Speyer Schritt für Schritt zum Ziel

Jetzt heißt es Daumen drücken: Am 31. Januar 2020 soll der Unesco der Antrag vorliegen, die „SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz“ zum Weltkulturerbe zu erklären (wir berichteten zuletzt am Samstag). Nach Mainz und Worms haben Beteiligte am Dienstag auch in Speyer über den aktuellen Sachstand der Bewerbung informiert.

Die größte Herausforderung war es für die zahlreichen Besucher, einen Stuhl im „Archäologischen Schaufenster“ zu ergattern. Nicht allen Interessierten gelang das. Sie standen, saßen am Boden oder auf Tischen, um zu erfahren, wie die Experten die von der Unesco vorgeschriebenen Antragsvoraussetzungen erfüllen wollen. Ulrich Himmelmann, Leiter der Speyerer Direktion der Landesarchäologie, Stefanie Hahn vom Landeskultusministerium, Christoph Cluse, Universität Trier, Florence Fischer, Universität Heidelberg, und Peter Waldmann, stellvertretender Vorsitzender der Mainzer Jüdischen Gemeinde, blickten selbstbewusst in die Welterbe-Zukunft. Als „Start in die Öffentlichkeitsarbeit“ bezeichnete die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) den Vortragsabend. „Jüdisches Leben hat wieder seinen festen Platz in der Stadt. Und das ist gut so“, sagte sie. Ein zweites Weltkulturerbe in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom sei für die Speyerer Privileg und Verpflichtung zugleich, betonte Seiler. 1092 Stätten, davon 845 Kulturerbestätten in 167 Ländern tragen bereits den Welterbe-Titel. Seit 1981 gehört auch der Speyerer Kaiser- und Mariendom dazu. Auf der aktuellen deutschen Vorschlagsliste zur Aufnahme als Weltkulturerbe stehen die SchUM-Stätten nach Angaben Hahns auf Platz fünf. Schon 2004 hätten die Jüdischen Gemeinden gemeinsam mit dem Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) die SchUM-Städte zum Weltkulturerbe empfohlen, wies sie auf 17 Jahre Vorlauf hin. Seit 2014 bereite eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe, die drei beteiligten Städte und die jüdischen Gemeinden den Antrag und geforderten Managementplan vor. Auf dem sensiblen Weg zur Welterbeliste stünden religiöse und historische Belange an erster Stelle. Im Sommer 2021 werde sich das Welterbe-Komitee damit befassen, kündigte Hahn an. „Aus unserer Sicht sind die Voraussetzungen erfüllt“, betonte sie. Cluse gab den Zuhörern einen umfassenden Überblick über die SchUM-Städte als Erinnerungsorte vom Mittelalter bis in die Neuzeit. „Gedenken ist eine Aufgabe, Erinnern ein Bedürfnis“, betonte er. Fischer widmete ihren Vortrag einzigartigen jüdischen Bauten und Friedhöfen in Speyer, Worms und Mainz mit besonderem Augenmerk auf Speyerer Judenhof, Judenbad und erhaltenen Überresten der zerstörten Synagoge wie „Frauenschul“, Hörfenstern und Sitzbänken. Eindrucksvoll beschrieb Waldmann die Bedeutung der SchUM-Städte für die heutige Zeit. Die Speyerer Juden hätten beispielsweise einen Sprach-Mythos entwickelt, in dem nur eines wichtig gewesen sei: „Die Liebe zu Gott.“ Für die Juden, die sich nach dem Nationalsozialismus wieder in Speyer, Mainz und Worms angesiedelt hätten, leiste der Weltkulturerbe-Antrag einen maßgeblichen Beitrag zur Würdigung der besonderen geistigen Leistungen der Juden der SchUM-Städte. „Was touristisch von Bedeutung ist, ist für Juden nicht entscheidend“, betonte er. „Um diese einzigartigen Denkmäler zu verstehen, braucht es einen Hintergrund.“ Schon der Antrag auf Aufnahme auf die Weltkulturerbe-Liste sei eine Wertschätzung für Diaspora-Kulturen, war Himmelmann überzeugt. Für ihn, Beteiligte und Interessierte stand im „Archäologischen Schaufenster“ dem Titel „Weltkulturerbe“ für die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz ab Sommer 2021 nichts mehr im Weg.

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