Speyer Robert Mitchum in der Rheinallee
Für Michael Heinlein ist ein Maler auch ein Regisseur, seine Bilderserien mit Variationen eines Motivs sind verschiedene Kameraeinstellungen. Unter dem Titel „Capitol – Cinema in Camera“ stellt der Speyerer ab heute in der Städtischen Galerie im Kulturhof Flachsgasse aus. Der Name „Capitol“ soll an Speyers ehemaliges gleichnamiges Kino erinnern.
Wie sein Vorbild Hans Purrmann zog es Michael Heinlein zum Studium von Speyer nach München. Dort entdeckte er ein Bild eines Namensvetters. Er beschäftigte sich mit dem Werk des anderen Michael Heinlein und nahm das Motiv zur Vorlage für eigene Gemälde (wir berichteten). Einige davon sind in der Ausstellung zu sehen, ebenso wie eine Fotografie des Ursprungsgemäldes. „Sie ist voller Farbspritzer“, bemerkt Heinlein lachend. „Ich habe sie oft in einer Hand gehalten, während ich mit der anderen Hand den Pinsel geführt habe.“ Obwohl eigentlich eher der Pinsel die Hand Heinleins zu führen scheint. Denn zu Beginn weiß der Speyerer nicht, wie das Bild später aussehen wird – ähnlich einem Regisseur, der nicht weiß, welche Kameraeinstellung er am Ende verwendet. Zwar zeigen die meist großformatigen Bilder immer wieder eine Waldlichtung mit dem Gebirgsmassiv im Hintergrund. Doch jedes Gemälde ist anders. Mal fließt im Vordergrund ein Gebirgsbach, mal erscheint die Lichtung größer, mal scheint es, als münde ein kleiner Wasserfall in den Bach. Auch die Stimmung variiert von idyllisch zu mystisch und sogar bedrohlich. Das liegt an den Unterschieden in Farbwahl und Technik. Die energiegeladenen Pinselstriche machen die Wildheit der Natur, die Wucht der Elemente fühlbar. Manche Bilder der Werkserie sind so abstrakt, dass der Betrachter wohl nicht erkennt, was dargestellt ist – es sei denn, er weiß um den Ursprung. Bis vor ein paar Jahren war Heinlein – auch hier auf Purrmanns Spuren – ein regelmäßiger Gast in der Villa Romana in Florenz. Dort entstanden einige kleinformatige Exponate, bei denen er seine Leinwand durch Flyer, Veranstaltungseinladungen, Prospekte und Verpackungen ersetzte. Sorgfältig und fein sind die Pinselstriche bei Zypressen. Fast schon liebevoll wirkt eine Vase aus Muranoglas mit Blumen. Die kleinen Werke hat Heinlein in einer Formation gehängt, sodass sie eine Einheit bilden. Auch dabei hat sich der Künstler treiben lassen. „Das war vorher nicht unbedingt so geplant“, sagt er. Im Prozess habe er die Bilder und die Anordnung ausgewählt. Herzstück der Schau ist eine Version des Purrmann-Gemäldes „Rheinallee“ (1904), dem Heinlein eine cineastische Atmosphäre zuschreibt. In das großformatige Werk hat er Schwarzweiß-Fotografien seiner Idole im Bild installiert. Zu sehen sind da etwa die Schauspieler Otto Sander und Robert Mitchum, der Maler Paul Cezanne und der Schriftsteller Botho Strauß.