyer Speyer: Fernsehen überträgt Reformations-Gottesdienst

Fühlen sich mit Hilfe von Sprecherzieher Markus Anders (Zweiter von links) in ihre Texte hinein: von links Carina Siegel, Sebast
Fühlen sich mit Hilfe von Sprecherzieher Markus Anders (Zweiter von links) in ihre Texte hinein: von links Carina Siegel, Sebastian Hauptmann, Pfarrer Ralph Gölzer und Leontina Klein bei den Proben zum Unionsspiel.

Am Mittwoch steht in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche ein besonderer Termin an: Zum zweiten Mal übertragen ARD und SWR den Gottesdienst zum Reformationstag von dort. Damit bei der Liveaufnahme nichts schief läuft, wird fleißig geübt – mit Sprechtrainer und Rundfunkpfarrer. Ein Probenbesuch.

„Hört mal her“, sagt Mario Feinauer. Der 16-Jährige steht am Altar der Dreifaltigkeitskirche und blickt Markus Anders fragend an. Er probt seinen Teil der Lesung. Der Sprecherzieher steht einige Meter entfernt im Kirchenschiff und ist noch nicht zufrieden. „Noch mal, bestimmter“, sagt er zu Mario. Der Schüler wiederholt den Satz mehrmals, die letzte Version mit fester, entschlossener Stimme. Anders lächelt. „Und genau so sprichst du.“

Schüler sind eingebunden

Mario Feinauer besucht die zwölfte Klasse des Gymnasiums am Kaiserdom. Er und weitere Schüler des Grundkurses Religion sind Teil des Gottesdiensts, der am Mittwoch von ARD und SWR bundesweit im Fernsehen übertragen wird. Der Gottesdienst greift das Motto des Unionsjubiläums der Landeskirche „Mutig voran“ auf, erweitert es jedoch um die Frage „Wohin?“, erklärt Pfarrerin Christine Gölzer. Mit ihrem Mann, Pfarrer Ralph Gölzer, Pfarrerin Mechthild Werner und den Schülern will sie die Frage nach der Bedeutung der Kirchenunion von 1818 für die Zukunft erkunden. Die Schüler sind nicht nur in die Lesung, sondern auch in die Predigt eingebunden und haben gemeinsam mit Ralph Gölzer ein kleines Schauspiel zur Kirchenunion einstudiert. Die erste Probe in der Dreifaltigkeitskirche läuft ohne Technik ab. Die Beteiligten sollen ein Gefühl für ihre Texte kriegen, erklärt SWR-Rundfunkpfarrer Wolf-Dieter Steinmann, der die inhaltliche Verantwortung für den TV-Gottesdienst trägt. Zusammen mit Sprecherzieher Anders coacht er die Protagonisten bei der sogenannten kalten Probe. „Beim Fernsehen sind die Zuschauer hochprofessionelle Moderationen und gestylte Produktionen gewöhnt“, erklärt er. „Hier haben wir es aber mit normalen Menschen zu tun, die nicht regelmäßig vor einer Kamera stehen. Sie trauen sich aber, hier zu stehen und zu sprechen, und das wird auch noch live übertragen. Eine meiner Aufgaben ist es, sie bei der Präsentation sicherer zu machen“, sagt Steinmann. Wie das gelingen kann? Die Sprecher dürften ihre Texte nicht einfach vorlesen, sie müssten „sehen, was sie lesen“, so der Pfarrer. „Bei der Lesung zum Beispiel muss bei den Sprechern Kino im Kopf entstehen.“

Aus dem Herzen sprechen

So sieht es auch Sprecherzieher Anders. „Letztlich sprechen wir erst dann richtig, wenn wir aus dem Herzen sprechen“, erklärt er. Bei den Proben zur Predigt ermutigen er und Steinmann Carina Siegel deshalb, ihre eigenen Worte zu finden. „Wie würdest du es sagen?“, fragt Steinmann die 17-Jährige, die mit ihren Mitschülern Leontina Klein und Sebastian Hauptmann auch beim Unionsspiel mitwirkt. Das Stück setzt sich in der Predigt von Pfarrerin Gölzer fort. Die drei Schüler stellen ihr Fragen nach der Zukunft der Kirche, der Bedeutung des Evangeliums für die heutige Zeit. Carina wandelt die ursprüngliche Frage „Was heißt das konkret?“ um: „Was müssen wir aber machen? Das würde ich fragen“, sagt sie. Steinmann gibt ihr einen Ratschlag: „Mit der Form, mit der du dich gut fühlst, übst du zuhause.“ „Das sind ungewohnte Rahmenbedingungen für die Schüler“, erklärt Sprecherzieher Anders im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das, was sich normalerweise im privaten Dialog abspiele, werde bei der TV-Übertragung „groß aufgeblättert“. Mit dem Engagement der Schüler ist er zufrieden: „Manchmal muss man sich gegenseitig ein bisschen rauskitzeln. Wenn jemand das zulässt, ist es ein Geschenk. Wir geben uns gegenseitig Nahrung. Wenn die Schüler sagen, sie können hier was lernen, dann gilt das umgekehrt auch für mich.“

Termin

Die ARD überträgt den Reformationsgottesdienst aus der Dreifaltigkeitskirche morgen um 10 Uhr. Musikalisch wird er gestaltet von einem Bläserensemble unter der Leitung von Landesposaunenwart Christian Syperek, der Speyerer Kantorei unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger sowie Helmut Walter an der Orgel.

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