Speyer Mission erfüllt: „Spacelab D-2“ als „Meilenstein“

Erinnerungen an eine intensive Vorbereitung auf ihren Weltraumeinsatz sind wach geworden: Die Astronauten Ulrich Walter (links)
Erinnerungen an eine intensive Vorbereitung auf ihren Weltraumeinsatz sind wach geworden: Die Astronauten Ulrich Walter (links) und Jerry Ross haben sich zusammen mit zwei weiteren Teilnehmern der »Spacelab D-2«-Mission das originale Trainingsmodul von damals im Technik-Museum angesehen.

Inmitten von Europas größter Raumfahrtausstellung im Technik-Museum Speyer haben vier Teilnehmer der „Spacelab D-2“-Mission 25 Jahre danach bei einer Talkrunde vor circa 800 Besuchern auf ihre Forschung in der Schwerelosigkeit mit rund 90 Experimenten zurückgeblickt. Die deutschen Astronauten Ulrich Walter (64) und Hans Schlegel (66) haben im Gespräch mit der RHEINPFALZ die Bedeutung ihres zehntägigen Weltraumeinsatzes beschrieben und auch einen Blick in die Zukunft der Raumfahrt gewagt.

Ulrich Walter, seit 2003 Professor für Raumfahrttechnik an der TU München, sieht die wissenschaftliche Forschung in dem in Europa für das Space Shuttle entwickelten Weltraumlabor Spacelab im April und Mai 1993 als rundum erfolgreich an: „Mehr kann man aus einer Mission wissenschaftlich nicht herausbekommen. Nicht nur wegen der Anzahl der Experimente, 89 haben wir schließlich durchgeführt, sondern auch wegen ihrer Qualität. Es war alles sehr gut vorbereitet.“ Für die Auswahl der Versuche habe die Deutsche Physikalische Gesellschaft gesorgt. Der 64-jährige promovierte Physiker denkt gerne an das Training für die Mission zurück, die auch in dem im Technik-Museum ausgestellten „Spacelab Simulator“ ablief. „Wir wurden sehr intensiv in die Experimente eingeführt. Für uns selbst war das Training manchmal vielleicht ein Ticken zu aufwendig, aber für die Experimente selbst hat sich das schon stark gelohnt“, sagte er. Ebenso wie sein Kollege Hans Schlegel habe er jeden Versuch „aus dem Effeff“ gekannt. „Die Philosophie war: Wir müssen zu jeder Zeit alles machen können“, erklärte Walter. So konnten Experimente zwischen ihm und Schlegel, die in zwei verschiedenen Schichten arbeiteten, kurzfristig getauscht werden. Bei anderen Missionen habe es nur eine Schicht gegeben. Neben der Wissenschaft, für die hervorragende Ergebnisse erzielt worden seien, sei „Spacelab D-2“ auch menschlich ein Gewinn gewesen, betonte Walter. „Bis heute halten wir zusammen, man trifft sich regelmäßig. Es ist toll“, sagte er mit Blick auf seinen deutschen Astronautenkollegen und die beiden US-Raumfahrer Tom Henricks (65) und Jerry Ross (70). Kommandant Steven Nagel verstarb vor vier Jahren; Bernard Harris und Charles Precourt waren diesmal aus privaten Gründen verhindert. Hans Schlegel sprach von der „D-2“-Mission als „deutschen Meilenstein auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS, zu deren Betrieb, so wie er seit 19 Jahren läuft“. Zu dem Gemeinschaftsprojekt zahlreicher Staaten trug die Europäische Weltraumorganisation (Esa) insbesondere das Labormodul „Columbus“ bei. Bei dessen Installation wirkte der 66-Jährige im Februar 2008 auch mit einem Außenbordeinsatz mit. Er sei stolz darauf, dass er an dem internationalen Projekt, der ISS, habe mitarbeiten dürfen, sagte der Physiker. Die Zukunft der Raumfahrt liege für Schlegel und Walter in weiter von der Erde entfernten Zielen wie dem Mond und dem Mars, wenn es um staatliche Akteure geht. Bei privaten Aktivitäten im Weltraum sieht Schlegel neben Transporten von Material zur ISS bald auch erste bemannte Raumfahrzeuge dorthin im Einsatz. Walter betonte, dass staatliche Organisationen und private Unternehmen in der Raumfahrt zusammenarbeiten werden und „das auch sollen“. Der 64-jährige Professor erwartet, dass bald auch der Weltraumtourismus ein großes Thema sein werde. „Es wird Flüge mit Flugzeugen geben, die nur kurz in den Weltraum eintreten und gleich wieder zurückkehren. Es wird Touristen auf Stationen geben und sogar Flüge zum Mond. Den ersten Flug hat Elon Musk für nächstes Jahr angekündigt“, sagte Walter. Die von Gerhard Daum geleitete Raumfahrtausstellung bezeichnete Schlegel als einmalig, was ihre Vielfältigkeit angeht. Sie sei eine Inspiration für Väter, mit ihren Kindern dorthin zu kommen. Walter hält es für wichtig, Mädchen und Jungen die Sammlung zu zeigen, damit sie ihre Begeisterung für den Weltraum entdecken könnten.

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