Speyer, Osnabrück, Hamburg Mädchenchöre singen im Dom

„Cantate Domino“: Rund 200 junge Sängerinnen unter Domkapellmeister Markus Melchiori beim Konzert im Dom.
»Cantate Domino«: Rund 200 junge Sängerinnen unter Domkapellmeister Markus Melchiori beim Konzert im Dom.

Im voll besetzten Dom zu Speyer gab es eine Begegnung der Mädchenchöre der Dommusik und der Schulchöre des Edith-Stein-Gymnasiums Speyer.

„O clap your Hands“ (Klatscht in die Hände!), eine Vertonung des Psalms 47 von Douglas Coombes, ist eines der Bravourstücke des Mädchenchors am Dom zu Speyer und es erklang natürlich auch in dem großen Konzert, das nicht zufällig unter diesem Motto stand, und bei dem Nachwuchs-, Aufbau- und Kammerchor des Ensembles zusammen mit dem Unterstufenchor und dem Großen Chor des Speyerer Edith-Stein-Gymnasiums, einer Schule für Mädchen, sangen.

Der Dom war voll besetzt, schon Viertel vor Sieben gab es nur noch Stehplätze. Die Mädchenchöre wurden von Domkapellmeister Markus Melchiori geleitet, die Schulchöre des Edith-Stein-Gymnasiums von Dagmar Wolf-Hauß und Dieter Hauß, die im Wechsel auch an Orgel und Klavier begleiteten. Orgel und Klavier spielte auch Domkantor Joachim Weller.

Das 75-minütige Programm brachte, dem Raum angemessen, geistliche Stücke von Schütz über Bach, Vivaldi, Mendelssohn, Dvorak, César Franck (mit dem berühmten „Panis angelicus“) bis zur Gegenwart. Gesungen wurde im Wechsel der einzelnen Chorgruppen, wobei in schöner Harmonie immer wieder auch die Dommädchenchöre mit den Schulchören zusammen in einigen Stücken auftraten. Freudig gestimmt waren die aufgeführten Werke, freudig war auch spür- und hörbar das Singen der Mädchen – und viel Freude macht auch das Zuhören. Der Konzerttitel machte dabei in mehrfacher Weise Sinn. Auch der Große Chor des Edith-Stein-Gymnasiums hatte mit „Kol Haneshamah“ nach einem Vers aus Psalm 150 von Robert Applebaum ein Stück im Programm, bei dem die Sängerinnen auch zum Klatschen aufgefordert waren.

„Cantate Domino“

Alle Chorgruppen beeindruckten mit ihrem Leistungsstand und zeigten in den sorgfältig und ausdrucksstark einstudierten Werken eindrucksvoll ihr Können. Am Ende traten die rund 200 jungen Sängerinnen dann gemeinsam auf und sangen eine weitere Psalmvertonung: „Cantate Domino“ nach Psalm 96 von Nancy Hill-Cobb.

Das Publikum im Dom war denn auch zu Recht begeistert und gab Ovationen im Stehen. Als Dank wurde das Finalstück noch einmal gesungen.

Es war eine ansprechende Konzertidee, die famos umgesetzt wurde.

Einige der bei diesem Konzert gesungenen Stücke des Mädchenchores am Dom hörten gerade erst auch Kirchenbesucherinnen und -besucher in anderen Gegenden der Republik.

Konzertreise in den Norden

Über den Feiertag Christi Himmelfahrt und das darauf folgende Wochenende waren der Mädchenchor am Dom und die Domsingknaben auf großer Konzerttour in Norddeutschland. Es war die dritte Reise der jungen Chöre der Dommusik in einem guten halben Jahr. Im Herbst waren der Mädchenchor in Erfurt, Berlin und Leipzig (mit Auftritten in der Thomaskirche) und zwei Wochen nach Ostern die Domsingknaben bei den Heilig-Rock-Tagen in Trier. Nun waren die nördlichsten Bistümer der Republik, Osnabrück und Hamburg, das Ziel. Im niedersächsischen Osnabrück gestalteten der Mädchenchor und die Domsingknaben ein musikalisches Abendlob „Cantate Domino“ am Vorabend des Himmelfahrtstags und sangen im Pontifikalamt am Feiertag im Dom zu Osnabrück unter anderem die Missa secunda von Hans Leo Hassler. Wie immer geleitet von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller.

