Speyer Pfälzer Abend mit Bug und Beutelspacher
Urkomisch, herzzerreißend, biblisch: Alexis Bug, Berliner Schauspieler mit Schifferstadter Wurzeln hat den Heimatbegriff im voll besetzten Speyerer Zimmertheater gemeinsam mit dem Speyerer Musiker Michael Beutelspacher vertieft. „Grumbeersupp un’ Quetschekuche“ war Lachmuskeltraining, hat die Seele berührt und begeistert.Geschichten aus der Heimat „immer uff pälzisch“ verspricht Bug. Er beginnt aber mit keinem Geringeren als Moses, der vom Berg Kalmit aus zehn Pfälzer Gebote verliest. „Ich bin der Chef und sonst gar keiner“, erklärt er unmissverständlich zum ersten.
Wenn es um Schifferstadter Wahr- und Weisheiten geht, erweisen sich Bug und Beutelspacher als geniales Duo. Mit großer Geste schmettert Bug Kindheitserinnerungen und dramatisch „Die Legende von Babylon“, eines seiner Lieblingslieder, melodiös ins Mikro. Die Ballade vom „Quetschekuche mit Grumbeersupp“ geht ans Herz. Erzählt Bug von den „Bääsle“ aus der Nachbarschaft, rollen Lach- statt Rührungstränen an den Wangen der Zuschauer herunter. Dass die Enkelin bei den Grünen gelandet ist, hält die Großmutter für eine totale Katastrophe. „Das Mädel ist indoktriniert“, ist Oma überzeugt.
Rettich und Reddisch
Zucchini sei in seiner Kindheit Spitzenreiter unter dem Gemüse gewesen, berichtet Bug und wagt sich in die Zeit, als der Rettich Anfang des 18. Jahrhunderts hier heimisch geworden ist. „Reddisch drüber oder reddisch net“? Klar, Bug redet drüber. Über Gott und die Welt, Obst und Gemüse oder Gereon Hoffmann. Der hat sechs „herrliche Wohlfühl-Heimatlieder“ beigesteuert – mit sozialkritischen und lokalpolitischen Akzenten.
Beutelspacher ist in jeder Beziehung der perfekte Assistent. Er reicht Bug Requisiten an, stimmt Lieder an, gibt jeweils den richtigen Ton an. „Humor darf die Grenzen des Respekts nicht überschreiten.“ Darin sind sich Bug und Beutelspacher einig und bringen „Freiheit“ frei nach Marius Müller-Westernhagen. Hymnengleich besingt Bug den Rettich, den Betze und die Haardt in einer Strophe. Die noch angemessenere Hymne ist Leonard Cohens „Take This Waltz“ in der Pfälzer Fassung „Moi Walzer“.
Wir sind alle Endivien
Hoffmanns Lied über Vater und Sohn stimmt nachdenklich, das ziemlich erotische Sündenfall-Gedicht holt die Zuhörer schnell zurück in die Komfort-Zone. Die Erkenntnis, dass Weißkohl kluges Gemüse ist und wir alle Endivien sind, gibt Bug dem begeisterten Publikum mit nach Hause. „Gieß dei Reddisch, sonst verdörrt er der“, rät er noch musikalisch.