Speyer Männer von ganz hart bis zart

Singen ist männlich. Den Beweis hat der Männerchor Achorat des MGV 1911 Harthausen am Samstag in der voll besetzten Heilsbruckhalle erfolgreich angetreten. Mit „Life Is Life“ boten 19 Sänger unter der Leitung von Christoph Niederer ein Rock- und Popkonzert der besonderen Art. Das Speyerer Frauen-Duo Alan sorgte für eine eindrucksvolle weibliche Note.

Wer die für Männerchöre typischen traditionellen Lieder über Wein, Heimat und Liebe erwartet hatte, wurde in der Heilsbruckhalle enttäuscht. Stattdessen gab es den „lieben Augustin“ als umwerfenden Rap zu hören und zu sehen, zum „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang setzte sich Julius Michalczak als „Rosi“ in eine eindeutig zweideutig ausgestattete Telefonzelle und bot gemeinsam mit Christoph Niederer einen spektakulären Abgang. Halbmasken, Hawaiihemden, bunte Luftballons, ein Hauch von Travestie, Knutschszenen, originelle Hintergrundbilder, schrill-bunte Luftgitarren und ein Kuschel-Löwe: Mit einer choreografischen Meisterleistung und grandioser instrumentaler Unterstützung von Frank Winter (Bassgitarre), Daniel Fleischmann (Cajon) und Thomas Daub (Piano) gelang Achorat eine für einen Laienchor außergewöhnliche Revue. Die a cappella vorgetragene Swing-Bearbeitung der Bourree von Leopold Mozart zum Konzerteinstieg war ein Vorgeschmack auf das, was in den nächsten zwei Stunden folgen sollte: Internationale und nationale Evergreens, Volksweisen, Schlager, Musicallieder, der Titelsong der amerikanischen Sitcom „Two And A Half Man“, Hits der Neuen Deutschen Welle sowie „Dschingis Khan“, das Lied der gleichnamigen Gruppe im Eurovision Song Contest 1979. Musikalisch überaus sicher wechselte Achorat im Minutentakt zwischen melancholischem und maskulinem Chorgesang, setzte kraftvolle Bässe und Tenöre vor leise Töne. „Life Is Live“ von Opus sangen die Männer vor der Pause (und als Zugabe), Herbert Grönemeyers eigenwillige „Männer“-Rezeptur brachten sie ganz zart und voller Inbrunst zu Gehör. „Who Wants To Live Forever“ wurde zur tiefen Verbeugung der Sänger vor dem verstorbenen Queen-Frontmann Freddie Mercury. „Un poquito cantas“, das berühmte lateinamerikanische Tanzlied, erklang mitten in den Zuschauerreihen, eine zerrissene Jeans und eine Schürze wurden für Udo Jürgens’ Lied „Ich war noch niemals in New York“ bühnenreif. Geschickt hatten Andrea Trost und Alexandra Altpeter ihre Konzertbeiträge zwischen die der Männer platziert. Mitten in die Herzen der Zuhörer spielten und sangen sich die beiden als Duo Alan mit „Demons“ von Imagine Dragons. „Mit Daniel Fleischmann ist es perfekt“, sagte Alexandra Altpeter nach der Pause und erklärte damit den männlichen Bandzuwachs. „Here Without You“ berührte auch die Chorsänger nachhaltig. Nicht nur mit „Männer mag man eben“ hat Achorat hat am Samstag eine Lanze für das starke Geschlecht und den Chorgesang gebrochen. Die begeisterten Frauen und Männer in der Heilsbruckhalle dankten ihnen dafür mit tosendem Applaus im Stehen. (kya)

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