Auftritt im Michel

Am folgenden Tag traten die beiden Chöre bei einer Mittagsandacht in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis auf, dem Wahrzeichen der Stadt und gewiss einem der bedeutendsten Gotteshäuser Deutschlands. Schließlich standen Auftritte in der Kathedralkirche des Erzbistums Hamburg auf dem Programm, dem Mariendom im Stadtteil St. Georg. Hier sangen der Mädchenchor und die Domsingknaben im Samstagabendgottesdienst und einem anschließenden Konzert zusammen mit der Mädchenkantorei an der Domkirche St. Eberhard Stuttgart unter der dortigen Domkapellmeisterin Lydia Schimmer. Dort gab es begeisternden Beifall im Stehen, aber auch in Osnabrück und im Michel fanden die Auftritte der jungen Sängerinnen und Sänger aus Speyer viel freudigen Applaus.

Kommentar

Chorarbeit ist nicht zu überschätzen

Das Wirken der Dommusik mit den jungen Chören hat eine ganz große kulturelle und die Persönlichkeit fördernde Bedeutung.

Im Hamburger Michel fanden und finden seit der Zeit von Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach unzählige Musikdarbietungen statt, eigentlich fast täglich. Und es gibt dort dann natürlich auch ganz herausragende Ereignisse. Man erlaube mir, nur eines besonders zu erwähnen. Im Juli 1988 dirigierte Leonard Bernstein dort mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mozarts Requiem in einer extremen Deutung, die aber auf ihre Art eine kongeniale interpretatorische Leistung und musikalische Sternstunde war.

Die Sängerinnen und Sänger des Mädchenchors am Dom zu Speyer und der Domsingknaben können von nun an sagen, dass sie just an dieser Stelle auf der Konzertempore der Michaeliskirche auch gesungen haben. Das mag jetzt banal, gar abwegig klingen. Das ist es aber nicht. Wie immer sich die Mitglieder der Jugendchöre am Dom in ihren kulturellen Vorlieben und ihrer religiösen Haltung entwickeln werden: Sie gewinnen und erlernen durch ihre Mitwirkung in diesen Chorgruppen neben vielen anderen Tugenden einen engen Bezug zu unserer Kultur in einem weitreichenden, fundamentalen Sinn. Das macht etwas mit ihnen – auf Dauer.

Und deshalb ist gerade in unseren Tagen eines zunehmenden und letztlich fatalen Verlusts der Bindung an unsere kulturellen und damit auch – abgesehen vom Recht eines persönlichen Glaubens oder Nichtglauben – religiösen Wurzeln die Arbeit der Speyerer Dommusik mit den vielen Chorgruppen bei Kindern und Jugendlichen, die so vorzügliche Ergebnisse mit sich bringt, von einer nicht zu überschätzenden und weit über den kirchlichen Raum hinausragenden gesamtgesellschaftlichen Bedeutung.

Im Hamburger Michel: die jungen Chöre der Dommusik auf der Konzertempore. Am Pult hier Domkantor Joachim Weller.
Im Hamburger Michel: die jungen Chöre der Dommusik auf der Konzertempore. Am Pult hier Domkantor Joachim Weller.
Im Mariendom in Hamburg: Finale des Konzerts der Speyerer Chöre zusammen mit der Mädchenkantorei aus Stuttgart.
Im Mariendom in Hamburg: Finale des Konzerts der Speyerer Chöre zusammen mit der Mädchenkantorei aus Stuttgart.
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