Speyer Rammstein im Bläsergewand

Pop- und Rock-Klassiker im Gewand einer Brassformation: Damit sorgt die Marshall Cooper Band für mächtig Stimmung. Am Freitagabend beim Speyerer „Kulturbeutel“-Festival hat sie das wieder getan – allerdings nur vor wenig Publikum.

Die Musiker um den Speyerer Bandleader und Trompeter Manuel Hilleke ließen mit gewieften, wendigen Bläsersätzen die Nummern tanzen. Über dem Groove von Schlagzeug und Sousafons ließen zwei Trompeten, Saxofon und Posaune ihre zündenden Arrangements federn. „Don’t let me be misunderstood“ etwa war solch ein Klassiker, der für Stimmung sorgte. Eine heißblütige Latin-Nummer war „A Mexican Affair“ mit hymnischen Melodien und Trompeten im Mariachi-Stil. Auch 70er-Jahre-Hits wie „Porque te vas“ machten sich gut im Brass-Sound. Für die Sahnehäubchen dieser Musik sorgte DJ Mahmut mit coolen Sounds und virtuosen Scratchingkünsten. Zudem gesellte er dem tanzbaren Groove mit Samplings und gesprochenen Einspielungen hörspielartige Kollagen bei. Victor Wolf lieferte raue, bärbeißige Soli am Tenorsaxofon über Scratchingrhyhmen. Von seinen Kindheitserfahrungen als Messdiener in seiner katholisch geprägten Heimat in Ostwestfalen erzählte Hilleke anhand einer weiteren eigens arrangierten Nummer: Nach dem Choral eines Kinderchors ging es beherzt zwischen „Stand by me“ und dem gepfiffenen und geblasenen Metal-Riff aus „Engel“ von Rammstein hin und her. Heiße Rhythmen vergangener Jahrzehnte in verwegene neue Arrangements zu kleiden, ist der Anspruch der Band. Rock, Funk und Soul gewinnen dabei neue Perspektiven. In Speyer kam das mit abgebrühter Lust über die Rampe. Dabei waren alle Nummern, die gehörig rocken, mit einer guten Portion Ironie ausgestattet.

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