Speyer Sommerhitze und Kaminfeuer: Palatina Klassik im Paradiesgarten

Evergreens und mehr: Leo Kraemer (Mitte) leitet das Ensemble von Palatina Klassik souverän durch das Programm „Venedig trifft Wi
Evergreens und mehr: Leo Kraemer (Mitte) leitet das Ensemble von Palatina Klassik souverän durch das Programm »Venedig trifft Wien«.

Das Ensemble Palatina Klassik erfreut Besucher mit „Venedig trifft Wien“ im Paradiesgarten der Dreifaltigkeitskirche. Zwei bewährte Speyerer Institutionen präsentierten harmonisch bei Sommerhitze ein überzeugendes zweiteiliges Konzerterlebnis.

Die Kooperation von Matthias Nowacks Kulturamt mit seinem Logo „Speyer.Kultur goes Paradise“ und der Musiziergemeinschaft Palatina Klassik war ein voller Erfolg: Der von 250 begeisterten Musikfans randvolle Kirchengarten erlebte unter dem Motto „Venedig trifft Wien“ ernste Instrumentalmusik des venezianischen „Padre rosso“ Antonio Vivaldi und nach der gut gecateringten Pause die beschwingte leichte Wiener Muse eines Strauss’, Stolz’ und Kreislers.

Sommermusik in behaglichem Ambiente

Die unter Leo Kraemers souveräner Leitung vom E-Piano aus schlagkräftig servierten, bekannten Evergreens, zu denen inzwischen auch Vivaldis „Jahreszeiten“-Konzertsätze zählen, sorgten für angeregte Stimmung und viel Beifall. Die Sonnendächer eines befreundeten Schaustellers schützten vor Sonnenbrand. Also war in behaglichem Ambiente launige Sommermusik angesagt.

Die im Falle des ersten und letzten „Jahreszeiten“-Konzerts Vivaldis aber auch den aufkeimenden „Frühling“ und den angenehm abkühlenden „Winter“ nicht aussparte. Der bewährte Violinsolist Robert Frank überzeugte wieder einmal mehr mit geschliffenen, rasant-virtuosen und lautmalerisch plastischen Soli. Die Vögel piepsten im „Frühling“ munter drein, und im Largo kostete Frank erhabene Lyrik aus, gab dem Finale aber auch einen Schuss Melancholie mit.

Vivaldis „Winter“ sorgt für Wirbelwinde

Kraemer sorgte für den vital-tremolierenden Aufruhr der Natur; im „Winter“ mit schroff artikulierten Tonfolgen für die Wirbelwinde. Geigerin und Bratscherin Susanne und Stefanie Phieler suggerierten mit Cellistin Heidrun Mertes mit knallenden Pizzicati das knackende Kaminfeuer.

In Vivaldis eingangs gespieltem Konzert für zwei Violinen alternierten Frank und Susanne Phieler in ihren nahtlos abgestimmten Geigensoli mit griffiger Artikulation, spritzigem Feuer, schlagfertigen Dialogen und draufgängerischer Fröhlichkeit. Das frohgemute Palatina-Klassik-Spiel riss die Hörerschaft in lockere Freude.

Launiger Übermut der Liebe

Diese Freude am beschwingten Klang wurde im zweiten Matinee-Teil noch mit dem musikalischen Ausflug nach Wien gesteigert. Strauss' Donauwalzer servierten Kraemer und die Seinen mit sonorer Gelassenheit, in melancholischen Ritardandi und jener knapp aufgestauten Metrik, die diese Walzerseligkeit erst so richtig gehaltvoll und expressiv macht.

Fesch und virtuos kam die Polka „Unter Donner und Blitz“, mit markant-knalligen Rhythmen der Marsch „Auf der Jagd“. Frank retardierte den launigen Übermut in Fritz Kreislers Zweisätzer „Liebesleid & Liebesfreud“ mit Charme und Sentiment.

Tenor Michael Wagner erwischte mit seiner füllig gewordenen Stimme einen wahren Sänger-Sonntag und sorgte in Rudolf Sieczynskis „Wien, Wien, nur du allein“ mit kräftigem Schmelz und durchdringender Kraft in den Spitzentönen für einhelliges Hallo. Mit breiter stimmlicher Entladung öffnete Wagner Robert Stolz' „Gasserl“ so weit, dass er mit schwungvollem Rausch da hindurch kam. Geschmeidige Tenorführung sorgte dafür, dass „im Prater wieder die Bäume blühten“ und am Ende war man mit dem von Wagner mit Emphase hinaus geschleuderten „O sole mio“ wieder in Bella Italia.

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