Speyer Provokation im Rammstein-Stil

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Unter anderem mit Songs ihres aktuellen Albums „Ultra“ tritt die Berliner Rockgruppe Ost+Front am Samstag, 5. November, 20 Uhr, in der Speyerer Halle 101 auf. Im Vorprogramm spielt die österreichische Band Krankheit.

Auf dem Konzertplakat spritzt das Blut, und Bandmitglieder sind mit Gruselmasken sowie teilweise militärisch anmutenden Kleidungsstücken abgebildet: Noch vor dem für 19. November geplanten und kontrovers diskutierten Black-Metal-Festival „Sinister Howling“ (wir berichteten zuletzt am 26. Oktober) ist mit Ost+Front eine Formation erstmals in Speyer angekündigt, bei der Provokation durch Verwendung zumindest militärischer Symbolik offenkundig fester Bestandteil des Auftritts ist. Konzertveranstalter ist der Altriper Ralf Holle, mit dem der Speyerer Rockmusikerverein als Hallenvermieter seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Im vergangenen Jahr hatte Holle etwa die schwedische Hardrockgruppe Poodles in die Halle 101 gebracht. Ost+Front traten unter anderem vor zwei Jahren im Kaiserslauterer Kulturzentrum Kammgarn auf. Die Berliner Band rechnet sich nach eigenen Angaben der Stilrichtung der „Neuen Deutschen Härte“ und der sogenannten „Schwarzen Szene“ zu. Beobachter sprechen von einer musikalischen wie textlichen Nähe zur international erfolgreichen deutschen Rockgruppe Rammstein. Die Musiker agieren unter offensichtlichen Pseudonymen: So nennt sich Sänger Patrick Lange „Herrmann Ostfront“, Gitarren spielen „Siegfried Helm“ und „Otto Schmalzmann“, Bassist ist „Wilhelm Rotlauf“, für Tasten und Trommeln ist „Eva Edelweiß“ zuständig, und das Schlagzeug spielt „Fritz Knacker“. Das „+“ im Bandnamen soll Berichten zufolge der Absicht dienen, sich von einer thüringischen Gruppe namens „Ostfront“ und durch sie verbreitetem rechtsextremen Gedankengut zu distanzieren. Vor drei Jahren untersagte die Gemeindeverwaltung von Windeck im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis ein geplantes Ost+Front-Konzert. Vorausgegangen waren Beschwerden von Einwohnern und der lokalen Bürgerkulturstiftung, die Band verherrliche Gewalt und verfolge im Zusammenhang mit ihrem Namen politische Absichten. Unter anderem ging es um ein auf der Internetseite der Gruppe veröffentlichtes Video, in dem ein Schlächter auf Körperteilen herumhacke, die den Eindruck erweckten, sie seien menschlich. Die Musiker reagierten mit einer Stellungnahme, in der Sänger Patrick Lange schrieb: „Wir (die Band Ost+Front) möchten uns ausdrücklich dafür entschuldigen, dass wir uns anscheinend in einer Form präsentiert haben, die Sie durch unsere Direktheit verstört hat.“ Hinter dem Namen sei keine politische Motivation zu vermuten, und man wolle nicht zur Gewalt aufrufen. Eine Gefährdung der Jugend bestehe nicht. Zudem hätten sich die Musiker „selbst auferlegt, Konzertaufführungen lediglich Personen zu ermöglichen, die das Lebensalter von 18 Jahren nicht unterschreiten, obwohl das nicht unsere Pflicht wäre“.

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