Speyer / London Musik von Händel bei den Musiktagen

Georg Friedrich Händel: Hier sein Denkmal auf dem Marktplatz in seiner Geburtsstadt Halle.
Georg Friedrich Händel: Hier sein Denkmal auf dem Marktplatz in seiner Geburtsstadt Halle.

Die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer sind auch ein Händel-Fest. Händel hat 1737 das passende Stück zum Tod einer englischen Königin komponiert.

Die ganze Welt blickt seit Donnerstag Abend nach Großbritannien und nach London – und gedenkt des Heimgangs von Queen Elizabeth II. Dadurch bekommen nun auch die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer in gewissem Sinn eine unerwartete Aktualität, denn sie sind heuer neben einem Bach- und vor allem Schütz-Fest nicht zuletzt ein Händel-Fest.

Der 1685 in Halle geborene Musiker war seit 1727 englischer Staatsbürger und eng mit dem damaligen Königshaus verbunden. Er komponierte denn auch zahlreiche Werke für die Royals, darunter neben Wasser- und Feuerwerksmusik auch die vier Krönungsanthems für die Krönung George II. im Jahr 1727. Das berühmteste, „Zadok, the Priest“, kennen heute nicht zuletzt die Fußballfans in Europa: Es wird in der Hymne der Champions League aufgegriffen.

Das Stück der Stunde

Vor allem aber gehört es zum Musikprogramm der Krönungen seit jener vor 295 Jahren – und es wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Kürze bei der Krönung von King Charles III. musiziert werden.

Das Stück der Stunde von Händel aber ist das Funeral Anthem HWV 264 „The ways of Zion do mourn“. Es wurde zum Tode von Queen Caroline, der Gattin George II., im Jahr 1737 geschrieben und bei der Trauerfeier in der Westminster Abbey aufgeführt.

Den Text nach Bibelstellen stellte der Sub-Diakon von Westminster Edward Willes zusammen – und er passt zum Anlass des Todes einer großen englischen Monarchin in diesen Tagen genauso gut wie vor 285 Jahren.

Schon die Zeitgenossen erkannten aber auch den hohen Rang von Händels Musik in diesem Werk, das der Komponist später im ersten Teil seines Oratoriums „Israel in Egypt“ als Klagegesang auf den Tod des Joseph wiederverwendete.

Von Mozart verwendet

Auch Mozart kannte und schätzte diese Musik, denn der Anfang seines Requiems, das im vergangenen Jahr die Musiktage im Speyerer Dom eröffnete, basiert auf dem ersten Chor von Händels Funeral Anthem.

In Speyer werden bei den Musiktagen in diesem Jahr zwar andere Werke Händels aufgeführt. Das im Abschlusskonzert gespielte biblische Oratorium „Joshua“ aber ist irgendwie auch eine Staatsmusik für das englische Königshaus. Es gehört zu den vier Oratorien, die im Gewand der alttestamentarischen Geschichten den Sieg des Duke of Cumberland, des Sohns von George II. und Caroline, über die Jakobiten feiern.

Händels kompositorisches Werk ist gewaltig und umfasst alle damals üblichen Gattungen. Allein für vier Konfessionen hat er Musik geschrieben: für die lutherische, die anglikanische, die methodistische und die katholische Kirche. Das katholische Gloria, in Italien komponiert, wird in Speyer erklingen – und die Neun Deutschen Arien nach Texten aus Barthold Hinrich Brockes „Irdisches Vergnügen in Gott“ sind gar Ausdruck überkonfessioneller Naturmystik.

Chor der Westminster Cathedral

Übrigens gibt es noch einen weiteren englischen Akzent bei den Musiktagen. Als Gastchor von Weltrang wird der Westminster Cathedral Choir am Samstag, 24. September, um 19.30 Uhr im Dom auftreten. Auf dem Programm der Engländer stehen Werke der Renaissance, der Romantik und der Moderne, die die stilistische Vielfalt dieses weltweit einzigartigen Chores demonstrieren. Der Chor gilt als einer der herausragenden katholischen Kathedralchöre und wurde gegründet, um täglich in der Londoner Westminster Kathedrale in den Gottesdiensten zu singen. Der Chor unternimmt aufgrund seiner vielen Verpflichtungen sehr selten Konzertreisen. Die 1903 geweihte katholische Kirche Westminster Cathedral im Stil des Markusdoms von Venedig ist nicht zu verwechseln mit der Westminster Abbey, wo die englischen Könige gekrönt werden und viele von ihnen, aber auch Politiker, Wissenschaftler oder Künstler (wie Händel) bestattet sind.

Info

Die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer gehen vom 17. September bis 3. Oktober. Musik von Georg Friedrich Händel gibt es in vier Konzerten.

Am Mittwoch, 21. September, 21 Uhr, in der Klosterkirche St. Magdalena erklingen Sonaten für Blockflöte und Basso Continuo mit Torsten Greis, Blockflöte, Robert Sagasser, Gambe, und Markus Melchiori, Cembalo. Um 20.15 Uhr ist ein Künstlergespräch mit den Interpreten des Nachtkonzerts im Großen Chorsaal im benachbarten Haus der Kirchenmusik. Im Anschluss an das etwa 40-minütige Konzert gibt es einen Umtrunk mit einem „Speyerer Gedeck“ (Brezel und Wein) ebenfalls im Haus der Kirchenmusik.

Am Mittwoch, 25. September, 17 Uhr, singt in der Klosterkirche St. Magdalena Anabelle Hund, Sopran, die Neun Deutschen Arien auf Text von Barthold Hinrich Brockes. Es spielen das Barockensemble L’arpa festante und Markus Melchiori, Orgel.

Am Mittwoch, 28. September, 21 Uhr, erklingen in der Klosterkirche St. Magdalena das Gloria, D-Dur, HWV 245 und die Triosonate g-Moll, HWV 390a. Annemarie Pfahler, Sopran, Christine Rox und Hans-Joachim Berg, Violine, Ute Petersilge, Violoncello, und Markus Melchiori, Orgel, musizieren. Das Gloria war lange verschollen, es wurde 2001 in Göttingen wiederuraufgeführt. Auch hier gibt es das Künstlergespräch und den Umtrunk.

Am Montag, 3. Oktober, erklingt um 17 Uhr in der Kirche St. Joseph das Oratorium „Joshua“ mit Joowon Chung, Sopran, David Erler, Countertenor, James Gilchrist, Tenor, Konstantin Wolff, Bass, der Domchor Speyer, das Barockorchester L’arpa festante. Die Leitung hat Domkapellmeister Markus Melchiori.Karten gibt es im Dom-Besucherzentrum, in der Tourist-Information Speyer, Maximilianstraße 13, 06232 142392, online unter www.reservix.de und bei allen ReserviX-Vorverkaufsstellen bundesweit, auch beim RHEINPFALZ-Ticketservice.

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