Speyer Mit hohem Anspruch

Die Reihe sommerlicher Kammermusiken in der Gotischen Kapelle im Adenauerpark hat die Speyerer Kantorei unter ihrem Leiter Robert Sattelberger am Sonntagabend gestartet. Das Konzert hat quasi als Generalprobe für eine kleine Konzertreise fungiert, die die Kantorei in die Leipziger Michaeliskirche sowie in den Merseburger und den Naumburger Dom führt.

Ein solch ambitioniertes Unterfangen weckt die Erwartung, dass der Chor besonders gut präpariert ist. Diese wurde voll erfüllt, es wurde trefflich gesungen, und auch die begleitenden Instrumentalisten zeigten sich in bester Verfassung. Schlüssig und gut strukturiert war das Programm: jeweils eine Chor- und Instrumentalkomposition aus Frühbarock, Hochbarock, Klassik und der neueren protestantischen Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts, dazu ein längeres romantisches Chorwerk – Kompositionen, die jeweils ihre eigenen, durchaus hohen Ansprüche stellten. Aber die Kantorei, der an der Gedächtniskirche ansässige Chor des protestantischen Kirchenbezirks Speyer, zeigte sich unter Sattelbergers engagierter und nachdrücklicher Leitung allen Aufgaben gewachsen. In Heinrich Schütz` deutscher Magnificat-Vertonung „Meine Seele erhebet den Herren“ beispielsweise bewies der Chor viel Präsenz beim schnellen Umschalten von sicher gesungenen polyphonen auf rhythmisch klar und präzise gestaltete homophone Passagen. Auch die vielsträhnige, komplexe Polyphonie der Choralmotette „Nun lob, meine Seel, den Herrn“ wurde adäquat umgesetzt. Hier ist indes der einzige Kritikpunkt anzubringen – war doch an einigen wenigen Stellen zu spüren, dass der Tenor etwas spärlich besetzt war. Das meiste aber kam stimmlich ausgewogen und klangvoll herüber. Kraftvoll, mit Sinn für den kantablen Chorklang der Wiener Klassik, wurde dann Wolfgang Amadeus Mozarts „Te Deum laudamus C-Dur“ vorgetragen. Felix Mendelssohns Chorwerke sind von barocken Strukturen geprägt, verbunden aber mit romantischer Farbigkeit. Dies wird auch in der Choralkantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ hörbar. Hier durfte man sich an einem in allen Passagen vollen runden Chorklang erfreuen. Zum Abschluss stand die „Kleine Geistliche Abendmusik“ für Sopran, Chor, Streicher und Orgel „Christ, du bist der helle Tag“ von Hugo Distler auf dem Programm. Der Kantorei gelang es, die Wirkkraft dieser Musik eindrucksvoll zu vermitteln. Mit schön und klar geführter Stimme, mal machtvoll, mal anrührend, konnte – wie zuvor schon bei Mendelssohn – die Sopranistin Eva Landmesser glänzen. Zuverlässig begleitete das Streicherensemble mit Juliane Sauerbeck (Violine), Miriam Glas (Violine), Birgit Glas (Bratsche) und Karin Farthing ( Cello), das auch eigene Akzente setzte.

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