Speyer Sozialdemokraten feiern Jubiläum
Mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck als Festredner und einem geschichtlichen Abriss von Hanhofens Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli hat der SPD-Gemeindeverband Römerberg-Dudenhofen am Sonntag im Bürgerhaus Dudenhofen das 95-jährige Bestehen des Ortsvereins Dudenhofen gefeiert.
Die lange Geschichte der SPD hat die ehemalige Landtagsabgeordnete Friederike Ebli auf wenige Daten beschränkt. Beispiel 1881: Andere Gruppierungen stören und verhindern im Vorfeld der Reichstagswahl sozialdemokratische Kundgebungen, die SPD wird im Wahlkreis Ludwigshafen-Speyer stärkster Verband der Pfalz. 1884 wollte die Obrigkeit vom Bürgermeister wissen, „ob in Hanhofen gemeingefährliche sozialdemokratische Elemente agitieren“, wetterte Bezirksvorsitzender Franz-Josef Erhardt vor 70 Zuhörern gegen die hohen Militärausgaben und forderte die Einführung einer gesetzlichen Krankenversicherung. 1886 gründete sich der Arbeiterbildungsverein Hanhofen. Trotz aller Aktivitäten und Bemühungen blieben in Gegenden mit landwirtschaftlich geprägter Bevölkerungsstruktur die Wahlergebnisse bescheiden. Die Diffamierung als „Landesverräter und Königsmörder“ wirkte. 1920 wurde der SPD-Ortsverein Dudenhofen ins Verbandsregister eingetragen, von Ebli der Sprung in das Jahr 1946, zur Wiedergründung in Hanhofen, der Gebietsreform, Bildung der Verbandsgemeinde Dudenhofen und der Einheitsgemeinde Römerberg, dem Gemeindeverband 1971. Neben Verfassung und Grundgesetz sei die SPD eine der stärksten Säulen der Demokratie, habe aus eigener leidvoller Erfahrung zu Verfolgung und Flucht ein besonderes Verhältnis. Ebli bedauerte, dass sich immer mehr Bürger vom politischen Meinungsbildungsprozess, der Teilhabe und Mitbestimmung verabschieden, heute „die Partei der Enthalter“ den Ausgang der Wahlen bestimme. Willy Brandts Satz „Mehr Demokratie wagen“ bleibe gültig. Kurt Beck, ehemaliger Ministerpräsident, erinnerte an die sozialdemokratischen Werte Frieden, Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit, für die Genossen ihr Leben riskierten, in der Nazi-, später DDR-Diktatur inhaftiert waren. Beck: „Vor ihnen und denen, die nach 1945 wieder angefangen haben und noch gegen zementierte Vorurteile ankämpfen mussten, können wir uns nur verneigen.“ Zur aktuellen Politik zitierte Beck das Grundgesetz: „Wer politisch verfolgt ist, genießt Asyl.“ Er ist überzeugt, dass Deutschland die Herausforderung der Flüchtlings-Aufnahme und -Integration mit Herz, Menschlichkeit und Verstand stemmen könne: „Klar ist aber auch, nicht jeder kann hierher kommen und hier bleiben.“ Dass wegen der Flüchtlinge Wohnraum knapp werde, hält er für eine Mär der Immobilien-Spekulanten. Viele Gäste konnten die von Uli Valnion angestimmten Lieder „Die Gedanken sind frei“ und „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ mitsingen. (län)