Speyer So wollen Speyerer die Stadt klimafreundlicher machen

Nahrung für Bienen: Naturbelassene Gärten sind sehr insektenfreundlich und damit gut fürs Klima.
Nahrung für Bienen: Naturbelassene Gärten sind sehr insektenfreundlich und damit gut fürs Klima.

Klimaschutz beginnt in den eigenen vier Wänden. Das haben 15 Teilnehmer der Kursreihe „Gemeinsam machen wir Speyer klimafit“ an sechs Abenden in der Villa Ecarius gelernt. Jetzt haben sie konkrete Pläne, wie sie dem Klima in der Stadt helfen wollen.

Franz Molitor ist es so ernst mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit, dass er sich auf den Weg von Rheinhausen nach Speyer gemacht hat. In vielen Bereichen hat der 70-Jährige inzwischen seinen Alltag verändert, erzählt er im Gespräch mit der RHEINPFALZ am Rande der Zertifikatsübergabe der Klimafit-Kursreihe. „Fleisch esse ich nur noch maximal zweimal im Monat“, nennt er ein Beispiel.

Auch Wasser einzusparen ist für Molitor wichtig. Die Dusche dreht er während des Einseifens ab, mit dem Händewaschen hält er es genauso. „Mit dem Wasser, mit dem ich den Salat gewaschen habe, gieße ich meine Pflanzen“, berichtet er. „Wenn man beginnt, über die eigenen Klimaschutz-Möglichkeiten nachzudenken, spornt das an“, sagt Molitor. Sein Auto bleibt immer häufiger in der Garage. Mittlerweile hat er sich ein Balkonkraftwerk zugelegt, mit dem er täglich zwei Kilowattstunden Strom erzeugt.

Fleisch, Fisch und veganes Essen

Katrin Elk hat zum Kursbeginn, der von Volkshochschule, Stadt und Stadtwerke zum ersten Mal angeboten wurde, die Heizung drastisch heruntergedreht. Gefroren hat ihre Familie nicht. „Es ist einfach draußen warm geworden“, sagt sie. Die 52-Jährige hat sich ein neues Kochbuch gekauft. Ein veganes. Noch sei sie in der Umgewöhnungsphase. Die Abkehr von vertrauten Rezepten mit Fleisch und Beilagen verlaufe langsam. „Verzicht ist nicht gut“, hat sie beschlossen und bietet der Familie deshalb Fleisch-, Fisch- und vegane Gerichte im Wechsel an. Ihr Garten sei bienenfreundlich. Die Auseinandersetzung mit eigenen Möglichkeiten, dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen, mache Spaß.

Als Weltretter fühlt sich Stefan Schmitz noch nicht. „Aber der Anfang ist mit dem Kurs gemacht“, betont er. Die Informationen hätten ihm sehr geholfen, sein Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu schärfen. Sämtliche Leuchtmittel im Zuhause hat der 61-Jährige durch LED ersetzt und ist auf „Grünen Strom“ umgestiegen. Einfach ins Auto steigen und losfahren ist für Schmitz mittlerweile keine Option mehr. „Ich stelle mir jedes Mal die Frage: Kann ich es heute nicht mal stehenlassen?“

Ausflüge in die Natur

Mit sich und ihrer Umwelt respektvoller und achtsamer umzugehen, das hat sich Michaela Draeger auf die Fahne geschrieben. Dazu gehören für die 50-Jährige Ernährung, Energieeinsparung beispielsweise mit Fenster-Abdichtung, eine naturbelassene Wiese im Garten vor dem Mehrfamilienhaus, in dem sie mit ihrer Familie lebt. Die Zeit, die sie jetzt nicht mehr hinter dem Rasenmäher verbringen muss, will sie zu Ausflügen in die Natur mit den Kindern nutzen. „Dass es in unserer Küche vegetarischer wird, hat meine Tochter bewirkt“, erzählt Draeger. Sie habe vegane Wurst und Gemüsepfannen inzwischen auch schätzen gelernt.

Das globale Problem sei zwar lokal nicht zu lösen, müsse aber auch auf dieser Ebene angegangen werden, betont die städtische Klimaschutzmanagerin Katrin Berlinghoff. Die Kursteilnehmer bleiben der Absenkung ihrer CO2-Bilanz weiter auf der Spur. Das ist sicher.

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