Speyer Managerin mit S-Bahn-Anschluss

Am Montag nach den Sommerferien ist der Ernstfall angelaufen für Saskia Wollny. Die drei Kinder der neuen stellvertretenden Geschäftsführerin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) mussten erstmals in ihre neuen Schulen, der Jüngste in den Kindergarten. Die Mama musste wieder zur Arbeit nach Speyer. Ihr Mann arbeitet überwiegend von Zuhause aus. Das wird künftig der Alltag der Familie sein.

Am 1. Juli ist die Managerin von Nürnberg in den Landkreis Germersheim umgezogen. Der Arbeit nach. Aus Franken in die Pfalz. Von der Stadt aufs Land, aber mit S-Bahn-Anschluss. Neues Lebensgefühl vor allem für die Kinder. In einer Gemeinde zwischen Speyer und Germersheim ist die Familie fündig geworden. Das gerade gekaufte ältere Haus wird in diesen Wochen auf die Bedürfnisse der fünfköpfigen Familie zugeschnitten. „Das mit der S-Bahn war wichtig, gerade für die Kinder. Sie sind es von Nürnberg gewohnt, sind flexibler und unabhängiger damit“, sagt Wollny. „Familienmensch“ nennt sich die 47-Jährige. Das gemeinsame Frühstück sei ein Muss, möglichst auch immer das gemeinsame Abendessen. „Das sind wichtige Zeiten des Austauschs miteinander.“ Darauf wolle sie nie verzichten. Ansonsten liebt sie etwas Sport („Ich weiß, dass Bewegung wichtig ist“), leichte Wanderungen, Lesen, neuerdings Fahrradfahren. „Zur Kaisertafel nach Speyer ging unsere erste Fahrradtour. Es war toll, wir waren begeistert“, zeigt sie sich angetan von den Reizen und Möglichkeiten der Region. „Ja, uns gefällt es hier“, unterstreicht die „Neu-Pfälzerin“, die in Herford geboren wurde. Über die Pfalz könne sie jedoch noch nicht wirklich viel sagen. Zu kurze Zeit erst sei sie da. „Wein gibt es hier“, weiß sie aber schon. „Ich trinke gerne ab und zu ein Glas Weißwein“, bekennt sie. Kollegen gäben ihr eifrig Tipps für die Wahl der richtigen Flasche. Leider sei sie noch nicht dazugekommen, sie auszuprobieren. Ihr Büro in der DRV-Zentrale an der Eichendorffstraße ist noch kahl, an die Wand sollen auch höchstens ein Organigramm und Kinderzeichnungen. Es bleibt Arbeitsplatz, wird wohl keine Wohnung. Das Vorzimmer ist noch nicht besetzt. Wollny, gelernte Speditionskauffrau und studierte Betriebswirtin, hat zunächst in der Wirtschaft gearbeitet und sich von der Stelle einer Direktorin des Servicehauses der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg nach Speyer beworben. Dort war sie für 1700 Mitarbeiter verantwortlich. „Hier kommt mir vieles bekannt vor“, sagt sie. Schließlich habe sie schon bei einer öffentlichen Einrichtung gearbeitet. Der Ausdruck „Behörde“ oder „Amt“ für die Rentenversicherung gefällt ihr überhaupt nicht. „Wir sind ein großer öffentlicher Dienstleister, üben Gesetz aus, müssen das transparent und effizient tun, für unsere Kunden da sein“, definiert sie. Seit ihrem ersten Tag in der Domstadt arbeitet sie sich in die Materie ein, lernt Themen, Mitarbeiter, Abläufe kennen. Sie werde offen aufgenommen. „Da ist eine hoch qualifizierte, motivierte Belegschaft am Werk“, lobt sie ihre Kollegen. Offen wolle sie auch nach innen mit den 2300 Kollegen der DRV landesweit, davon 1300 am Hauptsitz, arbeiten. Hand in Hand zum gemeinsamen Ziel, lautet ihre Devise. Nicht von oben nach unten, sondern auf Augenhöhe unter Einbeziehung der Mitarbeiter wolle sie führen, bekennt sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das schließe selbstverständlich den Umgang mit dem Personalrat ein. Wollny spricht sachlich, ruhig, gleichwohl bestimmt. Zufriedenheit am Arbeitsplatz zahle sich auch in guten Leitungen aus, ist Wollny überzeugt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stehe ganz obenan. „Zunehmend kümmern sich Väter um die Erziehung, müssen Familie und Beruf unter einen Hut bringen.“ Der wachsende Pflegebedarf von Angehörigen stelle neue Herausforderungen an Arbeitgeber. Die DRV sei da sehr weit, habe sie schnell gemerkt. Vielfältige Arbeitszeitmodelle trügen dem Bedarf Rechnung. Vor allem die Ausschreibung ihrer Stelle habe sie nach Speyer gebracht. „Das war genauso formuliert, wie ich mir das für einen modernen Dienstleister vorstelle“, schwärmt sie. Auch sie will schließlich Job und Familie. „Nur die Bereiche Kliniken und Reha sind völlig neu für mich“, räumt Saskia Wollny – ganz offen – ein. Vielfach hat sie sich bei Besuchen an Ort und Stelle persönlich ein Bild von den aktuellen Fragestellungen gemacht. „Ich weiß inzwischen genau, wie sich meine Rente errechnet und wie sich diese Rechnung zusammensetzt“, behauptet die neue Geschäftsführerin mit einem Lächeln. Sie stehe zum deutschen Sozialsystem und der Finanzierung der Rente. „Meine Rente ist sicher“, ist sie überzeugt. „Aber ich mache hier nicht den Norbert Blüm“, betont sie sofort. Inhaltliche Aussagen zu Rentenfragen mache sie derzeit nicht. „Noch ist mein Vorgänger, Werner Munhofen, im Amt.“ Am 1. November beginnt offiziell Wollnys Amtszeit. Dann ist es richtig ernst. PS: Dass sie die erste Frau in der Führungsriege der DRV Rheinland-Pfalz seit Bestehen des Dienstleisters überhaupt ist, ist Wollny nicht der Rede wert. Auf einen Frauenbonus setzt sie schon gar nicht: „Ich bin immer normal behandelt worden, habe überall eine Chance gehabt. Ich glaube, ich bin auch hier aufgrund meiner Qualifikation ausgewählt worden.“ Basta. Thema erledigt. Arbeiten angesagt. Familienverträglich natürlich.

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