Speyer „Liebe bewegt die Menschen“
Hiltrud Kuhlmann steht zwischen zwei Herren: zumindest musikalisch. Die Sopranistin wurde nach Speyer eingeladen, um am 22. April beim Kontrapunkte-Konzert „Apparition“ im Historischen Ratssaal zu singen. Sie setzt einen Komponisten des 17. Jahrhunderts gegen einen zeitgenössischen US-amerikanischen. Antonia Kurz hat vorab mit Kuhlmann gesprochen.
Ja, danke der Nachfrage! Ich kann mich nicht beklagen, der Grippewelle bin ich zum Glück entwischt. Henry Purcell versus George Crumb. Zwischen ihnen liegen drei Jahrhunderte. Ist es nicht schwer, mitten im Speyerer Konzert umzuschalten? Beide Komponisten haben Musik in ihrem eigenen Stil komponiert, ja! Die Themen, mit denen sie sich dabei beschäftigt haben, weichen aber gar nicht so weit voneinander ab. Sind es nicht immer dieselben Dinge, die die Menschen bewegen? Liebe, Eifersucht, der Verlust einer Liebe? Meine Stimme ist ein verbindendes Element des Abends. „Apparition“ bedeutet aus dem Französischen übersetzt „Erscheinung“. Von wem ist das Werk? Der Zyklus „Apparition“ ist von dem amerikanischen Komponisten George Crumb. Es sind Lieder, die sich mit dem Leben und dem Tod auseinandersetzen. Diesen Lebenskreis stellt Crumb dar, indem die Melodie zu Beginn des Zyklus den Kreis am Ende schließt – oder eben wieder eröffnet. Ein ermutigendes Bild für den Zuhörer. Was macht beide Komponisten so besonders, dass Sie sie für das Konzert ausgesucht haben? Ich habe an der Hochschule in Würzburg einen Kurs zum zeitgenössischen Lied gemacht und dadurch viele „moderne“ Lieder kennengelernt. Von da an stand fest, dass ich „Apparition“ unbedingt einmal aufführen möchte. Ich finde es immer wichtig, Neues mit Altem zu kombinieren, um zu zeigen, wie sich eine Tonsprache über die Jahrhunderte hinweg verändert hat. Wovon erzählen die Werke? Wir haben einen Abend mit dem Titel „Fatal Night“ gestaltet. Die Themen drehen sich um Nacht und das Hadern mit dem eigenen Schicksal. Bis hin zu dem berühmten Gesang der Königin Dido, die sogar möchte, dass ihr Schicksal vergessen wird. Ein weiterer Kontrapunkt ist die Uraufführung eines Werks des Komponisten Peter Heeren. Er hat nämlich mit „Der geheimnisvolle Nachen“ einen Text von Friedrich Nietzsche eigens für dieses Konzert vertont. Klingt gruselig … „Der geheimnisvolle Nachen“ ist das einzige deutsche Gedicht des Abends. Sie hören Seufzer des Windes und bekommen immer wieder die nächtliche Unruhe des Protagonisten zu spüren. Aber seien sie beruhigt, am Ende schlafen „alle ach so gut! So gut!“ Peter Heeren ist sogar vor Ort und kündigt sein Werk an. Von wem werden Sie beim Konzert begleitet? Die Purcell-Werke werde ich zusammen mit Kristian Nyquist am Cembalo aufführen. Er ist ein Spezialist auf diesem Gebiet und bringt extra sein eigenes Cembalo nach Speyer mit. Bei Crumb und Heeren werde ich mit der Pianistin Christine Rahn zu hören sein. Mit ihr verbindet mich eine langjährige Zusammenarbeit. Ja, und dann ist da noch die Elektronik, die in der zweiten Hälfte des Konzerts zum Einsatz kommt. Sie arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich als Sopranistin. Welches Stück, welche Melodie treibt Ihnen die Tränen in die Augen? Zwei Stücke, die auf alle Fälle auf meiner Liste stehen, sind beim Konzert zu hören: zum einen Didos „Lament“ und zum anderen „O Let Me Weep“. Beide Stücke sind von Purcell. Und was hören Sie zum Einschlafen? Die Melodien, die vom Tag noch in meinem Kopf geblieben sind. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internetadresse www.rheinpfalz.de/ticket.