Speyer Musik aus der Ukraine

In der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer: die vier Musikerinnen aus der Ukraine.
In der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer: die vier Musikerinnen aus der Ukraine.

Ein Benefizkonzert mit jetzt in Deutschland lebenden ukrainischen Musikerinnen in der Friedenskirche St. Bernhard machte mit Musik aus dem Land bekannt.

In St. Bernhard in Speyer gab es ein denkwürdiges Konzert an einem denkwürdigen Ort. Vier junge Frauen aus der Ukraine musizierten Lieder ihres Heimatlandes. Ohne den dort herrschenden Krieg wäre es nicht dazugekommen, so wie die Friedenskirche St. Bernhard nie ohne Mahnung in der Folge des Zweiten Weltkriegs gebaut worden wäre.Gemeindereferent Bernhard Werner von der Dompfarrei Pax Christi wünschte zur Begrüßung, dass Konzert am Vorabend des Gedenkens zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor 78 Jahren ein kleiner Beitrag zum Frieden in ganz Europa sei. Hierfür gäbe es keinen geeigneteren Ort als die vor 70 Jahren als Zeichen der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland erbaute Friedenskirche.

Das Benefizkonzert für das von der Dompfarrei und vom Caritas-Zentrum Speyer betreute ukrainische Begegnungscafé in St. Hedwig und die „Kinderhilfe Ukraine“ (als Nachfolge-Projekt der Berghausener Tschernobylhilfe) der Pfarrei Hl. Hildegard Dudenhofen wurde bewusst als Nachklang zum Fest der Kulturen geplant.

Erstes gemeinsames Konzert

Die Künstlerinnen boten einen Querschnitt durch die moderne ukrainische klassische Musik. Obwohl es für sie das erste gemeinsame Konzert mit einem solch umfangreichen Programm war, war von ihrer Nervosität nichts zu spüren. Die beiden Sopranistinnen setzen seit einem Jahr ihre in der Ukraine an der Musikakademie Kyiw begonnene Ausbildung an der Karlsruher Hochschule für Musik fort, Mariia Sytailo bei Hanno Müller-Brachmann und Ruslana Danyliv in der Klasse von Friedemann Röhlig. Sie begeisterten das Publikum mit ihrem herrlichen, bis in die höchsten Lagen leicht wirkenden Gesang. So durfte die von Sytailo vorgetragene Arie der Oksana „Komm, komm“ aus „Der Saporoger an der Donau“ von Semen Hulak-Artemovskyi (1813-1873) nicht fehlen, die als erste Nationaloper der Ukraine gilt. Vertreten war auch das von Danyliv dargebotene Kunstlied „Oh, wecke den Mond nicht auf“ von Mykola Lysenko (1842-1912), der die moderne Musikkultur der Ukraine begründete. Der Botaniker kam über die Beschäftigung mit ukrainischen Volksliedern zur Musik. Er studierte in Leipzig Klavier und Komposition und später in St. Petersburg bei Rimski-Korsakow.

Die Musikpädagogin Khrystyna Smulska hatte bis 2022 das Kulturzentrum in einer Gemeinde im Westen der Ukraine geleitet und wirkte seit Mai als Altistin in Extra-Chören der Frankfurter Oper und des Pfalztheaters Kaiserslautern in mehreren Opernproduktionen mit. Mit ihrem warmen Mezzosopran überzeugte sie unter anderem mit einem Lied über die Liebe zur eigenen Mutter oder mit dem kokett vorgetragenen und von Desideria Zadora (1912-1985) arrangierten Volkslied „Ich weiß, dass ich gesündigt habe“. Am E-Piano wurden die Sängerinnen souverän von Lisa Golovnenko begleitet, die schon länger in Deutschland lebt und als Repetitorin an mehreren Musikhochschulen und als Klavierlehrerin arbeitet.

Bewegende Emotionen

Auch wer keine ukrainischen Sprachkenntnisse hatte, wurde von den in den Liedern enthaltenen Emotionen wie Leidenschaft, Freude oder Trauer bewegt. Unter die Haut gingen das von allen auf Deutsch mitgesungene „Ich bete an die Macht der Liebe“ von Dmytro Bortnyanskyi und das vom Geläut der Glocke begleitete „Gebet für die Ukraine“ (Lysenko 1985). Tosender Applaus dankte den Musikerinnen, die zwei Zugaben haben. In seinen Schlussworten dankte Pastoralreferent Markus Lamm besonders Paul Neumann für die ehrenamtliche Hilfe als Übersetzer und die Unterstützung seiner Kulturstiftung, ohne die dieses Konzert nicht möglich gewesen wäre.

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