Speyer Nachtkonzerte der Musiktage

Annemarie Pfahler: Hier im Mai 2021 im Dom.
Annemarie Pfahler: Hier im Mai 2021 im Dom.

Bei den Internationalen Musiktagen Dom zu Speyer gibt es wieder zwei Nachtkonzerte in der Klosterkirche von St. Magdalena. In einem erklingt ein lange verschollenes Stück.

Keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, Sie sind hier nicht im Polizeibericht gelandet, der von Streitigkeiten zu später Stunde berichtet. Der Titel des Beitrags bezieht sich nämlich nicht auf Zores im Dunkeln, sondern auf den Namen des Komponisten Georg Friedrich Händel, der in diesem Jahr mit im Blickpunkt der Internationalen Musiktage Dom zu Speyer steht, die am Samstag beginnen.

Der Höhepunkt dieses Händel-Festes am Rhein wird am 3. Oktober in St. Joseph die Aufführung des Oratoriums „Joshua“ sein, doch auch in anderen Konzerten erklingt Musik des Halleschen Meisters – unter anderem in den beiden Nachtkonzerten, die nun wieder in der Klosterkirche St. Magdalena stattfinden und wieder von einem Künstlergespräch zuvor im Großen Chorsaal und einem Empfang danach im Haus der Kirchenmusik eingerahmt werden.

Sonaten für Blockflöte

Im ersten der Nachtkonzerte am Mittwoch, 21. September, um 21 Uhr in der Klosterkirche St. Magdalena erklingen einige der Sonaten für Blockflöte und Generalbass mit Torsten Greis, Blockflöte, Robert Sagasser, Gambe, und Domkapellmeister Markus Melchiori, Cembalo.

Von Händels sieben Blockflöten-Sonaten erschienen die meisten in einem Druck um 1725 und liegen in einer Reinschrift vor. Händel benutzte sie wohl für den Unterricht im Generalbassspiel, das er unter anderen Princess Anne erteilte. Klar, damit kann natürlich nicht die Tochter der am Donnerstag verstorbenen Queen gemeint sein. Die hier erwähnte Princess Anne war die älteste Tochter von King George II. und seiner Frau Caroline von Ansbach. Sie war Meisterschülerin und Förderin Händels. In einigen der Blockflötensonaten greift der Komponist Themen aus seinen Opern auf, aus einer hat er später ein Orgelkonzert gestaltet.

Wiedergefundenes Gloria

Im zweiten Nachtkonzert am Mittwoch, 28. September, 21 Uhr, in der Klosterkirche St. Magdalena erklingt mit der Triosonate g-Moll HWV 390a für zwei Violinen und Generalbass auch Kammermusik von Händel. Das Hauptwerk ist hier aber eines, das bis vor 21 Jahren über zweihundert Jahre lang niemand als Werk Händels kannte. Das wohl 1707 für einen Gottesdienst in Rom komponierte Gloria ist der Nachwelt nämlich irgendwie verloren gegangen. Es lag ohne Namensangabe in einer Londoner Kopie der Abschrift von Opernarien Händels aus den späten 1730er-Jahren bei. Um 2000 sah sich der Hamburger Musikwissenschaftler und Händel-Forscher Hans-Joachim Marx die Noten dann einmal näher an und erkannte in ihnen ein frühes Werk Händels.

Für Händel als Schöpfer sprechen bei dem etwa 20-minütigen Werk für Sopran, zwei Violinen und Generalbass vor allem die deutlichen motivischen Entlehnungen aus anderen seiner Werke der italienischen Zeit, wie den Psalmvertonungen „Laudate pueri“ oder „Nisi dominus“.

Hans-Joachim Marx kommt zu dem Schluss, dass das Manuskript zunächst der Sängerin Margherita Durastanti gehört haben könnte. Mit dieser arbeitete Händel schon in Italien zusammen. Sie war seine erste Agrippina – und sang später auch in einigen seiner Londoner Opern mit, so noch 1734 in „Arianna in Creta“.

2001 wieder aufgeführt

In seiner Besetzung gleich das Gloria, das den Text aus dem Messordinarium in der Art einer Kantate in sechs Sätze unterteilt, anderen Werken für Solosopran, die Händel in Italien komponiert hat. Zu diesen gehört auch das Salve Regina HWV 241, meines Erachtens die schönste und beste Vertonung des mit Speyer bekanntermaßen eng verbundenen mittelalterlichen Textes.

2001 wurde das Gloria bei den Händel-Festspielen in Göttingen unter Leitung von Nicolas McGegan und mit der Sopranistin Dominique Labelle erstmals wieder aufgeführt.

Das Gloria ist mittlerweile ein häufig und gerne aufgeführtes Werk Händels. Es ist als Lobgesang für eine hohe Stimme das ideale Gegenstück zu Bachs Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ oder Mozarts Motette „Exsultate jubilate“. Es gibt auch zahlreiche CD-Aufnahmen, die erste mit Dame Emma Kirkby entstand sogar noch vor der Wiederuraufführung.

Die Sängerin in Speyer ist die junge Sopranistin Annemarie Pfahler, die hier schon eindrucksvoll gesungen hat. Christine Rox und Hans-Joachim Berg, Violine, Ute Petersilge, Violoncello, und Markus Melchiori, Orgel, begleiten sie in dem Nachtkonzert.

Info

Karten für die Konzert der Musiktage gibt es im Dom-Besucherzentrum, in der Tourist-Information Speyer, Maximilianstraße 13, 06232 142392, online unter www.reservix.de und bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen bundesweit, auch beim RHEINPFALZ-Ticketservice.

Erst seit 21 Jahren wieder Teil von Händels Werkkanon: das Gloria.
Erst seit 21 Jahren wieder Teil von Händels Werkkanon: das Gloria.
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