Speyer „Nicht nur irgendein Bronzestück“

Hier fühlt sich Noel Keller wohl: Im Gartenschuppen hat er seine Glockensammlung aufgebaut.
Hier fühlt sich Noel Keller wohl: Im Gartenschuppen hat er seine Glockensammlung aufgebaut.

«DUDENHOFEN.»Bei der RHEINPFALZ hat sich Noel Keller gemeldet, weil er es schade fand, dass die Serie „Glockengeschichten“, in der die Historie von Glocken im Speyerer Umland vorgestellt wurde, irgendwann zu Ende war. Seine Oma hatte ihm die Zeitungsartikel immer ausgeschnitten und vorbeigebracht. Woher die Leidenschaft für Glocken kommt? Vielleicht von der Mama, vermutet diese. Denn Rahel Keller stammt eigentlich aus der Schweiz und besitzt selbst eine kleine Sammlung von Kuhglocken. Sohn Noel haben es aber eher die großen Exemplare, die in Kirchtürmen schlagen, angetan. Seine Lieblingsglocke ist die Lutherglocke in der Speyerer Gedächtniskirche. „Die hat einen richtig schönen dunklen Klang“, sagt er. Eine Glocke verströmt für ihn Poesie, wie er sagt. „Das ist nicht nur irgendein Bronzestück. Das ist ein Musikinstrument.“ Angefangen hat die Leidenschaft schon als kleines Kind, als Noel eine kleine Glocke geschenkt bekam. Ein etwas größeres Modell hat sich der Junge, der Autist ist, einige Jahre später aus einem Blumentopf selbst gebastelt. Ernsthaft Glocken zu sammeln hat er 2015 begonnen. Die ersten Exemplare hat er dabei von dem Speyerer Künstler Ottmar Adam, einem Freund der Familie, bekommen. Mittlerweile sind etliche Glocken in verschiedenen Größen und aus verschiedenen Materialien hinzugekommen. Das größte Exemplar wiegt über neun Kilogramm. Zwei Jahre lang hat Noel Keller für die Glocke aus Italien gespart. Der Berufswunsch des Realschule-plus-Schülers: natürlich „Glockengießer oder Glockensachverständiger“. Aufgebaut hat der 15-Jährige seine kleine Sammlung in einem Schuppen im heimischen Garten. Dort lässt er seine Glocken auch regelmäßig läuten. „Wir haben sehr tolerante Nachbarn“, sagt Rahel Keller und lacht. Zusammen mit Papa Andreas Keller ist Noel seit einiger Zeit dabei, einen hölzernen Glockenturm zu bauen, für den er sich optisch vom Altpörtel in Speyer hat inspirieren lassen. Vier Glocken sind schon eingebaut, fünf sollen noch dazu kommen – plus eine auf der Turmspitze. Dem jungen Dudenhofener ist dabei besonders wichtig, dass die Glocken zusammen gut klingen. Wenn etwas mit dem Klang einer Glocke nicht stimmt, dann merkt Noel Keller das sofort. So hat er festgestellt, dass die Glocke der Dudenhofener Kirche einen unschönen Nachklang hinterlässt. „Das liegt daran, dass der Hammer auf der Glocke aufliegt“, vermutet der Jugendliche. Mit dem Pfarrer hat er deshalb schon Kontakt aufgenommen. Dass Noel Keller mit seinem Hobby nicht alleine ist, zeigen die beiden Kanäle auf dem Internet-Video-Portal Youtube, die der 15-Jährige seit Kurzem betreibt (DPLP Meine Glocken und DPLP Kirchenglocken). „Im März 2017 habe ich mein erstes Video gepostet, das haben schon mehr als 1000 Leute gesehen“, sagt er. 83 Glockenfreunde haben seinen Kanal abonniert. Mit einigen hat er sich auch schon per E-Mail ausgetauscht. Gelegenheit, Smartphone-Videos von läutenden Kirchenglocken zu drehen, hat Noel Keller bei den Fahrradtouren, die seine Eltern mit ihm zu Kirchen in der Umgebung unternehmen. Immer wieder erlebt er dabei Überraschendes: „In Neulußheim waren vier alte Glocken vor der Kirche aufgebaut. Das war sehr schön“, sagt er. Zweimal war der Dudenhofener schon in der Neustadter Stiftskirche. An Pfingsten ist bereits fest ein Besuch in Worms eingeplant. Dann werden dort neue Glocken für den Dom geweiht. Einen Traum hofft sich Noel Keller zudem noch erfüllen zu können: Er würde gerne einmal die Glocken des Speyerer Doms aus nächster Nähe erleben. Leser-Aufruf Die RHEINPFALZ würde gerne weitere Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys vorstellen. Haben Sie auch solch ein seltenes Steckenpferd? Dann melden Sie sich per E-Mail an redrpk@rheinpfalz.de, per Telefon unter 06232 130741 oder schreiben Sie uns: Die RHEINPFALZ, Heydenreichstraße 8, 67346 Speyer.

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