Speyer „Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln“

„Lobbyist für das Gute“ hat ihn ein Journalist einmal genannt. Christoph Bals (55) aus Landau setzt sich seit über zwei Jahrzehnten für Menschenrechte, Ernährungssicherheit und das Klima nicht nur in Deutschland ein. Er tut dies in seiner Eigenschaft als politischer Geschäftsführer der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch.

„Ich bekämpfe gerne Hoffnungslosigkeit und Depression mit guter Strategie.“ So beschreibt Christoph Bals, Sohn des emeritierten Landauer Politikwissenschaftlers Günter Bals, seine Arbeit. Für ihn ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit, auf ein eigenes Auto zu verzichten und sich vegetarisch zu ernähren. Der im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Landau gekommene Bals – geboren wurde er in Starnberg, wo sein Vater 1960 beruflich tätig war – ist Autor mehrerer Bücher, hat zahlreiche Fachartikel geschrieben, ist ständig unterwegs, um für die Anliegen des von ihm mitgegründeten Vereins Germanwatch zu werben. In mehreren international agierenden Steuerungs- und Beratungsgremien mit den Themenschwerpunkten Klima und Entwicklung sowie Klima und Wirtschaft ist er aktiv. Seit Jahren ist er als Beobachter bei den Klimagipfeln der Vereinten Nationen dabei. In Landau besuchte Bals das Eduard-Spranger-Gymnasium, wo er 1979 sein Abitur machte. Nach dem Zivildienst im Vinzentius-Krankenhaus studierte er Theologie, Jura, Volkswirtschaft, Soziologie und Philosophie in München, Belfast, Erfurt und Bamberg. Studienbegleitend absolvierte Bals eine journalistische Ausbildung mit Praktika beim Bayerischen Rundfunk, bei der Frankfurter Rundschau und der Süddeutschen Zeitung. Ehe er 1992 zu Germanwatch kam, wo er seit 2005 der für die Strategieentwicklung zuständige politische Geschäftsführer ist, baute er zusammen mit zwei Kollegen in München ein Journalistenbüro auf – mit den Themenschwerpunkten Energie und Umwelt in der früheren DDR sowie Nordirland-Konflikt. In seiner heutigen Position zeichnet er für drei Themenstränge verantwortlich: Energie(wende) und Klimaschutz in Deutschland und international, Landwirtschaftspolitik und Welternährung sowie Unternehmen und Menschenrechte. Ausgangspunkt für ihn und seine Mitstreiter sei immer die Situation der von Klimawandel, Hunger oder Menschenrechtsverletzungen direkt betroffenen Menschen, unterstreicht er. Im Dezember besuchte Bals Kleinbauern in Peru, deren Existenz durch Fluten aus wegen des Klimawandels massiv gewachsenen Gletscherseen gefährdet ist, um gemeinsam nach konstruktiven Auswegen zu suchen. „Dieses Jahr wird ein besonders spannendes Jahr“, sagt Bals: International würden die Spielregeln für die Entwicklungsfinanzierung neu festgelegt, es würden für Entwicklungs- und Industrieländer Entwicklungs- und Umweltziele vereinbart, und es solle zu einem neuen internationalen Klimaabkommen kommen. Außerdem richte Deutschland den G-7-Gipfel aus, der für diese Prozesse wichtige Impulse geben könne. Bals: „Zugleich werden in Deutschland und der Europäischen Union wichtige Weichenstellungen für die Energie- und Klimapolitik gesetzt.“ Bals: „Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln.“ Er verwies darauf, dass der Klimawandel Hitzewellen, Starkregen mit Überschwemmungen, Wirbelstürme und steigende Meeresspiegel erzeuge, zudem würden die Meere wärmer und saurer. Er ist überzeugt, dass es möglich ist, den Klimawandel zu begrenzen: „Dies wäre nötig, um die größten Risiken zu vermeiden. Mit jedem verlorenen Jahr wird es schwieriger und teurer, dieses Ziel zu erreichen .“ (güw)

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