Speyer Paletten auf Weltreise

Zum Teil aus Dudenhofener Holz: Europaletten von H.A.S.E..
Zum Teil aus Dudenhofener Holz: Europaletten von H.A.S.E..

«DUDENHOFEN/HERMESKEIL.»„Die Wälder am Rhein sind unser Notvorrat, weil der Abtransport in der Rheinebene bei fast jedem Wetter möglich ist“, sagt Stefan Schulz, Einkaufsleiter für Rundholz bei H.A.S.E. Wegen Regens und Frosts seien die Wege in höhergelegenen Gegenden wie dem Hunsrück und dem Pfälzerwald im Januar und Februar für Lastwagen kaum befahrbar gewesen. „Diese Monate sind die wichtigsten für unseren Betrieb“, betont er. Zu den bei H.A.S.E. benötigten Stämmen zählen deshalb die Kiefern aus dem „Brombeerheck“ im Dudenhofener Gemeindewald. Allein dort kamen nach Angaben von Frank Müsel, Technischer Produktionsleiter beim Forstamt Pfälzer Rheinauen, 273 Festmeter „Verpackungsholz“ zusammen. Während die unteren sechs bis acht, manchmal auch noch mehr Meter eines Kiefernstammes für „Sägebauholz“ auf Längen von drei bis vier Meter zurechtgeschnitten werden, sind 2,40 Meter das übliche Maß für das aus den mittleren Stammabschnitten gewonnene „Verpackungsholz“, informiert Diplom-Forstwirt Schulz. „Eine Europalette ist 1,20 Meter lang und 80 Zentimeter breit. Deshalb sind 2,40 Meter lange Stammabschnitte für uns am besten“, sagt der Einkaufsleiter. Solche standardisierten Paletten, ganz korrekt Europoolpaletten genannt, sind das wichtigste Produkt der Hermeskeiler Firma. Verarbeitet werden eigenen Angaben zufolge alle Nadelhölzer, davon sind rund 70 Prozent Kiefern. Nach der Anlieferung der Stammabschnitte werden diese entrindet, vermessen, sortiert und bis zur Weiterverarbeitung zwischengelagert. „In unseren Spanern werden die runden Seiten abgetrennt“, erklärt Stefan Schulz. Als Spanen wird der Vorgang bezeichnet, bei dem Hölzer durch Fräsen, Schleifen oder Drehen in eine bestimmte Form gebracht werden. „Danach sägen wir Kanthölzer, Bretter und Klötze auf Maß zu. Diese sortieren wir nach erster und zweiter Wahl sowie nach Länge. Alle Teile werden dann im Lager gestapelt.“ Die einzelnen Bestandteile der Europaletten gehen von Hermeskeil aus entweder zu einem weiteren Firmenstandort von H.A.S.E. in Kirchberg (Hunsrück) oder zu anderen Paletten-Herstellern, teilt Schulz mit. „In Kirchberg haben wir eine vollautomatisierte Produktion. Dort stellen wir neben Europaletten auch alle anderen Arten von Paletten her, zum Beispiel Chemie- und Einwegpaletten“, sagt er. Jährlich verarbeitet H.A.S.E. nach seinen Angaben mehr als 100.000 Festmeter an Nadelhölzern. Die mögliche Höchstmenge liegt bei 140.000 Festmetern. Eine Besonderheit bei der Paletten-Produktion ist laut Schulz die Trocknung des Holzes nach dem Standard ISPM 15 des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens, der eine Hitzebehandlung für mindestens 30 Minuten mit einer Kerntemperatur des Holzes von 56 Grad Celsius vorschreibt. „Das Holz muss hitzebehandelt werden, um die Verbreitung von schädlichen Pilzen oder Insekten auszuschließen“, erklärt er. Nicht wenige Käufer der Paletten, darunter Chemieunternehmen in der Pfalz, würden ihre Produkte in Länder auf allen Kontinenten liefern. In Brasilien und China etwa sind ISPM-15-Markierungen auf Paletten vorgeschrieben. Wenn Paletten beschädigt sind, können sie im Werk von H.A.S.E. in Unterbreizbach (Thüringen) repariert werden, informiert Schulz. Müssen sie doch einmal aus dem Verkehr gezogen werden, dann wird das chemisch unbehandelte Holz vielfach als Möbelstück weiterverwendet oder als Brennholz genutzt. Womit die Weltreise so manches Teiles einer Kiefer beendet wäre. Zumindest in Form von Holz – denn wenn es im Ofen landet, verbreiten sich Asche und Verbrennungsgase in der Luft.

Verarbeitet 100.000 Festmeter jährlich: Fabrik in Hermeskeil.
Verarbeitet 100.000 Festmeter jährlich: Fabrik in Hermeskeil.
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