Speyer Negative Zinsen für Privatkunden ausgeschlossen

Die Verantwortlichen stöhnen über die niedrigen Zinsen, die ihr Geschäftsmodell belasten. Dennoch meldet die Sparkasse Germersheim-Kandel für das Geschäftsjahr 2014 eine erneute Steigerung der Bilanzsumme um 0,7 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro und einen Gewinn in Höhe des Vorjahres von rund 4,5 Millionen Euro. „Wachstum in schwierigen Zeiten“, überschreibt Vorstandsvorsitzender Siegmar Müller den Jahresabschluss.

Müller räumt aber auch ein, bald nicht mehr weiter zu wissen, wenn die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank noch lange so weitergeht. Zumindest bis 2016 rechnen Müller und sein Vorstandskollege Manfred Gehrlein nicht mit einer Zinssteigerung. Danach? Wer weiß? Jedenfalls will die Sparkasse den Tabubruch, negative Zinsen einzuführen, so lange wie möglich hinauszögern. „Für Privatkunden können wir es, glaube ich, ganz ausschließen“, meint Müller. Institutionelle Anleger müssen möglicherweise mit Gebühren für die Aufbewahrung ihres Geldes rechnen. Was Müller und Gehrlein umtreibt, ist dabei auch die Sorge um die Altersvorsorge ihre Kunden – mit den entsprechenden Produkten war das bis vor kurzem ein Geschäft für beide Seiten. Deshalb denken die Sparkassen laut über die Einführung einer staatlichen Sparzulage nach. „Der Staat profitiert bei seinen Krediten ja von den niedrigen Zinsen“, begründet Müller den Vorstoß. Dann könne er ja auch die Sparer (und deren Banken), die darunter leiden, etwas unterstützen. Ohne Sparzulage sehen Müller und Gehrlein Aktien als Vermögensanlage immer weiter in den Vordergrund rücken. Während die beiden erfolgreichsten risikolosen Anlagen der Sparkasse durchschnittliche Verzinsungen von 0,6 und 0,3 Prozent pro Jahr bieten, „kann man bei Wertpapiergeschäften schon etwas mehr zeigen“, sagt Gehrlein. Aktien guter Firmen mit regelmäßiger Dividendenausschüttung böten schon drei, vier Prozent Rendite. Man müsse dafür aber Schwankungen des Vermögenswertes (Aktienkurs) in Kauf nehmen. Was die aktuelle Rekordjagd des Deutschen Aktienindexes angeht, glauben die Sparkassenchefs, dass er noch Luft nach oben hat. Einen Rückgang konstatiert der Jahresbericht bei der Vermittlung von Immobilien. „Die Nachfrage ist da“, sagt Müller, „aber das Angebot fehlt.“ Vor allem für die Gemeinden entlang der S- und Stadtbahn gebe es viele Anfragen. „Die großen Dörfer wachsen weiter, die kleinen stagnieren oder schrumpfen. Die Infrastruktur ist das entscheidende Kriterium für die Nachfrage.“ Jockgrim, Kandel und Rülzheim liegen in diesem Rennen um Einwohner vorne, lesen die Banker aus ihren Zahlen ab. Müller macht kein Geheimnis daraus, dass der Erfolg seiner Sparkasse – Niedrigzinspolitik und gesetzlicher Regulierungswut zum Trotz – auf dem Standort im wirtschaftlich starken Landkreis Germersheim beruht. Darauf wolle man sich allerdings nicht ausruhen, und vor allem wolle man die Kundenbeziehungen pflegen. Zwei zusätzliche SB-Geschäftsstellen sollen im Laufe dieses Jahres eingerichtet werden. Die 26 Geschäftsstellen mit Beratern vor Ort bleiben bestehen. Immer wichtiger werde das Onlinegeschäft, fast die Hälfte der Konten werde über Onlinebanking geführt. In Workshops mit jungen Leuten seien deren Bankbedürfnisse herausgearbeitet worden, so Müller. Diese Bedürfnisse sollen nun in den Sparkassenalltag einfließen. Dass das Geldinstitut im Internet und in den sozialen Netzwerken vertreten ist, sei mittlerweile selbstverständlich – trotz aller Datenschutzdebatten gerade um Facebook. (tom)

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