Speyer Nach dem Tod: Gegenwart und Zukunft

So was von 2018: Der Trend geht weg von Einheitsurnen.
So was von 2018: Der Trend geht weg von Einheitsurnen.

Am Ende des Lebens wartet der Tod. Das ist eine ebenso abgedroschene wie endgültige Wahrheit. Die „Speyerer Tage zum Friedhofs- und Bestattungsrecht“, eine Veranstaltung der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften, beschäftigen sich seit zehn Jahren mit gesellschaftlichen Umbrüchen in diesem Bereich. Stichworte: religiöse Vielfalt und eine neue Einstellung zum Tod. Gestern und vorgestern waren 100 Tagungsteilnehmer und Referenten zum zehnten Mal in der Aula der Universität damit beschäftigt. Zum Jubiläum hat Tagungsleiter Professor Ulrich Stelkens eine Produktausstellung im Hörsaal 1 installiert. Wer sie besucht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ewige Ruhe können Verstorbene heute in Kristallen, Wasserurnen, an Bäumen und immer noch ganz traditionell im Sarg finden. Ein paar Exemplare sind im Hörsaal aufgebaut. Schlicht, weiß lackiert oder rustikal. „Wir orientieren uns an der Möbelindustrie. Auch Särge spiegeln den Zeitgeist wider“, erklärt die Vertreterin eines saarländischen Bestattungsunternehmens. Wie im Leben gilt momentan – den Ausführungen der Expertin zufolge – auch nach dem Tod: Zurück zur Natur. Das kleinste Grabmal der Welt ist gläsern. Es ist in Herzform zu haben, als Symbol oder als Schmuckstein. „Eingeschmolzene Asche in Glas konserviert“ – so nennt der Anbieter seine innovative Bestattungsidee. Dazu zählt auch der „Baum der Erinnerung“. Seine Blätter für jeweils ungefähr 400 Euro sollen „unwürdige“ Sozialbestattungen in anonymen Wiesengräbern ablösen, erklärt er. Mit einer entsprechenden App auf dem Mobiltelefon könnten Hinterbliebene das gläserne Blatt an besonderen Tagen ihres Verstorbenen in buntes Licht tauchen. Dagegen sind die Wasserurnen gegenüber oder Stoff-Futterale für Überurnen geradezu gewöhnlich. Beim Stand eines holländischen Urnengroßhändlers wird es bunt – kunstvoll bis kitschig. Asche-Behälter in Teddybärform, als Planet oder Blumenskulptur sind Geschmacksache. Die futuristische Urne aus nicht abbaubarem Fiberglas sei bisher in Deutschland nicht erlaubt, weist die Ausstellerin noch auf unterschiedliche Gesetze in Europa hin. Für alle anderen Produkte in ihrer Vitrine legt sie Deutschland betreffend die Hand ins Feuer. „Individualität wird immer wichtiger“, erklärt sie. Erinnerungsdiamanten präsentiert ein Schweizer Betrieb in Speyer. Im geschliffenen oder polierten Rohdiamanten können Hinterbliebene die Asche ihrer Verstorbenen in Schmuckstücke einarbeiten lassen. Mindestens 500 Gramm Asche seien zum Pressen nötig. Das Geschäft könnten Kunden schon zu Lebzeiten abschließen, so die Ausstellerin. Das Thema, um das es parallel bei der Tagung in der Aula geht, ist dagegen sehr 2018: die Probleme vieler Friedhöfe mit Verwesung. Organisator Stelkens zieht am Ende eine positive Bilanz. Es sei mit der Ausstellung geglückt, das abstrakte Thema anschaulich zu machen. „Es ist ein Bereich, der jeden angeht, aber bisher eher unterbelichtet ist. Deshalb wollte ich ein Signal setzen.“

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