Speyer Solidarität und Koffein

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„Wir sind viele. Wir sind eins.“ Das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum Tag der Arbeit ist gestern in der Walderholung nicht richtig aufgegangen. Regen und langes Wochenende haben zahlreiche Speyerer vom Besuch der traditionellen Mai-Kundgebung abgehalten. Demokratische Werte verteidigten Gewerkschafter, der Oberbürgermeister und Mairednerin Edeltraud Glänzer im Saal.

„Wer ist das?“ und „Wo ist der Kaffee?“ Diese Fragen bewegen die Speyerer, für die Maifeiertag und Walderholung untrennbar miteinander verbunden sind. Egal, bei welchem Wetter. Mairednerin Edeltraud Glänzer, stellvertretende Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), kennen manche nicht. Auf Kaffee gegen Feiertagsmüdigkeit und Kälte freuen sich zum Auftakt gegen 10.30 Uhr viele. Aber die Kannen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) bleiben zunächst leer. Wenn doch ein paar Liter Koffein-Getränk die Küche überraschend verlassen, sind die schon versprochen. Alternativ gibt es Waffeln mit Sahne von der Gewerkschaft. Und Bratwurst. Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, Sozialbündnis gegen Armut, Attac, Amnesty International, Verdi, IG BCE und Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) präsentieren ihre Botschaften unter überdachten Walderholungsflächen. Was DGB-Stadtverbandschef Axel Elfert zu sagen hat, hören sie über den Außen-Lautsprecher. Sein Rundumschlag reicht von der Türkei über Brexit, IS-Terror und Frankreich-Wahl bis zur AfD. „Null Toleranz“ verspricht er nationalistischen Strömungen gegenüber und betont: „Das Grundgesetz ist keine ,Apotheken-Umschau’.“ Für Speyer fordert der Gewerkschafter Busverbindungen ins Industriegebiet auch nach 22 Uhr und einen Bürgerentscheid über den geplanten, umstrittenen S-Bahn-Haltepunkt Süd. Auch Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) sorgt sich um Werte wie Frieden und Wohlstand. Er appelliert an die Zuhörer, für Demokratie und Europa einzustehen. „Solidarität ist nicht national“, ruft Glänzer den Besuchern zu. Gegner seien die, die keine Demokratie wollten. „Das Kreuz haben wir alle nach der Bundestagswahl zu tragen“, wirbt sie für den Urnengang am 24. September. Vor regennassen Biergarnituren spielt „One Eyed Jack“ Oldies. „Zwanzig 10 Jugendkultur“ tanzt im Saal gegen Kindersoldaten. Davor verteilen Freiwillige zwei weitere Kannen Kaffee ... Die Serie Für diese Serie, eine Momentaufnahme aus dem Alltag, sind wir jede Woche gezielt in der Stadt unterwegs.

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