Speyer Private Kontakte überdauern die Krise

Brexitbefürworter und Speyerfreund: Ratsvorsitzender Michael Seymour (rechts) zu Besuch bei Ex-OB Hansjörg Eger im August 2016.
Brexitbefürworter und Speyerfreund: Ratsvorsitzender Michael Seymour (rechts) zu Besuch bei Ex-OB Hansjörg Eger im August 2016.

Das englische Städtchen Spalding war seit 1956 Partnerstadt von Speyer, 2001 wurde diese Partnerschaft von englischer Seite für beendet erklärt. Laut dem Ratsvorsitzenden für den Bezirk South Holland, Michael Seymour, bestehen aber nach wie vor freundschaftliche Kontakte nach Speyer. Daran soll auch der Brexit nichts ändern, den er nach wie vor herbeisehnt.

Schön seien sie gewesen, die vielen Besuche auf dem Speyerer Weihnachtsmarkt, schreibt Michael Seymour. 2016 hatte sein Bezirk aus pro-europäischer Sicht traurige Berühmtheit erlangt: Im gesamten Königreich waren nur in der Nachbargemeinde Borough of Boston mehr Wähler für den Austritt aus der EU (75 Prozent), in South Holland stimmten 73 Prozent der Wahlberechtigten für den Brexit. Auch Seymour ist für den Austritt. In 20 Jahren sieht er Großbritannien als „wohlhabendes Land mit eigenen Regeln und Gesetzen.“ Natürlich habe dieses Zukunftsbritannien gute Beziehungen zu Europa, aber auch das Recht, Handelabkommen mit aller Welt abzuschließen, sagt er. Vom Ende der Partnerschaft in Speyer sei er enttäuscht, es habe aber von beiden Seiten kein Interesse mehr gegeben. Dem widerspricht Matthias Nowack, Pressesprecher der Stadt Speyer. Ihm zufolge sei man bereits sieben oder acht Jahre vor dem Ende der Partnerschaft über einen Verwaltungsbeschluss in Kenntnis gesetzt worden, nachdem von englischer Seite kein Interesse an einer weiteren Partnerschaft bestünde. „Natürlich bedauern wir das.“, sagt er. Schon seit Spalding 1974 Verwaltungssitz des neu gegründeten Bezirks South Holland wurde, habe das Engagement von englischer Seite spürbar nachgelassen. Speyer wiederum habe historisch bedingt ein Interesse an engen internationalen Verbindungen: „In Speyer werden Partnerschaften anders gelebt“, sagt Nowack mit Blick auf die Entscheidung in Spalding. Nach wie vor gebe es jedoch freundschaftliche Verbindungen zwischen den Städten, etwa durch den Club „Round Table 63“ oder den Mozartchor. Zehn britische Staatsbürger hätten zudem seit 2016 in Speyer einen Einbürgerungsantrag gestellt. Auch Seymour pocht auf die Freundschaften, die selbstverständlich weiter bestünden. EU-Austritt und gute Beziehungen nach Deutschland sind für ihn kein Widerspruch. Er hofft, dass die britische Regierung und die EU einen guten Deal aushandeln werden. In seinem Bezirk seien die Zustimmungswerte für den Brexit nicht nur stabil, sondern hätten sich sogar erhöht. „Die Menschen sind einfach besorgt und ihnen gefällt nicht, in welche Richtung sich die Europäische Union entwickelt“,erklärt er das Wahlverhalten in seiner Gemeinde. Laut der pro-europäischen Bewegung „European Movement“ in Lincolnshire, die seit dem Referendum regelmäßig Stimmungsbilder einfängt, ist die Zustimmung für den Brexit in der Grafschaft seit 2016 um fünf bis sechs Prozent gesunken. Michael Seymour möchte auch weiterhin Speyer besuchen und Freunde treffen. Er freue sich schon darauf, im Juli gemeinsam mit seiner Frau, seinem Sohn und der Schwiegertochter auf das Brezelfest zu gehen, erzählt er.

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