Speyer Noch Luft nach oben

Die Touristen sind offenbar begeistert von der Pfalzcard, die beteiligte Betriebe ihren Übernachtungsgästen schenken. Das berichten die Organisatoren sowie einige Anbieter. Fakt ist aber auch, dass in der Region bislang relativ wenige Hotels, Pensionen, Restaurants oder Freizeiteinrichtungen mitmachen.

Rund 1,4 Millionen Gäste übernachten in der Pfalz pro Jahr. Diese Zahl nennt Andreas Kühlwein, Geschäftsführer der Pfalzcard GmbH mit Sitz in Neustadt. Im Mai und Juli hätten jeweils etwa 8000 die Pfalzcard und damit die kostenlosen Angebote erhalten, im Juni seien es 6000 gewesen. Über 17.000 Mal wurde die Karte seit ihrer Einführung am 1. April laut Kühlwein verwendet. „Das ist prozentual betrachtet noch zu wenig, die Pfalzcard zu exklusiv“, sagt er. Darin ist sich der Pfalzcard-Geschäftsführer mit Vertretern der befragten Gemeinden einig. Vier von 15 hatten auf die RHEINPFALZ-Anfrage zur Zufriedenheit mit der Karte reagiert. Das liege nicht an mangelndem Interesse, sondern an der geringen Anbieter-Anzahl: Bislang zählt die Pfalzcard GmbH gerade mal 101 Gastgeber. Fünf bis sechs Häuser seien in der Vorbereitung, so Kühlwein. Erfreulich sei die Rückmeldung des für die Technik zuständigen Dienstleisters, dass die Pfalzcard den besten Start aller von dem Unternehmen eingeführten Karten hingelegt habe. Rückmeldung der Gäste positiv Eine Ferienhaus-Besitzerin aus dem Kreis Bad Dürkheim erzählt, dass die Gäste „total begeistert“ von der Karte seien und etwa Tagesausflüge ins Sealife nach Speyer unternähmen. Auch Maria Bergold, Geschäftsführerin des Büros für Tourismus in Maikammer, beobachtet: „Die Touristen sind hochzufrieden mit der Karte.“ Kostenloses Bahnfahren beliebt „Seit es die Pfalzcard gibt, ist der Parkplatz des Hotels Immenhof tagsüber voll“, weiß Maria Bergold. Denn die Gäste ließen ihr Auto stehen und nutzten das Angebot, kostenlos mit Bus und Bahn im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) zu fahren. Im Büro für Tourismus fragten viele nach Fahrplänen. Das Freifahrt-Angebot findet Michael Speiger, Beigeordneter der Gemeinde Elmstein sowie Vorsitzender des Vereins für Tourismus in Elmstein, gut: „Insbesondere für Urlauber ohne Auto oder Führerschein, die bisher nur selten ins Elmsteiner Tal kamen.“ Wenige Unterkünfte dabei Die Zahlen auf der Pfalzcard-Internetseite belegen: Im Kreis Bad Dürkheim sind lediglich 18 Gästeunterkünfte gelistet, darunter das Hotel Ritter von Böhl in Deidesheim sowie zwei Ferienwohnungen in Elmstein und jeweils eine in Esthal, Lambrecht und Meckenheim. Dabei gibt es im Kreis laut Arno Fickus, Sprecher der Kreisverwaltung, 733 Übernachtungsbetriebe. Im Bereich Neustadt gibt es 13 Pfalzcard-Partner, darunter die Jugendherberge, elf Ferienwohnungen und als einziges Hotel das Achat. Ähnlich sieht es im Landkreis Südliche Weinstraße (SÜW) aus. Von den 34 Anbietern sind allein sieben in Bad Bergzabern. In der Verbandsgemeinde Maikammer beteiligen sich das Hotel Immenhof in Maikammer sowie eine Ferienwohnung in St. Martin. 790 Übernachtungsbetriebe sind im Kreis SÜW gelistet – auf diese Zahl des Statistischen Landesamtes beruft sich Uta Holz, Geschäftsführerin des Vereins SÜW in Landau. „Mit den 34 beteiligen sich nicht einmal fünf Prozent der möglichen Anbieter“, betont Holz. „Natürlich wünschen wir uns, dass es deutlich mehr werden.“ Es sei jedoch teilweise schwierig, die Bedenken von vor drei Jahren, als das Projekt erstmals vorgestellt worden sei, zu zerstreuen. „Einige haben Angst, ihre Zimmerpreise erhöhen zu müssen“, weiß zum Beispiel Bergold. Freizeitangebote gut genutzt Im Museum Alte Samenklenge in Elmstein würden die kostenlosen Rundgänge nur schwach genutzt. „Was sicherlich auf die Öffnungszeiten am Nachmittag zurückzuführen ist“, sagt Michael Speiger. Anders sehe es bei der Elmsteiner Minigolf-Pitpat-Anlage aus. Inhaberin Carola Lauer habe bereits nach vier Wochen positive Zahlen geliefert. Auf Anfrage bestätigt sie, dass einige große Gruppen mit der Karte gekommen seien. „Das wurde dann mit dem Papierkram ein bisschen viel“, gesteht sie. Denn noch gebe es keine Möglichkeit, die Pfalzcard einzuscannen. Das Deidesheimer Freibad „Oase am Paradiesgarten“ hat nach der Information von Stadtbürgermeister Manfred Dörr bisher 101 Pfalzcard-Nutzer gezählt. Auch die Stadtführungen kämen gut an. Insgesamt gibt es laut Kühlwein 102 Anbieter. Verantwortliche optimistisch „Einige Betriebe gucken erst mal zu, wie es anläuft, und schließen sich bestimmt an“, mutmaßt Dörr. „Wir werden versuchen, verstärkt mit den Leistungsträgern zu kommunzieren und diese zum Mitmachen zu motivieren.“ Touristen, die von der Pfalzcard gehört und dann erfahren hätten, dass ihre Unterkunft kein Partner sei, wollten sich beim nächsten Mal gezielt nach Pfalzcard-Partnern umsehen, berichtet Bergold. Pia Neumann, Tourismusbeauftragte der Verbandsgemeinde Lambrecht, ist davon überzeugt, dass immer mehr Menschen die Unterkünfte anhand der Pfalzcard-Teilnahme aussuchen werden. Sie erhofft sich einen positiven Effekt auf die Aufenthaltsdauer. „Es ist nun an uns Touristikern, mehr Werbung zu machen, auch überregional, damit mehr Gäste auf die Pfalzcard aufmerksam werden. Nur dann werden die Betriebe mitziehen“, sagt Holz.

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