Speyer Ohne Rückwärtsgang nach Mainz
18 Jahre war Walter Feiniler im Außendienst tätig, hat Bodenbeläge und Hotelausstattung vertrieben. Seit gut einem Jahr sitzt er für die SPD im Mainzer Landtag, ist für Friederike Ebli (Hanhofen) nachgerückt. „Die Politik ist eine andere Welt als die freie Wirtschaft“, sagt er mit dieser Erfahrung. Sie sei anstrengender, arbeitsintensiver. „Ich will mich zeigen im Amt“, so der 47-jährige Speyerer. Die andere Welt sei so schön, dass er Berufspolitiker bleiben wolle: „Ich bin guter Dinge, dass ich das Direktmandat hole.“ Auch ohne einen sicheren Listenplatz: Den Rückwärtsgang will er nicht einlegen. Politisch ging es für Feiniler stets voran. Seine Mutter war schon für die SPD im Stadtrat, er selbst trat mit 16 unter dem Einfluss der Abwahl von Kanzler Helmut Schmidt in die Partei ein. „Juso war ich aber nie“, berichtet er. Richtig aktiv sei er erst um 2002 geworden, angesprochen von der damaligen Stadtverbandsvorsitzenden Birgit Roth, als er im Ortsverein West den Vorsitz übernahm. Im Naturfreunde- und Awo-Vorstand mischte er außerdem mit. 2004 ging’s in den Stadtrat und für acht Jahre an die Stadtverbandsspitze seiner Partei. Seit 2012 führt er die Ratsfraktion. „Ich wollte schon immer in den Stadtrat und dazu beitragen, andere Verhältnisse herbeizuführen“, sagt er mit Blick auf die einstige Oppositionsrolle der SPD. 2014 stand die große Koalition. „Ich bin kein Mann von Fundamentalopposition“, sagt Feiniler. So habe er kein Problem gehabt, dem einstigen Gegner im Stadtrat die Hand zu geben, zumal es menschlich gepasst habe. Auf Landesebene hätte er damit mehr Probleme, gesteht er ein: „Da sind die Fronten härter.“ Müssten nach der Wahl SPD und CDU koalieren, täte er sich persönlich damit „sehr schwer“. Die Sozialpolitik und das Ringen um bessere Bedingungen in der Pflege seien ihm in Mainz sehr wichtig, betont der Abgeordnete. „Da will ich was bewegen.“ Als Junge aus der „Siedlung“ ist Feiniler im Oberkämmerer gelandet, „weil ich nur dort eine Wohnung gefunden habe“. Er schätzt seinen auswärts wohnenden Lebenspartner auch als wichtiges Regulativ. Ansonsten entspannt er beim Urlaub in den Bergen, im Winter Ski fahrend, im Sommer wandernd, zuletzt auch bei Kreuzfahrten. In der Wohnung sorgt alpenländischer Stil für Gemütlichkeit. „Und Akkordeon spiele ich wieder öfter, danach geht’s einem besser.“ Für die Theatergruppe der Naturfreunde habe er nach 20 Jahren leider keine Zeit mehr. Im Wahlkampf steht oft das Private zurück. Feiniler macht Hausbesuche, geht in „offene Wohnzimmer“, an Infostände, hat auch prominente Genossen zu Gast. Er muss kämpfen ums Mandat, er will kämpfen. „Alle Abgeordneten haben nur befristete Verträge“, betont der Handelsfachwirt. Auch deshalb will er mit seinem Wahlkampf-Rollermobil Piaggio Ape noch viele Kilometer zurücklegen. Das Problem, das er mit diesem Kleingefährt hat, passt zum beruflichen Plan: „Der Rückwärtsgang funktioniert noch nicht.“ Die fünf wichtigsten Ziele —Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Hochschule, zudem Gebührenfreiheit für die Meisterausbildung im Handwerk. —Eine gute Gesundheitsversorgung erhalten, Pflegeangebote im ambulanten und stationären Bereich ausbauen. —Sozialberufe (Pflege, Erziehung) aufwerten und endlich attraktiv entlohnen. —Familien stärken und fördern. Betreuungsangebote in den Kitas ausbauen. —Klein- und mittelständische Unternehmen sowie das Handwerk weiter stärken, um ihnen Standortvorteile in der Region zu verschaffen.